Tödliches Labyrinth
hätte sie sich unter der Bettdecke verkrochen. Es war ein Wunder, dass er nicht zu aggressiveren Maßnahmen gegriffen hatte, um sie zu bändigen, obwohl ihr Verhalten so hysterisch gewesen war.
“Ist schon gut, Leah”, versicherte Hawk in besänftigendem Tonfall. “Ich weiß, du bist nicht für das verantwortlich, was gerade passiert ist. Du warst nicht du selbst, das ist alles.”
“Wieso … wieso bist du noch hier?” Sie sah zum Wecker auf dem Nachttisch. “Es ist vier Uhr morgens. Ich dachte, du wärst längst nach Hause gegangen.”
“Das hatte ich auch vor, und ich hätte es auch tun
sollen"
, antwortete er. “Aber ich war wohl erschöpfter, als ich dachte. Ich bin auf dem Sofa im Wohnzimmer eingeschlafen, deshalb bin ich immer noch hier. Deine Schreie haben mich aufgeweckt. Hoffentlich hast du nicht die ganze Etage aus dem Schlaf gerissen, sonst taucht hier in Kürze der Wachdienst auf und will wissen, was passiert ist.
Das
könnte für uns beide etwas peinlich werden. Erstens möchte ich nicht, dass man bei MMI glaubt, ich würde in den frühen Morgenstunden meine persönliche Assistentin verprügeln. Zweitens wollen wir wohl beide nicht, dass irgendjemand darüber zu spekulieren beginnt, was ich überhaupt um diese Zeit in deiner Suite zu suchen hatte.”
“Nein, du hast völlig Recht. Das wäre nicht gut”, pflichtete ihm Leah mit leiser Stimme bei. “Du weißt, es ist mir lieber, wenn unsere persönliche Beziehung nicht bei MMI für Klatsch und Tratsch sorgt.”
“Ja, ich weiß.”
Abrupt stand Hawk auf, ging zur Minibar, die in einer Ecke des Zimmers stand, und schloss sie auf. Nachdem er für einige Augenblicke ihren Inhalt begutachtet hatte, nahm er eine Dose Cola heraus. Aus dem Gefrierfach holte er zwei kleine Eisbehälter, füllte das Eis in ein Glas um und goss die Cola darüber.
“Hier, nimm das.” Er reichte Leah das Glas. “Wahrscheinlich wäre ein Brandy besser, um deine Nerven zu beruhigen. Aber ich glaube, du hast gestern Abend genug getrunken. Ich will nicht, dass dir wieder übel wird.”
“Danke, das wird helfen.” Sie trank einige Schlucke, als ihr mit einem Mal bewusst wurde, wie heiß und rot ihr Gesicht war.
Das war allerdings auch kein Wunder, da sie vergessen hatte, vor dem Einschlafen ihren Bademantel auszuziehen. Dies und der schweißtreibende Albtraum, der sie verfolgt hatte, waren daran schuld, dass ihr so heiß war, als wenn sie Fieber hätte.
Während Leah langsam die Cola austrank, setzte sich ihr Chef wieder zu ihr aufs Bett. Auch jetzt war seinem Gesicht die große Sorge um sie anzusehen.
“Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Hawk. Ich glaube, ich habe dir heute Abend mehr Umstände gemacht, als ich wert bin”, sagte sie.
“Das ist schon okay. Es macht mir nichts aus. Ich bin froh, dass ich für dich da sein kann. Um ehrlich zu sein, ich mache mir auch Sorgen, dass du vielleicht wieder zu viel arbeitest, Leah. Du siehst aus, als würdest du unter großem Stress stehen. Albträume sind dafür oft ein typisches Signal.”
“Nein, ich habe einfach nur einen unangenehmen Traum gehabt”, log sie ihn an. “Das lag wahrscheinlich nur daran, weil ich so viel gegessen und getrunken habe, dass mir schlecht geworden ist. Außerdem glaube ich, dass man in einem fremden Bett nie gut schläft, erst recht nicht in der ersten Nacht.” Sie war erleichtert, diese Bemerkung machen zu können, die nach einer einleuchtenden Erklärung klang und von ihm hoffentlich akzeptiert wurde.
Tatsächlich nickte er zustimmend.
“Ja, da hast du Recht”, meinte er. “Daran hätte ich auch denken können. Aber wenigstens sieht es so aus, als würde unsere Glückssträhne anhalten. Wenn dich jemand hätte schreien hören, dann wäre der Sicherheitsdienst längst hier aufgetaucht.”
“Das denke ich auch.” Leah stellte das leere Glas auf den Nachttisch.
“Möchtest du noch etwas?"
“Nein, das reicht, trotzdem danke, dass du gefragt hast.”
“Würde es dich stören, wenn ich auch den Rest der Nacht auf dem Sofa verbringe? Es ist fast Morgengrauen, da macht es nicht viel Sinn, wenn ich jetzt noch nach Hause fahre. Außerdem wäre es mir lieber, für den Fall, dass du wieder einen Albtraum hast.”
“Du meinst, damit ich dich noch mal mit dem schwarzen Mann verwechsele?” Leah lachte leise und wehmütig. “Du bist mutiger als die meisten anderen Männer, Hawk.”
“Ich gebe mir Mühe.”
Einen Moment lang betrachtete er sie schweigend, dann streckte
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