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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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sichtbar sein sollen. In jeder Bar gibt es aber ganz legal einen Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin sowie eine Vertretung. In Sibenik sind das Ina als Chefin und Olga, die als Ina nach Deutschland gereist war. Nina gehört zu den Zeitarbeiterinnen, die aber durchaus fair behandelt werden. Ihre Entlohnung für diskrete Dienstleistungen wird zwar von der Chefin kassiert, aber die Hälfte fließt ihr zu. Ina als Chefin wird selbst nur bei den reichen Kunden, die im Sommer kommen, tätig, aber dann für mindestens tausend Euro pro Nacht. Deshalb muss immer auch eine Vertretung da sein, wobei Ina bis Mitternacht fix Dienst hat und danach Olga da sein muss. Im Winter ist nie so viel los, da genügen eine Chefperson und ein Mädchen wie Nina. Die letzten drei Monate war Ina in der Karibik und Olga hätte die Stellung halten sollen. Aber vor vier Wochen hatte sie von Mikhail einen Sonderauftrag bekommen und musste nach Deutschland für drei bis vier Wochen gehen. Anfangs musste Nina einspringen, aber Ina wurde zurück beordert, was sich aber nicht so schnell umsetzen ließ. Deshalb hatte sich Nina mit einem anderen Mädchen abgewechselt, bis Ina gestern zurückkam.
    Trebić bekam die private Handynummer von Nina und einen Freibrief für beliebig viele Besuche, wenn er sie nur beschützte und nichts von ihrem Bericht weiterverwenden würde. In gut einem Monat würde Nina ohnehin nach Sofia weiterziehen, und sie wollte lebend dort ankommen. Trebić hatte die Absicht, die verbleibende Zeit gut zu nutzen.
    Später im Büro angekommen, informierte Trebić erst einmal seinen Kollegen Kurt über die Hintergründe von Ina und die wahre Identität der ermordeten Kroatin. Dann wollte er sich noch mit Ina im Verhörraum treffen. Wenn sie bereit wäre, ihre beiden Wachhunde zu opfern und aussagen würde, dass sie ohne Auftrag dem Journalisten nachgegangen waren und ihn wahrscheinlich zusammengeschlagen hatten, würde er nicht weiter gegen sie vorgehen. Aber er möchte monatlich eine Gratisticket für einen Barbesuch und besondere Dienste. Ina war mit dem Deal einverstanden, aber Trebić hatte nicht vor, das Ticket regelmäßig einzulösen. Oder zumindest nur den Teil an der Bar.

26

    An diesem Abend saßen Pfarrer Hackelberg und Staatssekretär von Bodenscheid schon eine Zeitlang zusammen. Das Gespräch hatte einen für die Petersburger außergewöhnlichen Tiefgang.
    “Max, ich komme mit zwei großen Problemen”, begann der Staatssekretär. “Deshalb habe ich auch zwei Flaschen edlen Wein mitgebracht, wir werden sie brauchen.” Er klatschte sich etwas verkrampft auf die Oberschenkel und lachte gequält, während sich der Pfarrer mit einem mitleidigen Lächeln begnügte. Seinen Ramazotti musste er auf später verschieben.
    “Das größere Problem ist ein sehr persönliches. Das möchte ich später mit dir besprechen. Das andere hängt mit meinem Beruf zusammen. Da bin ich in einer richtigen Sinnkrise.”
    “Und das bei deinen tollen Beamtenbezügen?”
    “Geld ist schon das richtige Stichwort. Aber nicht mein Geld, sondern das Geld, mit dem wir alle in der Politik wild jonglieren. Und ich als Staatssekretär für Wirtschaft eben auch.”
    “Du musst deutlicher werden.”
    “Max, ich erinnere mich noch an unsere Studienzeit, in der wir uns über eine sinnvolle Gesellschaftsordnung die Köpfe heiß geredet hatten. Und ich erinnere mich auch an das, was du mir viel später mal über die wahre Natur des Menschen gesagt hattest, dass wir gefallene Engel seien und letzten Endes alle Egoisten sind. In letzter Zeit muss ich immer und immer wieder daran denken und finde die Politik, die ich und all die anderen machen, einfach nur mehr beschissen.”
    “Da bist du in guter Gesellschaft, das finden die meisten Menschen genau so.”
    “Die aber aus anderen Gründen. Aber genau die Leute, die wir regieren und die uns wählen, sind das Problem. Weil alle egoistisch denken und alle immer nur mehr haben wollen. Das ist die Natur des Menschen, wie du sagst. Und wir, die Politiker, machen das, was die Menschen haben wollen und versuchen, möglichst viele zufrieden zu stellen, sonst würden wir nicht wieder gewählt.”
    “Du kommst dem Grundübel schon nahe. Ich denke über Politik, Wirtschaft, Gesellschaft wahrscheinlich mehr nach, als ihr in der Politik. Ich habe ja auch mehr Zeit dazu. Das Problem ist wirklich, dass man den Menschen - den erwachsenen Menschen, den mündigen Bürgern - nicht die Wahrheit sagen kann, weil sie in

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