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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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brutalen Aufprall auf die Erde zurückfiel. Er rutschte und schlingerte wie wild, während Jim verbissen versuchte, wieder Herr über den Mercedes zu werden. Es war ihm aber nicht möglich, die Bewegung zu stoppen, und so kippte das Fahrzeug zur Seite, fiel aufs Dach und überschlug sich mehrmals, bis es gegen den einzigen Baum prallte, der auf diesem Straßenabschnitt entlang des Weges wuchs.
    Jim saß benommen und zusammengesackt auf seinem Sitz. Seinen Kopf hatte er gegen das Lenkrad gelehnt, wodurch die Hupe unablässig ertönte.
    Um den Mercedes herum tobte weiter das Unwetter. Der Wolkenbruch wurde von dem einen Scheinwerfer beleuchtet, der noch funktionierte. Der Regen trommelte auf das eingedrückte Dach und die zerschmetterte Windschutzscheibe. Blitze zuckten über den Himmel, im nächsten Augenblick gefolgt von dröhnendem Donner. Der Wind fegte heulend um die Berge und Felsen und jagte über die Wüste.
    Das unablässige Geräusch der Hupe brachte Jim schließlich dazu, seine Umgebung wieder wahrzunehmen. Auf dem Sitz neben ihm saß Roland völlig reglos. Sein Gesicht war eine einzige blutige Masse, völlig zerschnitten vom Glas, als er gegen die Windschutzscheibe geschleudert worden war. Nach der Haltung seines Kopfs zu urteilen, bestand kein Zweifel daran, dass er sich das Genick gebrochen hatte. Jim zitterte als Folge des Unfalls und wegen der eigenen Verletzungen, dennoch streckte er eine Hand aus, um Rolands Puls zu fühlen, nur um sicher zu sein. Er fand keinen Puls mehr.
    Roland Marlowe war fünfundzwanzig, als er starb.
    Irgendwie schaffte Jim es, aus dem Wrack zu klettern. Die hintere Tür auf seiner Seite war so sehr eingedrückt, dass sie sich nicht mehr öffnen ließ, also ging er hinten um den Wagen herum auf die andere Seite. Die rechte hintere Tür stand weit offen.
    Natalie lag mit verdrehten Gliedmaßen im nassen Wüstensand. Sie war offensichtlich beim Aufprall aus dem Wagen geschleudert worden. Jim kniete neben ihr nieder, hob ihren Arm an und legte zwei Finger auf das Handgelenk. Nichts. Er wollte nicht wahrhaben, dass auch sie tot war, und tastete nach der Halsschlagader. Ebenfalls kein Puls.
    Eben wollte er sich abwenden, als er sah, wie eine winzige Hand unter Natalies Leichnam herausragte. Sein Atem stockte, als ihm klar wurde, dass sie mit ihrem Körper eines der Babys zu erdrücken drohte. Um welches der Kinder es sich handelte, wusste er nicht. Er hatte nicht gesehen, wen sie im Arm gehalten hatte, als der Wagen außer Kontrolle geraten war. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, für eine zügige und sichere Fahrt durch das Unwetter zu sorgen.
    Langsam drehte er Natalie um und konnte nicht anders, als einen gequälten Schrei auszustoßen. Es war seine Tochter Leah, die da reglos auf der Erde lag. Das Kind atmete nicht. Ob Leah durch den Unfall umgekommen oder von Natalies Gewicht erdrückt worden war, vermochte er nicht zu sagen, doch das machte auch keinen Unterschied. Es änderte nichts an der grausamen Wahrheit, dass er seine Tochter verloren hatte. Er hätte sie so gern ein letztes Mal in die Arme genommen, um sie zu wiegen und um ein Gebet für sie zu sprechen. Doch dafür hatte er jetzt keine Zeit. Für seine neugeborene Tochter konnte er nichts mehr tun.
    Er musste sich jetzt um seine Frau kümmern – und um Angelina.

ERSTES BUCH
    Die Regeln des Spiels

1. KAPITEL
    D ie Wege kreuzen sich
    Eine Kleinstadt im Südwesten, sechzehn Jahre später
    Ihr ganzes Leben lang hatte Leah Tallcloud gewusst, dass sie anders war.
    Zum einen waren da ihre Augen, die nicht dunkelbraun waren, so wie die ihrer Eltern und deren Freunden, sondern die einen irritierend türkisfarbenen Ton aufwiesen. Zum anderen hatte ihre Haut zwar eine warme goldbraune Farbe, weil sie ständig der Wüstensonne ausgesetzt war, doch sie war trotz allem immer noch deutlich heller als bei ihren Eltern und allen Bekannten und Freunden. Wenn die Bräune im Winter wieder nachließ, hätte sie mühelos für eine Weiße durchgehen können, wären da nicht die schwarzen Haare gewesen, die sie von ihrer Mutter Faith hatte. Die bestand darauf, dass Leah ihr Haar der indianischen Tradition gemäß zu zwei Zöpfen geflochten trug.
    Vor langer Zeit hatte Leah ihre Eltern einmal gefragt, warum sie blaue Augen und so blasse Haut habe. Zur Antwort hatte sie bekommen, Faith sei keine Vollblutindianerin, und bei Leah mache sich nun das Erbe der Weißen bemerkbar. Viele Jahre lang hatte diese Erklärung genügt, um ihren

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