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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sich an der Einrichtung nichts verändert, die aus einem wuchtigen Schreibtisch bestand, einer Büchereckwand, die mit der Decke abschloss, einer braunen Ledergarnitur und einigen höchst kostbaren Teppichen sowie diesem ganz besonderen Tisch, dessen Glasplatte auf einem Felsbrocken aus Granit lag. Lediglich die Patientencouch war seit zwei Jahren verschwunden, dafür standen dort jetzt ein Nebler und eine blaugrüne Wand, über die Wasser in monotonem Rhythmus floss. Das Markanteste an dem Zimmer war jedoch das mindestens fünf Meter breite Fenster, das zum Garten hinausging, diesem weitläufigen Gelände mit dem Swimmingpool, in dem sich jetzt kein Wasser befand, den Bäumen, allen voran dem wunderschönen Bergahorn inmitten von zwei Birken und zwei Erlen, und diesen vielen Sträuchern und Büschen und der übermannshohen Hecke, die so exakt geschnitten war, als hätte Edward mit den Scherenhänden dieses Kunstwerk vollbracht.
    Richter war ein Ästhet, der sich nur mit schönen Dingen umgab. Auch alle seine Frauen und Geliebten, die Durant bislang kennengelernt hatte, waren schön, doch keine konnte Viola in Sachen Intelligenz und Charme auch nur annähernd das Wasser reichen. Sie war der Diamant, der in Richters Krone noch gefehlt hatte. Bevor sie in die Küche ging, um den Tee aufzubrühen, warf sie Hellmer noch einen langen, vielsagenden Blick zu, den Durant durchaus bemerkte, dann drehte sie sich um und schwebte mit wiegendem Schritt davon.
    »Tut uns leid, dass wir uns verspätet haben, aber wir wurden durch einen weiteren und leider sehr tragischen Zwischenfall aufgehalten.«
    Richter erwiderte nichts darauf, war er doch bereits von Hellmer telefonisch darüber informiert worden, und deutete auf das braune Ledersofa, während er in einem der beiden Sessel Platz nahm, Er stopfte sich eine Pfeife, zündete sie an und lehnte sich zurück, die Beine übereinandergeschlagen.
    »Also, was kann ich für Sie tun?«, fragte er obligatorisch. Hellmer legte den dicken Ordner auf den Glastisch, schlug die Seite mit den Fotos von Svenja Martens auf und schob ihn über den Tisch. Richter beugte sich nach vom, nahm den Ordner und betrachtete die Fotos mit regungsloser Miene. Er paffte ein paarmal an seiner Pfeife. Ein angenehmer Duft erfüllte den Raum, ein Duft, der Durant an ihr Zuhause erinnerte, an ihren Vater, wenn sie mit ihm zusammen saß und er seine Pfeife genüsslich rauchte.
    »Darf ich?«, fragte Durant und zog ihre Zigaretten aus der Tasche.
    »Selbstverständlich«, sagte Richter mit seiner markant tiefen Stimme, ohne aufzublicken. »Das ist vorgestern passiert?«
    »Ja. Wir haben auch ein Video dabei, das die Tat in allen Einzelheiten zeigt, das heißt, der Mord selbst ist nicht drauf, aber alles, was mit dem Aufschneiden und Ausweiden zu tun hat. Es wäre gut, wenn Sie sich das ansehen könnten.«
    »Hm«, brummte Richter und blätterte um, entnahm zwei Seiten und las weiter. Nach zehn Minuten schlug er den Ordner zu und sagte: »Und heute ist wieder ein Mord vergleichbar mit dem von gestern geschehen?«
    »Svenja Martens wurde vorgestern Abend gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig umgebracht. Die bei den Frauen, die wir heute gefunden haben, wurden gestern Abend getötet.«
    »Zwei?« Richter zeigte zum ersten Mal, seit sie zusammen saßen, eine Gefühlsregung.
    »Er hatte es wohl nur auf die eine abgesehen, die andere muss mehr zufällig vorbeigekommen sein, was natürlich ihr Todesurteil war. Sie waren Schwestern. Carolina und Alexandra Fischer. Frank, du hast die Fotos.«
    Hellmer reichte sie ihm. Richter sah sich eins nach dem andern an und nickte ein paarmal wie selbstverständlich, als würde er sich Urlaubs- oder Familienbilder anschauen. Seine Miene war undurchdringlich, als er die Fotos zurücklegte.
    Viola kam mit einem Tablett und drei Tassen herein, stellte alles auf den Tisch und begann einzuschenken, doch als ihr Blick mehr zufällig auf die Bilder fiel, zuckte sie erschrocken zusammen. Ihr Gesicht wurde aschfahl, ihre Hände zitterten, als sie auch die dritte Tasse füllte. Anschließend begab sie sich zum Fenster und sah hinaus auf den Garten, der im trüben Novembergrau zu ersticken schien.
    »Liebling, würdest du uns bitte allein lassen?«, sagte Richter sanft, aber bestimmt.
    Viola drehte sich um, die Hände auf die Fensterbank gestützt, und sagte mit leiser und leicht heiserer Stimme, wobei sie auf einen imaginären Punkt an der Wand starrte: »Ich kenne eine der drei Frauen.«
    Das Fallen

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