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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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ihrer egoistischen Verblendung die Wahrheit nicht sehen wollen. Jeder will nur, dass es ihm besser geht. Dabei ist auch der Neid eine starke Triebfeder, und Neid ist ein Spross von Egoismus. Man vergleicht sich mit Nachbarn, Kollegen, Bekannten und leitet aus seiner materiellen Einsortierung sein persönliches Selbstwertgefühl ab. Das man natürlich immer wieder ein bisschen steigern möchte. Einkommen, Wohnung, Auto, Freizeitaktivitäten, Urlaub - alles soll besser und teurer werden, und die Politik soll durch entsprechende Rahmenbedingungen das unterstützen.
    Aber keiner hat den Mut, den Leuten mal zu sagen, jetzt reicht es. Ihr - wir alle - leben schon lange über unsere Verhältnisse, weil das ständige Verlangen nach Mehr überall auch zu mehr Schulden geführt hat und uns früher oder später in den Abgrund stürzt.”
    “Die Problemanalyse teile ich mit dir, aber den Weg in den Abgrund möchte ich eben vermeiden, das ist das Hauptproblem und hier ringe ich mit einem Lösungsansatz.”
    “Wenn du den findest, ist dir der Nobelpreis sicher. Ihr produziert doch ständig Scheinlösungen, um den Menschen glauben zu machen, dass es keinen Abgrund geben wird. Die Staaten machen immer neue Schulden, die sie zum Teil mit selbst geschaffenem Geld bezahlen. Sie lassen die Notenbanken die Zinsen so weit nach unten manipulieren, damit sie die Zinsen noch zahlen können. Wenn Schulden fällig werden, nimmt man neue Schulden auf und natürlich gleich noch jede Menge weiterer Schulden, damit wenigstens etwas Wachstum entsteht. Aber auch das gelingt immer weniger. Was die Banken einem Privatmann oder Unternehmer nie gewähren würden, genehmigen sich die Staaten ständig selbst: Schulden, Schulden und noch mehr Schulden.”
    “Du sagst ja ganz richtig, dass wir Wachstum brauchen, um den Lebensstandard im Land halten zu können, und wenn die Märkte nicht mehr wachsen, dann müssen wir durch Schulden Wachstum generieren.”
    “Aber den Finanzexperten in der Politik ist doch klar - was sie aber nicht zugeben dürfen -, dass dieses Anwachsen von Schuldenbergen, die sowieso niemals zurückgezahlt werden, früher oder später zu einer Hyperinflation führen. Auf diese Weise verkleinern sich zwar dann als Nebeneffekt die Schuldenberge, aber auf der anderen Seite werden die Vermögenswerte der Menschen genau so dezimiert. Sie verlieren sehr viel. Ein Großteil stürzt in die Armut. Aber dann Gnade euch Politikern. Dann können die Regierenden ganz schnell ihre Koffer packen, und die nächsten Wahlgewinner kommen von ganz rechts und von ganz links.”
    “Das sehen inzwischen schon etliche, aber wir wissen keinen Ausweg.”
    “Kommen wir zum Ausgangspunkt zurück. Die Menschen haben in ihren ständigen Streben nach Mehr leider Maß und Ziel verloren, aber man kann es ihnen nicht sagen. Wir haben uns in den wohlhabenderen Ländern einen Wohlstand zu Lasten von anderen geschaffen. Fast alles, was unseren Wohlstand ausmacht, enthält zu einem großen Teil Leistungen aus den ärmsten Wirtschaftsregionen. Seien es Rohstoffe und Nahrungsmittel, die von modernen Sklaven gefördert und geerntet werden, Komponenten oder fertige Produkte, die mit niedrigsten Löhnen herstellt werden. Elektronikprodukte, Autos, Kleidung, Einrichtungen - unseren Lebensstandard haben wir uns doch von den Ärmeren schaffen lassen. Aber diese Länder lernen nun immer mehr dazu. Und Produkte, die wir früher noch selbst fertig gestellt haben, werden jetzt in den billigen Ländern schon vollständig produziert. Auch aus Deutschland werden hochwertige Produkte in Zukunft abwandern, weil es woanders auch gute Qualität geben wird und die Arbeit viel billiger ist. Also gibt es auf Dauer kein Wachstum, sondern Schrumpfung.”
    “Aber wir können ja nicht unsere Arbeit auch billiger machen, um zu wachsen. Das ist unmöglich.”
    “Weil man den Menschen nicht sagen kann, dass sie den Preis für ihren geklauten Wohlstand auf Kosten der Menschen in armen Ländern endlich mal bezahlen müssen und alle miteinander den Gürtel viel, viel enger schnallen müssen.”
    “Das würde niemand akzeptieren.”
    “Eben. Das ist der Preis unserer gelobten Demokratie.”
    “Aber Max, die wirst du doch wohl nicht in Frage stellen?”
    “Es fehlt die bessere Alternative. Vielleicht gab es sie ganz früher vereinzelt ein besseres System, wenn ein Kaiser oder König wirklich noch zum Wohle des Volkes geherrscht hat. Zum Wohle des Volkes heißt nämlich auch, mitunter die

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