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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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seiner Ehe war das anders. Mit Agnes war er sieben Jahre verheiratet. Aber es lag nicht am verflixten siebten Jahr, es hatte eigentlich schon gleich begonnen. Agnes war in einem großen Industrieunternehmen Abteilungsleiterin, später sogar Prokuristin. Sie war etwas Besseres als er. Und so hatte sie immer dazu geneigt, ihn zu dirigieren. In unzähligen Kleinigkeiten musste er sich sagen lassen, was geschehen soll, was er tun soll, wie er etwas machen soll. Da neben beider Beruf gar nicht so viel Zeit für Privatleben blieb, hielten sich aber die Reibereien in Grenzen. Im Beruf hatte jeder Zeit genug, er selbst zu sein und sein Leben zu leben. Und das Private, auf das man sich eigentlich hätte freuen sollen, war oft genug verdrießlich.
    Verglichen mit dem Konflikt mit Lena gab es aber keine Parallele. Oder doch? Nur mit umgekehrtem Vorzeichen? War sie jetzt in einer vergleichbaren Position wie Kurt früher? Fühlte sie sich dominiert? Zweifellos war jetzt Kurt in der stärkeren Position. Er konnte sagen, wo es lang geht. Jedenfalls im Berufsleben. Von der Funktion her musste er das Sagen haben. Aber er musste fair zu Lena sein und musste ihre Meinung respektieren. War er das immer ausreichend? Agnes war nicht fair zu ihm und hatte ihn nicht respektiert. Deshalb war seine innere Opposition mehr und mehr gewachsen, die Gefühle füreinander waren abgestorben, und schließlich hatte er seine Opposition gezeigt. Es war eigentlich mehr ein symbolischer Akt, aber er hatte gereicht.
    Es war an einem Samstagnachmittag, ein schöner Sommertag. Kurt wollte in einen Biergarten an der Isar, Agnes wollte in ein Eiscafé in der Innenstadt. Kurt wollte dann mit Bus und U-Bahn in die Stadt fahren, Agnes bestand auf dem Auto. Nach dem Eis bummelten sie noch etwas durch die Stadt. Agnes wollte dann noch in einem etwas exklusiveren Kaufhaus shoppen gehen. Kurt sagte, er ginge da nicht mit. Er trinke inzwischen ein Bier. Sie machten eineinhalb Stunden aus, und Kurt sagte, sie treffen sich um halb fünf beim Auto im Parkhaus. Um fünf nach halb fünf war Kurt allein mit dem Auto nach Hause gefahren. Agnes brüllte ihn später an, da sie zunächst angenommen hatte, sie hätte sich den Platz im Parkhaus nicht richtig gemerkt. Sie war dann 20 Minuten durch das Parkhaus geirrt, da Kurt auch nicht auf dem Handy erreichbar war.
    Zwei Tage später hatte sie einen Termin beim Anwalt, um die Scheidung vorzubereiten.
    War jetzt Lena auch so sauer, dass sie sozusagen die Scheidung will? Er war ihr mit seinem Besuch bei Frau Bock unbeabsichtigt auf die Füße getreten. Er hatte das gar nicht gewollt. Er hatte sich gar nichts gedacht dabei. Konnte man ihm das vorwerfen? Als Polizist hatte er gelernt, die Wirkung des eigenen Redens und Handelns auf andere zu kalkulieren. Gerade im Verhör war das ganz wichtig. Dass sein Handeln auch sonst auf seine Umwelt eine Wechselwirkung hat, zum Beispiel auf Lena, war ihm noch nie richtig be wusst geworden. Ob er das noch mal gut machen kann? Er musste jetzt erst mal der Zeit eine Chance geben, die Wunde heilen zu lassen.

25

    Besser lief die Sache bei Kollege Trebić in Sibenik, obwohl er sich nicht sonderlich angestrengt hatte. Er gönnte sich bei seiner Schwester in Split ein ausgiebiges Mittagessen und ein anschließendes Plauderstündchen, während in seinem Büro eine wichtige Zeugin nach ihm fragte. Nina aus der Bar war ins Kommissariat gekommen und wollte den Chef sprechen. Ein jüngerer Mitarbeiter von Trebić nahm sich gerne ihrer an und verwies auf die Abwesenheit des Chefs. Da der junge Polizist aber ähnlich attraktiv war wie Nina selbst, gab sie sich mit ihm zufrieden. Sie wollte eine Aussage machen zu den Überfall auf den Deutschen am Abend zuvor, aber nur, wenn sie mit absoluter Sicherheit nie erwähnt würde. Man solle sagen, dass die Zeugenaussage von einem Passanten auf der Straße gekommen sei, was ihr der junge Kripokollege zusicherte, obwohl er dafür gar keine Kompetenz gehabt hätte. Aber immerhin versprach ihm Nina dafür eine kostenlose Nummer. Sie war in Wirklichkeit Russin und wusste, wie man mit Polizeibeamten umging. Zumindest im Osten. EU hin oder her, Kroatien gehörte bei ihr weiterhin zum Osten.
    Nina erzählte vom Besuch von Jim in der Bar, wobei sie Wert darauf legte, dass keine Aufzeichnungen gemacht wurden. Der wichtige Teil ihrer Aussage war, dass die beiden Männer in der Bar kurz nach Jim ebenfalls die Bar verließen, schon bald darauf zurückkamen und grinsend Ina

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