Tödliches Lachen
schon. Eben das volle Programm. Ich will wissen, ob von diesem PC eine Mail an mich geschickt wurde. Kennst du Herrn Nestroy?«
»Wer kennt Nestroy nicht, er ist einer unserer besten Leute. Zusammen mit Herrn Schreck und Frau Köster. Wenn sich jemand mit dem Krempel auskennt, dann die drei. Ich natürlich auch, aber die sind die Asse auf dem Gebiet.«
»Sehr gut.«
Durant überließ das Feld den Kollegen und wollte bereits zu Hellmer gehen, als sie noch einen Blick in das Arbeitszimmer warf, wo sie bereits nach kurzem Suchen fündig wurde. Ein Planer für die Handtasche, in dem Svenja Martens jeden Termin akribisch vermerkt hatte. Sie blätterte ihn kurz durch und stieß einen leisen Fluch aus, denn Svenja Martens hatte hinter die meisten der eingetragenen Termine nur die Initialen der Personen gesetzt, mit denen sie sich in der Regel nach achtzehn Uhr traf. Auch die Treffpunkte hatte sie abgekürzt, sodass Durant im Augenblick keinen Hinweis darauf fand, wo sie gestern Abend gewesen war.
Um siebzehn Uhr hatte sie sich mit einem J. F. getroffen, und um zwanzig Uhr hatte sie einen Termin mit einem oder einer T.-S. H.
Sie steckte den Planer ein und begab sich zu Hellmer, der im Auto saß und wartete. Ein paar Männer und Frauen standen auf der anderen Straßenseite, tuschelten und beobachteten das Haus und das ungewöhnlich rege Treiben drum herum. Zum Glück erblickte sie keine bekannten Gesichter. Das Letzte, was sie jetzt brauchte, waren irgendwelche Reporter, die Fragen stellten, auf die sie keine Antworten hatte.
Durant überquerte kurz entschlossen die Straße, zeigte ihren Ausweis und sagte: »Interessant? Wer von Ihnen wohnt in der unmittelbaren Nachbarschaft?«
Warum?«, fragte ein älterer Mann zurück.
»Weil es mich interessiert. Kennen Sie die Frau, die in dem Haus wohnt?«
»Nur vom Sehen. Von uns kennt die eigentlich keiner so richtig; Die ist auch erst vor einem halben Jahr hier eingezogen. Ist was mit ihr?«
»Haben Sie gestern Abend oder Nacht irgend etwas Besonderes bei ihr bemerkt? Wann sie nach Hause gekommen ist oder ob sie Besuch empfangen hat? Meist kriegt man doch in einer solchen Gegend eine Menge mit, so wie jetzt.«
»Nachts ist hier alles tot«, meldete sich eine jüngere Frau zu Wort, die ein kleines Kind an der Hand hielt. »Da sieht man nichts.«
»Und Sie?«, wandte sich Durant an die anderen Umstehenden. Kopfschütteln.
»Hier«, sagte sie und reichte der jungen Frau, die ihr von allen noch am sympathischsten war, ihre Karte, »sollte Ihnen oder irgendjemandem doch noch etwas einfallen. Sie können mich jederzeit unter einer dieser Nummern erreichen. Schönen Tag noch. Ach ja«, konnte sie sich nicht verkneifen hinzuzufügen, »Frau Martens, so heißt die Dame in dem Haus, wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, damit Sie sich die Köpfe nicht zu sehr zerbrechen.«
Durant drehte sich um, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Sie hörte nur lautes Gemurmel und die Wortfetzen »Umgebracht! Hier in der Siedlung?«. Tratscht ruhig weiter, dachte sie wütend. Ihr werdet noch genug Gelegenheit dazu finden, am besten bei einem Bier oder Kaffee und Kuchen.
»Was hast du so lange gemacht?«, wollte Hellmer wissen. »Hatte noch einige Fragen an Andrea. Warum hast du dich eigentlich nicht um die Meute gekümmert? Die stehen doch bestimmt schon länger da.«
»Sollen sie doch gaffen. Zu sehen kriegen die sowieso nichts«
»Du hättest ihnen wenigstens ein paar Fragen stellen können.«
»Sorry, ich wollte meine Ruhe haben. Außerdem musste ich dringend mit Nadine telefonieren. Sie freut sich auf deinen Besuch.«
»Ich mich auch. Ehrlich.«
»Und jetzt? In die Schule?«
»Klar.«
Sie brauchten fast eine halbe Stunde bis zum Gymnasium in Sachsenhausen. Allmählich fiel der Druck ab, den Julia Durant die ganze Zeit über im Haus von Svenja Martens gespürt hatte. Jetzt fühlte sie sich leer und ausgebrannt und wäre am liebsten nach Hause gefahren, um sich ins Bett zu legen und die Decke über den Kopf zu ziehen. Doch es lag eine Menge Arbeit vor ihr, eine Menge Fragen, viel Nachbohren und die Suche nach einem Killer, der offensichtlich einen unbeschreiblichen Hass auf Frauen hatte.
Donnerstag, 13.05 Uhr
»Gleich ist Pause«, sagte Seidel zu ihren Kollegen. »Wir haben bis jetzt nur kurz mit den Damen aus dem Sekretariat gesprochen, um zu erfahren, wann Pause ist. Die Herren und Damen Lehrer müssten jeden Moment antanzen.«
»Habt ihr schon irgendwas erzählt?«, wollte Durant
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