Toedliches Konto
erzählten, sie hätten ihren Job gemacht. Dabei hätten sie auf ihren Schlagring gedeutet, doch die Polizei hatte in der Nähe, wo Jim aufgefunden worden war, auch einen blutbeschmierten Pflasterstein gefunden, der wohl eher für die schwere Kopfverletzung verantwortlich war.
Als Trebić von dieser Aussage erfuhr, beschloss er, gleich am Abend den Sack zuzumachen, und ging um halb acht zur Bar. In der Nähe von Eingang und Seiteneingang platzierte er weitere Beamte, so dass er sicher war, die Schläger an Ort und Stelle zu schnappen. Als er in der Bar auftauchte, roch es jeder sofort - das war ein Bulle. Die zwei Typen wollten in einem ersten Impuls aus der Tür verschwinden, was aber einem Schuldeingeständnis gleich gekommen wäre. Trebić schien sich auch für diese Typen nicht zu interessieren, sondern fragte nach Ina. Er setzte sich mit ihr in eine Ecke, in der die Schläger die Unterhaltung nicht hören konnten, obwohl sich Ina bemühte, recht laut zu sprechen.
Trebić versuchte, Ina gleich in die Defensive zu drängen, nachdem s ie zunächst mit Frechheit auftrumpfen wollte. Er erzählte ihr, dass der deutsche Journalist, der gestern bei ihr war, im Krankenhaus trotz schwerster Kopfverletzungen wieder zu sich gekommen war und eindeutige Aussagen machen konnte. Er hatte auch die beiden Schlägertypen erkannt, die jetzt wegen versuchten Mordes für mehrere Jahre in den Knast wandern würden. Und Ina wäre wegen Anstiftung dran. Sie brauchte gar nicht zu protestieren, das machte die Sache nur schlimmer. Die einzige Chance für sie wäre es, zu kooperieren. Ina kannte ebenfalls den Umgang mit der Polizei und schaute Trebić erwartungsvoll an.
“Sie müssen mir noch sage, warum eine Kollegin von dir mit deinen Personaldaten ausgestattet und nach Deutschland geschickt wurde.”
“Davon weiß ich nichts.”
“Dann nehme ich dich doch gleich wegen Anstiftung zu Mord mit.”
“Das können Sie mir nicht nachweisen. Die Männer sind von sich aus weggegangen, ich hatte keine Ahnung, was sie vorhatten. Außerdem war es ja kein Mord.”
“Wer war diese Frau?” Trebić zeigte ein Foto von der falschen Ina. “Es war nicht schwer, es herauszufinden, aber ich will es von dir hören.”
“Das war meine... das ist meine Kollegin Olga Kerkov. Was ist mit ihr?”
“Jetzt hör mal gut zu, du blödes Luder, entweder du hörst auf, Theater zu spielen, und sagst die Wahrheit und nur die Wahrheit, oder ich nehme dir die Lizenz ab, um diese Bar zu führen. Klar?”
“Ja.”
“Und dass du und deine Kolleginnen einen beachtlichen Nebenverdienst in Euren Betten habt, der erstens verboten und zweitens nicht versteuert ist, kann ich Euch auch abwürgen.”
“Leck mich doch. Ich sage gar nichts mehr. Unterhalt dich meinetwegen mit meinem Anwalt.”
“Wenn du nicht anders willst, das mach ich dann morgen, aber wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr nehme ich dich erst mal mit.”
Trebić packte sie am Handgelenk und ging mit ihr Richtung Tür, was die beiden Schläger in dieselbe Richtung enteilen ließ. Doch unmittelbar hinter der Tür wurden sie mit Handschellen erwartet, und da ein Beamter noch die Hände frei hatte, erhielt er Ina zur sicheren Aufbewahrung. Trebić würde sich später auf dem Revier um sie noch mal kümmern, um einen tragfähigen Deal auszuhandeln. Jetzt wollte er aber erst noch mit der allein zurück gebliebenen Nina reden.
Diese war allerdings äußerst nervös und wollte zunächst wissen, ob Trebić der Chef wäre. Trotzdem wollte sie nichts sagen und meinte, sie wäre in Kürze tot, wenn sie reden würde. Ob sie vor Mikhail Simowitsch Angst hätte. Ein kurzes Ja war die Antwort. Dann zeigte Trebić ihr das Bild der falschen Ina. “Wer ist das?”
“Meine Freundin Olga Kerkov. Sie ist zurzeit in Deutschland.”
“War. Sie wurde ermordet.”
Nina riss die Augen auf, dann fing sie an, hemmungslos zu schluchzen. “Da sehen Sie, wie schnell wir tot sein können.”
Die Unterhaltung kam nach diesem Schock doch zustande, wenn auch etwas langwierig, aber schließlich bekam Trebić doch ein recht klares Bild. Die Bar gehört - so erzählte Nina - einem Russen aus St. Petersburg, Mikhail Simowitsch, der im internationalen Rüstungsgeschäft tätig ist und als Hobby etliche Nachtbars in den ehemaligen Ostblockländern betreibt. Diese versorgt er mit jungen Russinnen, die aber nicht länger als ein Jahr in einem Land bleiben, weil sie illegal beschäftigt sind und nicht so sehr nach außen
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