Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
hat.«
    »Finlay?«
    »Der Kerl, der den Test geschrieben hat. Er ist ein Genie.«
    »Wenn er solch ein Genie ist, hätte er dann nicht darauf kommen können, daß das eine verdammt blöde Geschichte war?« Keine Frage, Reed war außer sich. Kate glaubte langsam zu begreifen, warum.
    »Ich hätte euch keine Namen sagen sollen.«
    »Das haben wir doch schon geklärt. Es erleichtert die Sache enorm, denn ich hatte schon angefangen, die beiden Burschen, und wer was tat und was nicht, durcheinanderzuwerfen. Wie hat Finlay dich denn belogen?«
    »Ricardo hat mir erzählt, daß Finlay für ihn den Test gemacht hat. Er hat damit geprahlt. Ich habe Finlay gefragt, und er hat gesagt, er war es nicht. Er hat gelogen.«
    »Komisch, aber laut Jimmy Breslin war das der Grund, warum in der Watergate-Geschichte am Ende die Guten gesiegt haben. Sie hatten was dagegen, belogen zu werden«, bemerkte Kate.
    Leo war zwar ein Bewunderer von Jimmy Breslin, ignorierte aber den Einwand.
    72

    »Natürlich sagen die meisten Kumpel, daß man sich nicht einmischen soll«, sagte er. »Aber Ricardo und Finlay haben es getan, oder etwa nicht? Jungs, die ich mag, haben Harvard nicht geschafft. Und die beiden prahlen damit herum. Aber der wirkliche Hammer ist, daß die Schule Bescheid weiß und verdammt noch mal nichts unternimmt.« Leo lehnte sich erleichtert zurück. Jetzt war die Hauptsache heraus.
    »Woher weißt du, daß die Schule es weiß?«
    »Weil einer es dem Direktor erzählt hat. Das weiß ich.« Es war offensichtlich, daß Leo nicht alle Verschwiegenheit aufzugeben bereit war. »Also hat er Finlay und Ricardo kommen lassen, und die haben geleugnet. Aber er weiß, daß es wahr ist. Er hat nur Angst, daß Finlays Vater, dem Wyoming gehört oder so, ihm die Hölle heiß macht. Und er will jeden Wirbel vermeiden. So eine Geschichte ist nicht gut für das Image der Schule.«
    »Aber die Tatsache, daß die ganze Abschlußklasse Bescheid weiß und hier ähnliche Verhaltensweisen wie in Watergate passieren, macht ihm nichts aus. Darum geht es dir doch?« sagte Kate.
    »Könnten wir Watergate nicht außen vor lassen?« sagte Reed.
    »Ich weiß, du hast recht. Es ist ein Watergate im kleinen. Ich ziehe meine Frage zurück. Ich nehme an, Leo, du weißt, wie – verdammt –
    fast alle Eltern in Amerika reagieren würden, wenn du ihnen mit der Geschichte kamst. Sie würden sagen, wie schrecklich sie es fänden, und dir als ihrem Kind raten, sich da nicht einzumischen. Weil am Ende immer du der Dumme bist. Rechtschaffenheit ist eine sehr unpopuläre Einstellung. Wir haben nichts dagegen, wenn andere Leute die Dreckarbeit für uns machen, aber wir behalten uns das Recht vor, sie als moralische Schweinehunde zu bezeichnen, wenn sie es tun. Deswegen war es auch nur Nixons irrwitzige Torheit, die die Politiker dazu gezwungen hat, etwas gegen ihn zu unternehmen.
    Ich weiß, ich weiß, wir diskutieren hier nicht über Watergate.«
    »Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll«, grummelte Leo.
    »Es kotzt mich nur an, und viele andere auch. Na gut, einige andere.«
    Reed sah ihn an. »Irgend etwas ist dir eingefallen. Was?«
    »Es war wirklich nicht meine Idee. Ein paar aus meiner Klasse meinten, wir sollten es wenigstens dem Lehrerkollegium gegenüber erwähnen. Ihnen die Möglichkeit bieten, es zu erfahren. Und es ein bißchen herumzuerzählen. Die Sache nicht einfach in Vergessenheit geraten lassen. Finlay und Ricardo werden uns wahrscheinlich um-73

    bringen«, setzte er hinzu. »Entweder das, oder sie stecken mir heimlich Heroin in die Tasche und rufen die Bullen.«
    Reed und Kate starrten ihn an. In ein paar Monaten wurde er achtzehn. Ein Teil von ihm war schon erwachsen, wußte um die Risiken, schätzte die Kosten ein und entschied, was die Wahrheit und das Gesetz ihm wert waren. Ein anderer Teil war noch Kind und machte sich, wie er das ausgedrückt hätte, in die Hosen vor Angst.
    Kate sprach als erste. »Der größte Fehler wäre in diesem Fall Überheblichkeit, Rechthaberei oder so.«
    Reed sagte: »Wenn ich dich richtig verstehe, wollen die meisten anderen es auf sich beruhen lassen.«
    »Genau. Sie sagen, man soll sich nicht in das Leben anderer einmischen. Aber wo hört das auf? Ich meine, wir mogeln alle, das gebe ich ja zu, aber es muß doch eine Grenze geben.«
    »Warum zum Teufel können die solche Tests nicht besser über-wachen?« fragte Kate.
    »Könnten wir noch einmal auf diese Geschichte mit den Wanzen zurückkommen, Leo?«

Weitere Kostenlose Bücher