Toedliches Fieber
euch dahinten auf«, sagte er und zeigte auf ein Mauerstück. Dann sprang er vorsichtig auf den tiefer liegenden Boden. Eine große weiße Plane deckte alles ab.
Wir sahen zu, wie er die Plane mit großer Sorgfalt aufrollte. Stück für Stück enthüllte er einen schönen Mosaikboden in Türkis.
»Jetzt verstehen Sie sicher, warum ich sagte, dass der Besitzer des Palastes ein Faible für Vögel hatte! Sehen Sie sich das an!«
Ich starrte auf das Muster mit den glänzenden goldenenVögeln auf fein ausgearbeitetem Blattwerk hinunter, die sich von dem leuchtenden Türkis abhoben. Plötzlich schlug mein Herz schneller und mir wurde übel. Gleich würde ich mich übergeben! Oh mein Gott, doch nicht hier und jetzt! Ich musste eine Toilette suchen, aber meine Beine waren bleischwer. Als ich mich umdrehen wollte, schwankte ich. Während ich verzweifelt versuchte, mich auf Allan Hardcastle zu konzentrieren, hörte ich seine Stimme nur noch wie aus weiter Ferne, wie ein Echo. Ich konzentrierte mich auf sein Gesicht … doch es verschwand … es wurde dunkel … und ehe ich etwas unternehmen konnte, fiel ich in ein schwarzes Loch.
Statistik
»Seth! Willst du denn nie ins Bett gehen? Es dämmert schon fast.«
»Gleich, Matt! Ich muss nur noch kurz was machen.«
Seth saß in der Küche inmitten von Stapeln mit Papieren und Grafiken.
Matthias stand in der Tür und schüttelte den Kopf. Hinter ihm tauchte Georgia auf.
»Seth, das wirst du bereuen. Wie willst du morgen fit genug sein, um zu laufen?«, fragte sie.
Georgia und Clare waren einige Wochen nach jenem ersten Abendessen bei ihnen eingezogen. Matthias hatte noch einen Flügel angebaut, in dem sie jeweils ein großes Zimmer bekommen hatten. Zu seiner Verärgerung hatten sie es beide auf der Stelle anders eingerichtet. Georgia hatte ihre Wände in Schwarz und Silber dekoriert, während Clare Poster von den Beatles und den Rolling Stones aufgehängt hatte. Außerdem hatte sie einen hellgrünen Plattenspieler aufgestellt und spielte ihnen alle Singles und LPs vor, die sie toll gefunden hatte. Georgia, die London 1982 verlassen hatte, legte noch schnell einen Stapel ihrer Lieblingsplatten dazu: The Stranglers, Adam Ant und Squeeze, die Matt nicht ganz so gut fand.
Einige Monate später hatte Matt den Palast weiter vergrößert,um Platz für drei neue Freunde aus dem Café zu schaffen: Blake, Emerson und Tamara.
Matthias war in seinem Element. Er veranstaltete legendäre Partys und fantastische Abendessen, bis ihr Palast sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelte. Obwohl Seth weniger auf Unterhaltung erpicht war als Matt, gesellte er sich hin und wieder dazu. Mittlerweile verbrachte er die meisten Tage mit der Arbeit an seinem neuen Forschungsprojekt.
An diesem Abend wollte er die Daten auswerten, doch überall waren Leute und die Musik war zu laut – er konnte sich nicht konzentrieren. Seth musste warten, bis die Party sich dem Ende zuneigte und es wieder ruhig wurde.
Seth hatte systematisch Informationen gesammelt. Seit dem ersten Abend mit Clare und Georgia hatte er sich auf ein anderes Feld verlegt. Bis dahin war es ihm nur darum gegangen, Livia zu suchen oder es irgendwie zu ertragen, dass sie nicht bei ihm war. Doch nun hatte seine Mission eine neue Wendung genommen.
Er hatte damit angefangen, die Leute zu befragen, die er im Palast antraf. Als keine neuen Besucher mehr kamen, hatte er seine Befragung auf das Café und später auf die Geschäfte ausgeweitet. Später fragte er einfach jeden, der ihm über den Weg lief. Seine natürliche Zurückhaltung wich seiner Neugier, mehr über das geheimnisvolle Fieber herauszufinden. Jetzt hatte er die Antworten mehrerer Hundert Menschen aufgelistet.
Sobald er hörte, dass Georgia und Matt endgültig in ihren Zimmern verschwunden waren, trug er seine Informationen in einer Tabelle zusammen.
Parallon-Studie mit 543 Teilnehmern
Seth starrte die Tabelle an und verglich die Informationen mit seinen Notizen. Lachte Clare da irgendwo? Dann hörte er Emersons Stimme.
»Ist Clare mit Emerson zusammen?«, dachte er laut.
Seth kannte Emerson kaum, ebenso wenig wie Blake und Tamara. Sie waren eher ruhig und blieben für sich. Wahrscheinlich zogen sie demnächst aus. Das Leben im Palast konnte ganz schön anstrengend sein.
Doch nicht halb so anstrengend wie das unlösbare Puzzle, mit dem er sich befasste.
Jetzt bekam er eine Vorstellung davon, was die Zahlen aussagten. Zum Beispiel war das Fieber offensichtlich der
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