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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Umkleideraum abzuhören?«
    fragte Leo schließlich.
    Reed verschüttete eine ordentliche Portion Martini, was bewies, daß ihn die Frage ebenso überraschte wie Kate. »Illegal? Natürlich 66

    ist es illegal. Gleichzeitig ist es heutzutage so selbstverständlich wie Mord und Bestechung. Als Beweismittel vor Gericht ist es wertlos.«
    »Was meinst du damit, daß es selbstverständlich ist?« fragte Ka-te.
    »Manchmal möchte ich dich am liebsten mein ahnungsloses Rot-käppchen nennen«, sagte Reed. »Jeder Geschäftsmann hat ein Diktaphon, das er mit einem Griff ans Telefon anschließen kann. Eigentlich darf er es nicht einschalten, ohne dem Gesprächspartner Bescheid zu sagen, aber er sagt sich, daß er doch nur eine Abschrift für die Akten braucht. Soviel ich weiß, ist es nicht ungewöhnlich, Leute, mit denen du gerade über eine Fusion verhandelst, mit einem ver-wanzten Firmenflugzeug nach Hause zu fliegen. Gibt es eine bessere Methode herauszufinden, wie die Chancen stehen? Oder man ver-wanzt die Herrentoilette. Vermutlich heutzutage auch die Damentoi-lette. Du hast doch von Watergate gehört, oder?«
    »Aber jeder im Weißen Haus wußte Bescheid.«
    »Jeder, der im Oval Office irgendeinen faulen Zauber ausheckte.
    Aber was ist mit den Burschen am anderen Ende der Leitung? Mit den Staatsoberhäuptern auf Besuch? Mag ja sein, daß sie es gewohnt sind.«
    »Kommt man dafür nicht ins Gefängnis?« fragte Leo. »Das habe ich ihnen jedenfalls gesagt.«
    »Leo«, sagte Reed, »ich habe das unangenehme Gefühl, wir sollten das Gespräch über Wanzen in Umkleideräumen und die damit zusammenhängenden gesetzlichen Aspekte hintanstellen und zur Sache kommen. Hast du vor, einen Umkleideraum zu verwanzen?«
    »Ich bin dagegen«, sagte Leo.
    »Wie um Himmels willen willst du das bewerkstelligen?« fragte Kate.
    »Also Kate, ich denke, das ist im Augenblick kaum das Thema.«
    »Du hörst dich an wie ein Vater im Film«, sagte Kate. »Ehrlich, Leo, natürlich bin ich entsetzt, aber auch furchtbar neugierig.«
    »Viele Jungs interessieren sich mächtig für Elektronik. Es gibt jede Menge Überwachungssysteme. Das Pentagon hat Massen davon.«
    »Die Frage ist nicht so sehr, warum du Swarthmore Harvard vor-gezogen hast, sondern wie du überhaupt soweit gekommen bist, bei dieser Klarheit deiner Gedanken und Ausführungen. Egal, du kannst es mir ein andermal erklären, wenn wir uns unterhalten, bevor du als Werfer wieder aufs Spielfeld mußt.«
    67

    »Harvard und Swarthmore, das ist genau der Punkt. Harvard jedenfalls. Ach, Scheiße.«
    Kate sah Leo an und merkte, daß er, wäre er zehn oder auch nur acht Jahre jünger gewesen, jetzt angefangen hätte zu weinen. Aber weil das in unserer Kultur ja undenkbar ist, hielt er seine geballten Fäuste gegen die Oberschenkel gepreßt. Sein Körper schwankte vor und zurück in dem Sessel, um dessen Beine und Bezug sich Kate keine Sorgen zu machen beschloß. Ihre Mutter, dachte sie mit einer gewissen Befriedigung, hätte sich zuallererst Sorgen um den Sessel gemacht.
    »Leo«, sagte Reed, »hat diese Geschichte einen Anfang, oder bist du noch dabei, verstreute Informationen zu sammeln und in einen Zusammenhang zu bringen? Du weißt, du kannst es uns erzählen und dann vergessen, daß du es getan hast. Oder du kannst dir selbst Fragen stellen, dich mit ihnen in die Ecke setzen und auf ihnen herum-kauen. Aber wenn du mit uns darüber reden willst, und ich habe eher diesen Eindruck, können wir dann versuchen, die einzelnen Punkte in eine gewisse Reihenfolge zu bringen, eine vernünftige, logische oder zeitliche, egal welche du bevorzugst?«
    Zum erstenmal lächelte Leo. »Reed, du redest schon wie Kate. Ist das immer so bei verheirateten Leuten?«
    »Leider nicht«, sagte Reed. »Kate redet einfach mehr wie Kate und kein bißchen wie ich.«
    »Also dann«, sagte Leo, »ihr wißt doch Bescheid über College Boards?«
    Reed und Kate starrten ihn an. Wenn es je eine rhetorische Frage gegeben hatte, dann diese. Vielleicht gibt es ja irgendwo Eltern eines jungen College-Aspiranten, die tatsächlich nichts über solche Kom-missionen wissen, aber dann muß man wohl vermuten, daß ihre Beziehungen zu dem Sprößling eher gegen Null tendieren. College Boards sind für die Zulassungsstelle eines College das, was eine wissenschaftliche Prüfungskommission für die Aufnahme in Oxford und Cambridge ist. Man kann es auch mit Geld oder sportlichen Leistungen oder einer Kombination aus beiden schaffen,

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