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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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die Leseförderung. Mit dem unvermeidlichen Überschwang eines Menschen, der solch eine Karriere plant, begrüßte er Crackthorne und lobte dabei wortreich die Künste seiner Eggheads auf dem Spielfeld. Als er Kate vorgestellt wurde, brach er bei der Nennung ihres Namens in kleine Jubel-schreie aus.
    »Wie stolz Sie auf Ihren Sohn sein müssen, Mrs. Fansler.
    Manchmal ist er für die Trainer ein harter Brocken, aber ich sage immer, er ist ein guter Junge, und man merkt ihm die liebevolle mütterliche Fürsorge an. Man kann stets…«
    »Künstler, alter Junge…«, setzte Crackthorne an.
    »Ich weiß, es ist nicht mehr modern, Mütterlichkeit zu preisen«, fuhr Künstler fort und hob mahnend eine Hand, »aber man kann immer die Jungen ausmachen, die wahre mütterliche Zuneigung erlebt haben. Einige unserer Jungen…«
    »Künstler, alter Knabe, halt den Rand. Das hier ist Miss Fansler, Leos Tante, und sie ist nie Mutter gewesen. Wenn ich du wäre, wür-de ich meine Theorien über Mütterlichkeit nehmen und…«
    »In Ordnung, in Ordnung«, antwortete Künstler mit imponieren-44

    der Kaltblütigkeit, »ein feiner Junge, auch wenn seine Mutter tot ist.
    Sie haben voller Edelmut ihren Platz eingenommen.« Da es darauf, außer einem höflichen Kopfnicken, keine vernünftige Antwort gab, nickte Kate höflich und erlaubte Crackthorne, sie ziemlich abrupt in den Aufzug zu führen. Künstler war einige Schritte hinter ihnen zurückgeblieben, als sich die Tür zu schließen begann. Zweifellos war er noch ganz in Gedanken versunken über mütterliche Hingabe.
    Doch gerade als die Aufzugtür zuschnappen wollte, schob sich ein Arm dazwischen und ließ sie wieder aufgehen. Sechs außergewöhnlich große und laute Burschen ergriffen Besitz von dem Raum, wie eine Armee, die in ein Land einmarschiert und alle anderen Menschen, Beschäftigungen und Lebensformen herabsetzt. In Kate stieg ein Groll gegen diese jungen, auf der Schwelle zum Erwachse-nenalter stehenden Männer hoch, den sie auch nach Jahren intellek-tuellen Reifens und Vervollkommnens noch nicht unter Kontrolle gebracht hatte. Sie spielten sich auf, ihre Selbstbezogenheit war grenzenlos, ihre Arroganz greifbar. Auch wenn Crackthorne vielleicht nicht Kates instinktive Reaktion teilte, so bedauerte er doch, wie sich im geschlossenen Klima des Aufzugs eine machohafte Gleichgültigkeit gegenüber allem ausbreitete, was nicht jung und männlich war.
    »Ricardo«, schnappte Crackthorne. »Könnten wir wenigstens so tun, als nähmen wir auf andere Rücksicht? Das hier ist ein Aufzug und keine Kneipe.« In dem Moment öffnete sich die Tür zur Turnhalle, zu Krach, Rockmusik und männlichem Schweiß. Aber Kate begab sich dankbar aus der komprimierten in die verdünnte Atmosphäre der Adoleszenz zurück. Crackthorne folgte ihr, nachdem er den Invasoren noch ein paar Worte gesagt hatte. Jetzt erst registrierte ihr Bewußtsein den Namen, den er im Aufzug ausgestoßen hatte.
    »Ricardo?« fragte sie.
    Crackthorne ging vor ihr die Tribüne hinauf, suchte und fand in den Reihen der Jungen Stellen, wohin sie den Fuß setzen konnte.
    »Chet Ricardo«, sagte er, als sie wieder saßen. »Einer von der coolen Sorte. Sie wissen: Frauen, Drogen und allgemeine Glätte, und das alles mit fünfzehn. Im letzten Jahr entpuppen sie sich dann als nicht besonders gescheit, dafür waren sie zu früh in Höchstform. Leo gehört zum Glück nicht zu ihnen.«
    »Irgendeine Beziehung zu dem Maler Ricardo?«
    »Aber natürlich. Ich hätte merken müssen, warum Sie nachfrag-ten. Er ist sein Enkel und damit auch ein Enkel der berühmten Cecily 45

    Hutchins, die wohl für Sie und mich mehr von Bedeutung ist. Der Papa ist leider ein uninteressanter Geschäftsmann: Die Gene halten sich bis zur vierten Generation zurück. So sieht es jedenfalls aus.«
    »Komisch, daß Leo ihn nie erwähnt hat.«
    »Meine liebe gnädige Frau, es sind immer die Eltern und nicht die Schüler, die sagen: ›Ich war ja so überrascht, als unser Sonnyboy sein Jahrbuch nach Hause brachte: Darin gab es wenigstens zehn Jungen, von denen ich noch nie gehört hatte.‹«
    Nicht zum erstenmal sinnierte Kate über die seltsamen Verhaltensweisen der jungen Leute. Während der Adoleszenz nahm die Suche nach Identität viele, größtenteils schreckliche Formen an.
    »Wissen Sie«, brüllte sie Crackthorne ins Ohr, »ich glaube, wir dürfen dieses Spiel als gewonnen und unsere Pflicht gegenüber den jungen Sportlern als erfüllt betrachten. Ich

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