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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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erzählte ihr alles.
    Dann ging sie zu Bett. Am nächsten Tag würde sie genug Zeit haben, um mit einem Bestattungsunternehmen zu sprechen, um andere Leute zu benachrichtigen, seine Freunde, seine Kollegen. Jetzt musste sie schlafen.
    Spät am Abend wachte sie auf, ging in die Küche hinunter, kochte Kaffee und saß dann am Küchentisch, ohne von dem Kaffee zu trinken. Die Fenster hatte sie geschlossen, denn die Hitze hatte endlich nachgelassen und die Nacht war überraschend kühl.
    Langsam kehrte die Wirklichkeit zurück. Der Kaffee wurde kalt und bitter. Die Küchenlampe blendete. Draußen war es finster und still.
    Sie hatte die Nacht allein im Farmhaus verbracht, bevor ihre Verwandten kamen und sie holten. So entsetzlich lange schien sie her zu sein, ihre Kindheit, und doch war es so, als sei es erst gestern gewesen. Auch in jener Nacht hatte sie dagesessen und der Küchenuhr zugehört, die mit ihrem Ticken die Zeit vernichtete. Sie trank von dem kalten Kaffee, und dann kam der herzzerreißende Kummer.

4
    Eine Woche nach Johns Begräbnis stürzte sich Susan wieder in die Arbeit. Johns Diagnose Projekt war sehr umfassend, und sie fand eine Kollegin, die ihr half, die vielen Notizen zu ordnen, die er hinterlassen hatte. Diese Arbeit würde viel Zeit kosten. Die Notizen waren typisch John, inhaltlich wie chronologisch unzusammenhängend. Irgendwelche obskuren Rezepte für Coq au Vin fanden sich neben Bemerkungen über eine neue mathematische Formel oder einer weitschweifigen Kritik eines Konzertes im Kennedy Center. Johns Handschrift war krakelig und klein. Er schrieb keine ganzen Sätze und die Verben ließ er häufig ganz weg. Seite um Seite dieses Durcheinanders zu entziffern, kam der Entschlüsselung einer Geheimschrift nahe.
    Die Arbeit betäubte das Gefühl des Verlustes ein wenig, das Susan manchmal beinahe überwältigte. Die Nächte waren am schlimmsten. Es gab Dinge, an die sie sich nicht erinnern wollte. Sie hatte Johns Körper nicht mehr sehen dürfen, denn der Leichenbeschauer hatte den Sarg versiegelt, wie das bei Organspendern Vorschrift war. Dann hatte ein feierliches Begräbnis stattgefunden, wie John es verabscheut hätte. Der Geistliche war zu jung, um die Worte der alten Weisen zu verstehen, die er so überzeugt aus der Bibel vorlas. Johns Mutter stand im Zentrum der Aufmerksamkeit, nachdem ihr Sohn sich so lange von ihr ferngehalten hatte. Sie, Susan, dagegen wurde von seiner Familie ignoriert und war sich wie ein Eindringling vorgekommen; denn obwohl sie Tisch und Bett geteilt hatten, waren John und sie weder verheiratet noch zumindest offiziell verlobt gewesen.
    Nachher hatte Johns Mutter kühl die meisten der Antiquitätenzurückverlangt, die sie ihrem Sohn geliehen hatte; und für Percy hatte Susan ein neues Heim finden müssen. Allein wurde sie nicht fertig mit ihm und sie ertrug auch nicht die Erinnerungen, die seine treuen Augen in ihr weckten.
    Die ganze Zeit hatte Michael Burgess sie in bewunderungswürdiger Weise unterstützt und ihr geholfen. An einem kalten Dezembermorgen rief er an und lud sie zum Abendessen ein, was sie dankbar annahm. Er holte sie ab und sie fuhren zu einem kleinen französischen Restaurant in Georgetown, wo die Straße mit Kopfsteinpflaster versehen war und die Kronen der hohen Alleebäume richtige Lauben bildeten. Es war ein intimes, nettes Lokal. Michael kannte den Besitzer und Susan hörte entzückt zu, wie die beiden die Menüfolge und den Wein unter Berücksichtigung ihres persönlichen Geschmacks besprachen. Als sie dann aßen, fragte Michael sie freundlich über ihre akademische und berufliche Laufbahn aus.
    „Du warst in Harvard?“
    „Ja.“
    „Nachdem du eine High School im Mittleren Westen besucht hattest? Das ist eine Leistung! Was war dein Hauptfach?“
    „Ich hatte zwei: Biologie und Biochemie.“
    „Und dann hast du deinen Magister an der Johns-Hopkins-Universität gemacht?“
    „Ja. In Neurobiologie. Woher weißt du das alles?“
    „Ach“, sagte er geheimnisvoll. „Und dann hast du in Stanford die erste Hälfte deines Doktorats gemacht. In Neurophysiologie.“
    „Ja. Für die andere Hälfte arbeite ich gerade an der Universitätsklinik. Ich schiebe den Abschluss meiner Dissertation über Neurometrik immer wieder hinaus. Ich hättesie eigentlich schon vor zwei Jahren einreichen sollen, aber ich hatte so viel zu tun.“
    „Woher kommst du? Wo lebt deine Familie?“
    „Lach nicht. Von Oneida, South Dakota. Mein Vater hatte eine

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