Tödliches Labyrinth
Alles.”
Leah lächelte ihn schwach an. “Wird gemacht, Boss.”
“Ich weiß, ich bin dein Boss – aber nur im Büro. Ich dachte, wir wären uns da einig. Im Moment bin ich demnach einfach nur ein Freund – ein
guter
Freund, will ich hoffen –, der um dich besorgt ist und der nur die Gewissheit haben will, dass es dir gut geht.”
“Ich bin sicher, dass es mir gut geht.”
Sie konnte nicht anders, sie war gerührt von Hawks freundlicher und besorgter Art. Das machte ihren Plan, ihm die Chipkarte zu entwenden, um an den Codeknacker zu gelangen, umso hinterhältiger. Um ihren schuldbewussten Gesichtsausdruck zu überspielen, setzte Leah das Glas an ihre Lippen und trank das aufgelöste Alka-Seltzer-Wasser entschlossen in drei großen Schlucken.
“Danke.” Das leere Glas reichte sie ihm zurück. “Ich habe das Gefühl, es geht mir schon besser.”
“Mag sein. Trotzdem werde ich noch eine Zeit lang hierbleiben. Wenn du mich brauchst, ich bin im Wohnzimmer und mache es mir auf der Couch bequem.” Er beugte sich vor, um ihr sanft die Haare aus dem Gesicht zu streichen, dann küsste er sie zärtlich auf die Stirn. “Und jetzt mach die Augen zu und versuch, dich etwas auszuruhen. Soll ich die Nachttischlampe anlassen?"
“Ja, bitte. Ich bin so müde, dass mir das Licht nichts ausmachen wird. Außerdem möchte ich sehen, wohin ich gehe, wenn ich in der Nacht aufstehen muss.”
“Gut. Dann träum was Schönes. Und ruf mich, wenn ich irgendetwas für dich tun kann.” Er wandte sich zum Gehen.
“Hawk?” murmelte Leah schläfrig.
“Hmm?"
“Es tut mir Leid, dass der Abend so enden musste.” Zu ihrer eigenen Überraschung entsprachen ihre Worte der Wahrheit.
“Ja, mir auch”, gestand er bedauernd. “Gute Nacht, Leah.”
“Gute Nacht.”
Einige Stunden später wurde Leah aus dem Schlaf gerissen. Sie hörte sich selbst laut aufschreien, sie war schweißgebadet, und ihr Herz raste so wild, dass sie fast glaubte, es müsste sich überschlagen.
Dicht über ihr schwebte ein unförmiger Schatten, und in ihrer Verwirrung und Panik begann sie, blindlings nach diesem Etwas zu schlagen, von dem sie annahm, dass es sie angreifen wollte.
Sie hatte geträumt. Es war ein abscheulicher, verrückter Albtraum gewesen, in dem sie von Winston Pryce durch das Kasino gejagt worden war. Aus seinen stahlgrauen Augen waren Blitze geschossen, als wäre er irgendeine schreckliche Kreatur aus einem Computerspiel. Als er sie endlich eingeholt hatte, war sie von ihm auf einen der Roulettetische geschleudert und an die Rouletteschüssel gefesselt worden, die in diesem grausamen Traum viel, viel größer als üblich war. Der Croupier hatte das Rad in Bewegung gesetzt und die Kugel in die Doppelnull geworfen.
Es hatte sich aber nicht um die normale Kugel gehandelt, sondern um etwas von der Größe einer Kanonenkugel. Die war in der Schüssel von einer Vertiefung zur nächsten gesprungen und hatte Leah immer wieder unerbittlich attackiert. Die ganze Zeit über hatte Pryce dabeigestanden und Wetten darauf abgeschlossen, ob sie diese gnadenlose Tortur wohl überleben würde oder nicht.
Jetzt war sie noch gar nicht richtig wach und rang nach Atem. Gleichzeitig versuchte sie in blinder Panik, ihren Angreifer zurückzuschlagen, und zielte dabei mit den Fäusten auf seinen Kopf, die Schultern und den Oberkörper. Der Mann stöhnte und fluchte wüst bei jedem ihrer Schläge und bemühte sich, seine Deckung zu wahren, bis er schließlich ihre Handgelenke zu fassen bekam und sie heftig und rau durchschüttelte.
“Leah!” Hawk wusste längst nicht mehr, wie oft er in den letzten Minuten ihren Namen gerufen hatte. “Verdammt noch mal, werd endlich wach und hör auf, nach mir zu schlagen! Ich will dir nichts tun. Verstehst du mich? Du hast schlecht geträumt. Du hattest einen Albtraum! Ich habe dich schreien gehört. Darum bin ich hereingekommen. Ich wollte nach dir sehen, das ist alles! Hast du verstanden, Leah?"
Allmählich drangen seine Worte zu ihr durch. Ihre Augen gewöhnten sich an das schwache Licht, das von der Nachttischlampe ausging, und dann konnte sie sein Gesicht erkennen.
“Hawk? O mein Gott, es tut mir Leid … ich … ich wusste nicht, dass du das bist. Ich dachte, jemand wäre in die Suite eingebrochen und wollte mich angreifen …” Leah verstummte mitten in ihrer Erklärung.
Sie empfand es als peinlich und unangenehm, ihren Chef geschlagen zu haben, auch wenn es nicht mit Absicht geschehen war. Am liebsten
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