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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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teuersten Straße Londiniums.
    »Villen für Cäsaren«, dachte Seth böse.
    Er suchte eine ganz bestimmte, eine besonders protzige, vor der goldene Adlerstatuen standen. Seth war auf dem Wegzum Palast des Prokurators Cassius Malchus, wohin Livia verschleppt worden war. Seths Atem ging schneller, er wurde immer wütender.
    Er fand alles an dieser Villa abstoßend, doch andererseits tröstete es ihn, dass sie noch an Ort und Stelle stand und nicht von einem fremden Gebäude verdrängt worden war. Vielleicht war Livia tatsächlich im Haus.
    Obwohl er bisher keiner Menschenseele begegnet war, hielt er sich im Schatten, schlich die breiten Treppenstufen hinauf und trat in den Portikus mit den ungeheuer hohen Säulen. Als er vorsichtig eine Tür aufdrückte, knarrte sie leise.
    Drinnen pfiff Seth beeindruckt durch die Zähne. Die Villa war um einen großen offenen Innenhof herumgebaut und alles war in helles Licht getaucht. Die Wirkung wurde noch dadurch verstärkt, dass die Wände und Säulen aus glänzend weiß poliertem Marmor bestanden, und in den Boden aus türkisfarbenen Mosaiksteinchen waren goldene Vögel eingelassen, die in der Sonne strahlten.
    In der Mitte des Atriums stand ein großer gemeißelter Springbrunnen mit Bänken darum herum, die auf steinernen Löwenfüßen ruhten. Sorgsam gestutzte Zitronenbäumchen wuchsen in den vier Ecken und in dem strahlenden Sonnenschein erinnerte ihn das Gesamtbild an seine korinthische Heimat. Darum verfluchte er Cassius nur umso mehr. Als hätte er nicht schon genug verbrochen!
    Auf einmal hörte er jemanden vor dem Haus. Die Schritte versetzten ihm einen Adrenalinstoß.
    Cassius?
    Seth kam nicht auf die Idee, fortzulaufen oder sich zu verstecken.Bis auf Livia gab es niemanden, den er lieber getroffen hätte als Cassius. Er zog den Dolch aus dem Gürtel; seine Brust hob und senkte sich erwartungsvoll. Er hatte viele Jahre in der Arena verbracht, doch noch nie hatte er sich so auf einen Kampf gefreut. Er schäumte vor Wut, während er angespannt und sprungbereit vor der Tür stand.
    Sobald die Tür aufging, stürzte er sich auf den Eindringling.
    » Seth! Was tust du da?«, stöhnte Matthias.
    Glücklicherweise hatte Seth gute Reflexe. Er landete wie eine Katze nur eine Haaresbreite von seinem Freund entfernt mit dem Dolch, mit dem er seinen Feind hatte durchbohren wollen, an dessen Kehle.
    »Entschuldigung!«, keuchte er, richtete sich auf und steckte den Dolch wieder weg.
    Er hatte Matts Haut leicht geritzt und ein wenig Blut rann über seinen Hals.
    »Zeus! Mir hat es gereicht, einmal zu sterben«, brummte Matthias und streckte sich.
    Doch Seth starrte auf den Hals seines Freundes. Der Kratzer, den er ihm zugefügt hatte, schloss sich bereits vor seinen Augen. Im Nu war nichts mehr zu sehen.
    Wo waren sie bloß gelandet?
    Sofort zog er den Dolch wieder aus der Scheide und schnitt sich versuchshalber in den Unterarm.
    »Bist du völlig verrückt geworden?«, schrie Matthias und versuchte ihn aufzuhalten.
    »Sieh doch hin, Matthias.«
    Seth hatte zwar gehofft, der Schnitt würde auch nichtwehtun, aber weit gefehlt. Als dann auch noch das Blut ungehindert floss und auf den Mosaikboden tropfte, kamen ihm Zweifel an seiner Theorie. Doch während sie weiter zusahen, wuchs die Haut um den Schnitt von selbst wieder zusammen und war nach wenigen Sekunden vollständig verheilt. Man konnte nicht mehr erkennen, dass die Haut jemals verletzt war.
    »Bei Herkules!«, entfuhr es Matthias. Er konnte den Blick nicht abwenden. Doch dann fing er an zu lachen … und hüpfte schließlich unter lautem Jubel durch den Innenhof.
    »Seth, weißt du, was das heißt? Wir sind unsterblich! Wir sind Götter!«

Erleuchtung
    St. Magdalene’s November
2012 n. Chr.
    Ich saß in meinem Krankenhauszimmer auf der Bettkante und wartete. Die Verwaltung hatte mich vor zehn Minuten offiziell entlassen und ich konnte es nicht abwarten, wegzukommen. Nach einer Million Bluttests, unzähligen EKGs, MRTs und CTs stand es mir bis oben. Aber sie ließen mich erst gehen, wenn mich jemand abholte.
    Und dieser Jemand war Rose Marley, die Hausmutter der Schule. Sie hatte mich mehrmals besucht und war ganz in Ordnung, um nicht zu sagen, sie war echt super.
    Als ich ihr vor einer Woche erzählt hatte, dass ich lieber direkt wieder in die Schule zurückwollte, statt nach Hause zu fahren, hatte sie mich nur prüfend angesehen, ohne dumm nachzufragen. Wahrscheinlich reichte mein flehender Blick, dass sie sich den Rest

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