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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sehe, daß sie Leo und seine Freunde herausnehmen und das Auswechselteam aufs Feld schicken. Darf ich Sie in der relativen Stille einer Bar für Singles zu einem Drink einladen? Etwas anderes hat die Nachbarschaft hier nicht zu bieten.«
    »Nein«, sagte er. »Ich bleibe bis zum Schluß und werde ein paar ermutigende Worte für die Auswechselmannschaft bereithalten, denn die wird jetzt über ihre eigenen Füße stolpern und die große Chance verpassen, von der sie geträumt hat. Die Jungs brauchen Trost, wenn sie herausfinden, wie wenig das Hoffen aufs Spiel und das Spiel selbst miteinander zu tun haben.«
    »Ich habe den Verdacht, Sie sind der geborene Lehrer«, sagte Kate, »das ist heutzutage offenbar seltener als ein guter Glasbläser und unendlich viel wünschenswerter. Alsdann, bis zu unserem nächsten Sieg.«
    Später am Abend klopfte Kate an die Tür des Arbeitszimmers ihres Mannes. Auf sein »Herein« steckte sie den Kopf durch die Tür.
    »Beschäftigt?« fragte sie.
    »Ich sehne mich nach Ablenkung. Wir haben Ende März, und meine Gedanken wandern unvermeidlich in Richtung Steuererklä-
    rung. Trotzdem sage ich mir, ich könnte morgen überfahren werden, und dann wäre es doch schade, wenn ich zu früh damit angefangen hätte.«
    »Wenn du dich schon überfahren läßt, ist es viel leichter für mich, wenn deine finanziellen Angelegenheiten geregelt sind.«
    »Fühlloses Weib. Worum geht es, Kate? Ich dachte, du müßtest eine Rede schreiben, die mindestens vierzig Minuten lang ist und am 46

    Ende sogar noch Zeit für ein paar Fragen läßt.«
    »Ich habe über einen Klassenkameraden von Leo nachgedacht, dem ich heute begegnet bin. Es war eine einseitige Begegnung, wenn man die Berührung zwischen dem Panzer und dem Weizen, der ihn plattwalzt, überhaupt so nennen kann. Darf ich mich da in dieses technische Lederding aus Schweden lümmeln?«
    »Lümmle dich.« Reed lehnte sich in seinem Drehsessel zurück und legte die Füße auf eine offene Schreibtischschublade. Kate fiel wieder angenehm auf, daß zwischen Hose und Socken keine Haut zu sehen war.
    »Ich muß immer noch an diesen Tag mit Max denken«, sagte Ka-te.
    »Hat dich der Panzer daran erinnert? Kate, ich wollte dich schon lange fragen: Hast du je daran gedacht, ein weibliches Basketball-Team zu trainieren? Du müßtest inzwischen verdammt qualifiziert sein und könntest ihnen sagen, wie man einhändig dribbelt, ohne auf den Ball zu sehen. Das ist doch wirklich nicht anders als Englisch unterrichten.«
    »Reed, ich liebe dich. Wann wird sich einer von uns angebunden fühlen und um sein Leben rennen?«
    »Niemals, wenn es nach mir geht. Ich nicht, weil angebunden sein genau das Gefühl ist, das ich erleben möchte. Und du nicht, weil ich dir soviel Bewegungsfreiheit zu geben vorhabe, daß du mich vermissen und nach mir suchen wirst.«
    »Was ich gerade tue. Wunderbarer Mann – und das Haus im Wald hat geholfen. Reed, ich bin der glücklichste Mensch der Welt, und von Zeit zu Zeit habe ich das Gefühl, alles ist nur eine Scharade, und sowie ich aufhöre, kommt der Schmerz.«
    »Es ist schwer, in einer miserablen Welt glücklich, sicher und beliebt zu sein. Was hatte es denn mit dem Jungen im Aufzug auf sich?«
    »Er kam mir vor wie Nemesis oder das Schicksal, oder vielleicht einfach mein beunruhigtes Gewissen. Ich meine nicht den Jungen selbst, obgleich auch der schon schlimm genug war. Ich meine Cecily Hutchins und Dorothy Whitmore und Gerry Marston. Ich frage mich, wo jetzt ihr Porträt wohl ist und ob Max die Papiere an Wallingford verkauft hat.«
    »Warum verabredest du dich nicht mit ihm zum Lunch im Cos Club und fragst ihn?«
    »Reed, habe ich dir heute schon gesagt, daß ich dich liebe?«
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    »Zweimal«, sagte Reed, beugte sich über den Schreibtisch und streckte seine Hand aus.
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    Zweiter Teil

April

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    Fünf

    E s wurde dann doch fast Ende April, ehe Max und Kate sich zum Lunch treffen konnten. Max war offensichtlich stark mit Cecilys Nachlaß beschäftigt. Kate wuchsen die Vortragsverpflichtungen (die sie in den ruhigeren Herbstmonaten eingegangen war) fast über den Kopf. Außerdem stapelten sich unkorrigierte Fahnen, ungelesene Manuskripte und unbeantwortete Briefe auf ihrem Schreibtisch. An der Universität blühten die Krisen, die ebenso zum April gehören wie Narzissen und Forsythien: der Etat des nächsten Jahres, das nächste Vorlesungsverzeichnis, das künftige Lehrerkollegium, die Dissertationen dieses Jahres, Examina,

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