Tödliches Lachen
Lehrer schauen weg. Du wahrscheinlich auch. Aber was geht mich das an?! Mein Gott, wie du dein Haus eingerichtet hast, edel, edel. Mich würde viel mehr interessieren, aus welcher Schicht deine Freier so kommen. Bestimmt irgendwelche großkotzigen Herren aus Wirtschaft und Politik, bestimmt auch ein paar, die dich regelmäßig beehren und eine Menge Kohle hier lassen. Hab ich recht?«
Svenja sah ihn nur an. In ihrem Blick lag panische Angst vor den kommenden Minuten, vielleicht sogar Stunden. »Ah, du willst mir also nicht antworten, oder nein, du kannst ja gar nicht antworten. Auch gut. Ich kann’s mir auch so denken. Um ganz ehrlich zu sein, ich weiß es sogar. Ich weiß, dass du für Geld alles, aber auch wirklich alles tust«, sagte er abfällig. »Du gehörst zu den Weibern, um die die Welt nicht trauern wird. Du bist einfach eine armselige Kreatur. Hast du schon in den Spiegel geschaut? Das ganze verdammte Zimmer ist ja ein einziger großer Spiegel. Na, gefällst du dir immer noch?«
Sie schüttelte den Kopf. Er beugte sich vor und zog den Strumpf aus ihrem Mund, woraufhin sie keuchte und hustete und ein paar mal schnell hintereinander ein- und ausatmete.
»Ganz ruhig, wird schon wieder.« Und nach einer kurzen Pause: »He, ich hab dich übrigens angelogen, ich heiße weder Thomas, noch bin ich Wirtschaftsprüfer. Und eigentlich wollte ich dich nur mal persönlich kennenlernen, du hast dich im Chat richtig nett angehört. Und wenn ich dich beobachtet habe, hast du jedes Mal einen netten Eindruck gemacht. Und irgendwie bist du auch nett, ich meine, du siehst gut aus, du hast Manieren, du bist gebildet, und du hast ein schönes Lächeln.. Er hielt inne und betrachtete Svenja, die sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Das Blut aus ihrer Nase war geronnen. »Aber Bildung und Anstand sind wohl zwei verschiedene Paar Schuhe. Was soll’s.«
» Was willst du von mir?«, stieß sie heiser hervor, ohne zu fragen, woher er sie kannte. Sie konnte nicht mehr klar denken, alles in ihrem Kopf war wie ausgeschaltet, sie reagierte nur noch mechanisch. »Was hab ich dir getan?«
»Nichts«, erwiderte er lakonisch und streichelte über ihr Haar. »Du hast ja Schweiß auf der Stirn. Tz, tz, tz, dabei ist es doch gar nicht so heiß hier drin. Ich meine, vorhin war’s mal ein ganzes Stück heißer, wenn du verstehst. Aber nein, das verstellst du natürlich nicht. Wie auch? Mein Gott, was hättest du alles aus dir machen können… «
»Warum ich? «, fiel sie ihm ins Wort. »Hör zu, dass vorhin, ich meine, das, was ich gesagt habe, das war nicht so gemeint. Ich hab manchmal meine Zunge nicht im Zaum … «
»Du hast ja Angst. Und wie du Angst hast, mein lieber Mann. Und du hast es so gemeint, und du hast ja auch recht. Die Natur hat’s eben nicht gut mit mir gemeint, kaum sieben Zentimeter ist wenig, sehr, sehr wenig für einen gestandenen Mann. Aber irgendwie steht er immer. Ich frag mich auch immer, warum ausgerechnet ich so gestraft wurde, obwohl ich glaube, eine Antwort gefunden zu haben, die ich dir aber nicht verraten werde.«
»Es kommt doch nicht auf die Größe an, sondern… «
Er unterbrach sie mit einer Handbewegung und lachte hart auf. »Euch Scheißweibern kommt’s doch auf nichts anderes an! Bei euch fängt der Spaß doch erst ab zwanzig Zentimetern an, oder? Sei ehrlich, sei verdammt noch mal ehrlich.«
»Nein, ich bin ehrlich, ich … «
»Was nun, nein oder ja?«
»Es gibt nur ganz wenige, die einen so großen Penis haben… «
»Oh, wie gewählt.. Er lachte wieder auf »Penis! Das Wort benutzt du doch höchstens, wenn du dich in feiner Gesellschaft befindest oder in der Schule bist. Du kannst ruhig Schwanz oder Pimmel oder was , aber bitte tu nicht so ehrenwert. Mein Schwanz ist kaum mal ein Schwänzchen, zu kurz, zu dünn, eigentlich zu nichts zu gebrauchen außer zum Pinkeln. Ich hab schon mal mit dem Gedanken gespielt, mich umoperieren zu lassen aber ich hab Angst vor der Operation. Soll ziemlich schmerzhaft und langwierig sein. Außerdem bin ich in meinem Herzen ein Mann, und das allein zählt für mich.«
»Du bist ein Mann… «
»Halt’s Maul und hör endlich auf, so ein blödes Zeug zu quatschen.« Er sah sie lange und durchdringend an und schüttelte den Kopf, ohne etwas zu sagen. Danach senkte er den Blick, seine Kiefer mahlten aufeinander, und immer wieder ballte er die Fäuste, was Svenja mit Unbehagen verfolgte.
»Warum ich?«, fragte sie nach dieser schier unerträglichen
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