Tödliches Lachen
beißender Ironie in der Stimme.
»Wie war Ihr Eindruck von Carolina Fischer?«, fragte Hellmer, der seinen Blick nicht von der atemberaubend schönen Frau abwenden konnte. Die Farbe war längst in ihr Gesicht zurückgekehrt, und sie strahlte wieder jene Souveränität und Sicherheit aus wie eh und je.
Sie registrierte Hellmers Blick, ließ es sich aber nicht anmerken, indem sie einfach zu Boden schaute. »Ich weiß nicht, da waren zu viele Menschen. Doch sie ist mir trotzdem aufgefallen, weil sie ziemlich groß ist und einige äußerst . hervorstechende oder besser hervorstehende körperliche Merkmale aufweist oder aufgewiesen hat, die wohl auch Rösner nicht entgangen sind.«
»Wie groß in etwa?«
»Was, die Merkmale oder die Körpergröße? • Die Körpergröße«, sagte Hellmer. »Etwa eins achtzig. Und sie hatte gewaltige Brüste, deren Größe sie durch entsprechende Kleidung noch unterstrich. Aber ich muss neidlos anerkennen, dass sie echt waren, die Brüste, meine ich. So weit ich mich erinnern kann, trug sie nur ein schwarzes, sehr durchsichtiges und sehr eng anliegendes Stück Stoff und einen kaum den Po bedeckenden Rock ohne einen Slip darunter, was ich zufällig gesehen hab, als sie sich einmal bücken musste. Oder wollte. Ich hab nur gedacht, Mädchen, wie kann man sich bloß so billig präsentieren. Aber den Männern und vor allem Rösner scheint’s gefallen zu haben. Sie war jedenfalls das meistbegaffte Mädchen an diesem Abend, und ich bin sicher, dass es so einige Typen gab, die sich auf der Toilette … « Sie hielt inne und machte ein entschuldigendes Gesicht.
»Sie ist tot«, sagte Richter verständnislos und nahm wieder Platz. -»Das ist traurig, aber denk mal drüber nach, vielleicht hat sie sich das selbst zuzuschreiben. Sie war eine Nutte unter vielen, mit einem Rock, der kaum breiter als ein Gürtel war. Du müsstest eigentlich am besten wissen, Alfred, dass manche Menschen das Schicksal wie beim russischen Roulette herausfordern. Oder?«
»Trotzdem mag ich es nicht, wie du redest … «
»Ich wurde etwas gefragt und habe meine Meinung dazu geäußert. Außerdem bin ich kein kleines Mädchen mehr, das gemaßregelt werden muss. Frau Durant, Herr Hellmer, ich bin hier offenbar unerwünscht«, sagte Viola und löste sich vom Fenster, wurde aber von Hellmers Stimme aufgehalten.
»Und die andere junge Frau?«, sagte er, nahm das Foto von Alexandra Fischer und ‘ging mit ihm zu Viola Richter. »Haben Sie die schon mal gesehen? Schauen Sie sich das Gesicht genau an.«
»Kann sein«, antwortete sie nach einer Weile zögernd und fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die Lippen. »Wenn Sie mich so fragen, die war glaub ich auch bei Kantauer, aber sie war längst nicht so extravagant und offenherzig gekleidet und hat sich auch mehr im Hintergrund gehalten. Aber ich würde es nicht beschwören … Doch, sie war auch da, ich hab sie gesehen.«
»Wie sicher sind Sie?«
»Sehr sicher, denn ich habe ein phantastisches Personengedächtnis.«
»Die beiden sind Schwestern.« Viola Richter sah Hellmer in die Augen und erwiderte: »Mein Gott, wer macht so was? Ich geh dann mal, wieder nach draußen … «
»Warten Sie bitte. Wer ist Kantauer?«
»Sie kennen Kantauer nicht? Den berühmten Musikproduzenten? Der hatte allein im letzten Jahr elf Nummer eins Hits, das hat nicht mal Bohlen in seiner besten Zeit geschafft. Von ihm eingeladen zu werden ist mittlerweile eine Ehre und beweist, dass man dazugehört«, erwiderte sie mit triefendem Spott, wobei sie ihren Mund entsprechend verzog. »Aber glauben Sie mir, mir ist es egal, ob ich dazugehöre oder nicht, Kantauers Partys sind genauso langweilig wie fast alle, zu denen ich eingeladen werde. Und doch geh ich hin, aber nur, wenn auch meine Freundinnen dort sind. Verzeihen Sie, aber hätten Sie mal eine Zigarette für mich, ich bin etwas durcheinander … «
»Du hast doch aufgehört«, sagte Richter. »Du wolltest nie wieder… «
»Na und?«, entgegnete sie schnippisch, nahm eine aus der ihr von Hellmer entgegengehaltenen Schachtel und ließ sich von ihm auch Feuer geben, wobei sie seine Hand umfasste. Ein kurzer, aber intensiver Blick, den Hellmer erwiderte. Durant beobachtete die Szene aufmerksam und mit einem gewissen Unbehagen, weil sie Hellmers Gedanken nur zu gut kannte und wusste, dass auch sein Gehirn bei einer Frau wie Viola Richter bisweilen ausgeschaltet wurde. Und Viola war auch keine Kostverächterin. Es hieß zwar, dass sie
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