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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Hutchins-Papiere angeht.
    Was ist denn nun aus den Papieren, dem Porträt und dem Haus ge-53

    worden?«
    »Es sieht so aus, als wollten Sie darauf wirklich eine Antwort und hätten sich auf eine selbst für meine Verhältnisse außergewöhnlich lange Rede von mir vorbereitet. Cecilys Hinterlassenschaften, die literarischen und die anderen, haben nämlich ihre abenteuerli-chen Seiten.«
    »Sie meinen doch nicht auch ihre sterblichen Überreste, oder?«
    »Warum nicht? Es stellte sich heraus, daß sie auf dem nahegelegenen Stadtfriedhof in Maine beerdigt werden wollte. Sie hatte selbstverständlich eine Gruft gekauft, als Ricardo starb. Also mußte ihr Leichnam überführt und neben ihm bestattet werden. Ihre Kinder, der als Testamentsvollstrecker eingesetzte Anwalt und ich wußten, daß jeglicher Aufwand das Letzte war, was Cecily gewünscht hätte.
    Sie hatte erwartet, zu Hause im Bett zu sterben und nicht in England.
    Aber da nun genau das passiert war, hätte sie zweifellos ohne großes Trara bei ihrer englischen Verwandtschaft beigesetzt werden wollen: Aber – ein Testament ist ein Testament, also kam Cecily mit dem Flugzeug nach Boston und von dort mit dem Leichenwagen zu ihrer Gruft. Wir fuhren alle hinterher, aber erst Tage später, nachdem der Flughafen den Leichnam freigegeben hatte. Zollbeamte sind offenbar äußerst mißtrauisch, wenn es um Leichen geht. Aber wie dem auch sei, Cecily liegt nun sicher unter der Erde. Mit ihren anderen Hinterlassenschaften ging es nicht weniger kompliziert zu. Wollen Sie das wirklich alles hören?«
    »Aber sicher. Wollen wir hineingehen und essen? Ich habe einen Tisch am Fenster reservieren lassen.«
    »Aufmerksam wie immer«, sagte Max, als sie Platz genommen hatten. »Cecily hat einmal hier in der Bibliothek einen Vortrag gehalten. Vor Jahren. Einer ihrer seltenen öffentlichen Auftritte, bevor sie so berühmt wurde. Erinnern Sie mich, daß ich Ihnen einmal davon erzähle. Also, der langen Rede kurzer Sinn, wie ein besonders langatmiger Freund von mir immer zu sagen pflegte, ich habe die Papiere für eine hübsche Summe an Wallingford verkauft.
    Eine hübsche Summe. Ihre Kinder haben sich bei mir bedankt, und das mit gutem Grund. Sie haben nach dem Porträt gefragt. Das überquerte mehr oder weniger zur gleichen Zeit wie Cecily den Ozean, allerdings in der Gegenrichtung. Sie hat es der Tate Gallery vermacht. Es hätte ohne Zweifel ebenfalls einen hübschen Preis erzielt, wenn Sotheby’s es versteigert hätte. Aber der Anwalt ersparte den Erben jedes unziemliche Bedauern, indem er ihnen vorrechnete, daß 54

    die Steuer auf ein so großes Erbe wie das ihre und die für das Porträt sie ruinieren würde. Diese Schenkung an die Tate Gallery war wohl auch mit ein paar kleinen Steuerschwindeleien verbunden, aber davon verstehe ich nichts und will es auch nicht. Für so etwas nimmt man sich einen Anwalt, wie man einen Klempner holt, wenn man sich an den Rohren nicht die Finger schmutzig machen will. Allerdings sind Klempner schwerer zu finden als Anwälte, aber das müssen wir wohl nicht vertiefen. Dorothy Whitmore hängt nun in London und wird, wie ich gehört habe, täglich von Hunderten von Besuchern betrachtet. Das Haus ist für eine stattliche Summe verkauft worden, und die ganze Angelegenheit hat sich ohne Komplikationen regeln lassen. Leider haben die Kinder angefangen, sich in meinen Teil des Geschäfts einzumischen, und Ärger gemacht. Sie haben Cecily im Grunde nicht verstanden, deswegen hatte sie ja auch mich zum Verwalter ihres literarischen Nachlasses eingesetzt. Das haben sowohl der Anwalt als auch ich nachdrücklich und mehr als einmal hervorgehoben, aber das Problem war, daß die Kinder eine andere Bibliothek bevorzugten. Die reine Gier. Nicht von Seiten der anderen Bibliothek, die trifft kein Vorwurf, aber die Kinder. Ah, zum Glück ist der Schweinebraten so gut wie eh und je.«
    »Weiter«, sagte Kate. »Hören Sie nicht auf, wenn es gerade spannend wird. Ich weiß, es ist unfein, Sie zum Lunch einzuladen und dann nicht in Ruhe essen zu lassen, aber ich möchte einfach alles wissen.«
    »Und ich will Ihnen auch gern alles erzählen, das wissen Sie. Sie könnten vielleicht ab und zu eine Bemerkung machen, damit ich wieder einen Happen nehmen kann. Verstehen Sie, die Frage war, ob man Cecilys wachsenden Ruhm gleich zu Geld machen sollte. Er hatte ja einen ordentlichen Schub durch das bekommen, was als women’s lib zu bezeichnen ich nachdrücklich

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