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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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erwiderte: »Liebster Frank, ich weiß, wie sehr du deinen Beruf liebst und dass du nie gehen würdest. Und glaub mir, nach meinem Traumurlaub hätte ich mir auch was Schöneres gewünscht als diesen Fall. Aber es ist unser Job, und den werden wir erledigen. Und sollte es sich um unsern Mann handeln, dann kriegen wir ihn auch. Komm, mach nicht so ein griesgrämiges Gesicht, lächle.«
    Hellmer versuchte ernst zu bleiben, was ihm jedoch nicht gelang, wenn sie ihn wie eben ansah. »Okay, okay, ich schmeiß nicht hin, und wir werden diesen gottverdammten Schlächter erwischen, so wahr ich Frank Hellmer heiße.«
    »Wie geht’s Marie-Therese?«, fragte Durant, ohne Hellmer anzuschauen. Sein Gesicht verdüsterte sich von einer Sekunde zur andern, und er schüttelte den Kopf.
    »Was willst du genau wissen? Was die Ärzte und Therapeuten sagen oder was Nadine und ich denken?«
    »Einfach nur, wie’s Marie-Therese geht. Du brauchst natürlich nicht darüber zu sprechen … «
    »Du solltest mal wieder vorbeischauen und mit Nadine reden, sie hat kaum jemanden, mit dem sie sich austauschen kann. Es würde ihr bestimmt sehr helfen.« Durant nickte. »Versprochen.«
    In den nächsten Minuten schwiegen sie. Durant wusste, was jetzt in Hellmer vorging. Er war seit anderthalb Jahren nicht mehr der Alte, und eigentlich war es ‘weniger Nadine als er, der jemanden brauchen würde, mit dem er reden konnte. Doch er wollte nicht, und jedes Mal, wenn sie ihn darauf ansprach, zog er sich zurück.
    Er und Nadine hatten sich so sehr auf ihr zweites Kind gefreut, die Schwangerschaft wurde förmlich zelebriert. Dann setzten die Wehen völlig unerwartet neun Wochen zu früh ein, das Baby musste mit Kaiserschnitt geholt werden, ein Winzling von vierzehnhundert Gramm, mit Händen kaum kleiner als Durants kleiner Finger.
    Marie- Therese lag sechs Wochen im Inkubator, wurde künstlich beatmet und ernährt, doch nach drei Wochen sagten die Ärzte, dass sie mehrere Tests durchführen müssten, irgend etwas stimme mit Marie-Therese nicht. Ein paar Tage später kam die niederschmetternde Nachricht, dass die Kleine blind war, und wie sich nur wenig später herausstellte, auch noch taub und stumm.
    Frank Hellmer war nach der endgültigen Diagnose in ein schwarzes, unendlich tiefes Loch gefallen. Er hatte mit Gott und der Welt gehadert und sich immer wieder gefragt, warum ausgerechnet seiner Familie dies zugemutet wurde. Julia Durant hatte ihn bislang nur zweimal richtig weinen sehen, Freudentränen, die er vergoss, nachdem seine ältere Tochter Stephanie geboren wurde und er strahlend von ihr berichtete, immer und immer wieder, als wäre es sein erstes Kind gewesen, obwohl er schon drei Kinder aus der ersten Ehe hatte. Das waren die sechzehnjährige Patrizia, der dreizehnjährige Daniel und die elf jährige Sophie, die er in den letzten Jahren aber kaum noch zu Gesicht bekam, weil sein eigener Vater, ein knallharter und erzkonservativer Geschäftsmann, und Hellmers Ex es hervorragend verstanden hatten, ihm die Kinder vorzuenthalten. Mittlerweile hatten sie sich so von ihm entfremdet, dass er keinen Sinn mehr darin sah, sich für sie aufzuopfern. Damals hatte er aus Wut, Enttäuschung und Selbstmitleid geweint, wobei er hoffte, dass sich alles noch zum Guten wenden würde, aber diesmal weinte er, weil eine Welt für ihn zusammenbrach. Er wollte die Gynäkologin verklagen, die Ärzte, die in seinen Augen versagt hatten, ‘doch Nadine behielt einen kühlen Kopf und redete es ihm aus, denn niemand konnte diese Behinderung vorhersehen. Sie hatte ihm klargemacht, dass eine Klage die Behinderung von Marie-Therese auch nicht verschwinden lassen würde. Und auf die Frage von Julia Durant, ob Nadine das ungeborene Kind abgetrieben hätte, hätte sie gewusst, dass es behindert ist, hatte sie mit der ihr eigenen Entschiedenheit den Kopf geschüttelt und gemeint, das hätte sie niemals getan, Marie-Therese sei eben eine Herausforderung, der sie sich stellen würde. Sie sei eben eine kleine Helen Keller, die es schließlich auch geschafft habe, und das unter wesentlich schwereren Bedingungen. Und als auch noch Durants Vater extra angereist kam, um mit Frank und Nadine einen ganzen Tag und Abend lang zu sprechen, hatten sie neuen Mut geschöpft und sich vorgenommen, die Aufgabe anzunehmen und sie zu bewältigen.
    Dennoch, es war ein Leben, das Hellmer sich so niemals vorgestellt hatte. Behinderte Kinder bekamen andere. Er war seit seiner Heirat mit Nadine ein

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