Tödliches Lachen
einer Stecknadel hätte wie Donnerhall geklungen. Richter nahm die Pfeife aus dem Mund und legte sie auf den Aschenbecherrand, erhob sich und ging zu seiner Frau.
»Woher kennst du sie?«, fragte er mit zusammengekniffenen Augen und dennoch behutsam und fasste sie bei den Oberarmen. Sie schüttelte seine Hände ab, als wäre ihr diese Berührung lästig, drehte sich wieder um und sah erneut auf den Garten.
»Ich hab sie vor etwa einem Monat bei einer Party getroffen. Es war, soweit ich weiß, am 14. Oktober. Sie heißt Carolina, aber alle haben sie nur Caro genannt.« Sie stockte, fasste sich mit einer Hand an die Nase und schüttelte den Kopf.
»Und weiter? Bei wem fand die Party statt?«, wollte Richter wissen, wobei sein Ton etwas schärfer wurde, ungewohnt scharf, wie Durant und auch Hellmer verwundert feststellten, da sie Richter bislang nur als äußerst kontrollierten und stets höflichen Mann kennengelernt hatten.
»Bei Kantauer. Ich war allein dort, weil du wieder mal verhindert warst«, entgegnete Viola, spitz und mit hochgezogenen Augenbrauen, wich aber einen Schritt zurück, als würde sie fürchten, von ihm geschlagen zu werden. Durants Herz schlug schneller, beruhigte sich aber gleich wieder, als Richter sanfter sagte: »Entschuldige, aber…« Sie ließ ihn nicht aussprechen. »Caro ist oder war Rösners Gespielin, soweit ich weiß.«
»Rösner?«, fragte Richter ungläubig. »Seit wann hat der ‘ne Gespielin? Der macht doch immer einen auf liebevollen Ehemann und Vater.«
»Das machen doch viele, das müsstest du am besten wissen«, entgegnete sie schnippisch. »Du solltest vielleicht mal wieder mitkommen, wenn wir eingeladen werden. Aber deine Vorträge in den USA oder sonst wo sind ja stets wichtiger.«
»Bitte., nicht jetzt und nicht vor den Kommissaren«, zischte Richter.
Nein, keine Sorge, ich werde unsere heile Welt schon nicht kaputtmachen«, erwiderte sie bitter.
»Frau Richter«, mischte sich Durant ein, die wie elektrisiert war, »wie heißt dieser Rösner mit Vornamen und wo wohnt beziehungsweise arbeitet er?«
»Gerd hat eine große Anwaltskanzlei in Frankfurt. Rösner und Partner. Soweit ich weiß, wohnt er mit seiner Familie im Vordertaunus, ich meine in Hofheim. Aber das müssten Sie doch leicht rauskriegen. Er hat aber auch noch ein Penthouse in Frankfurt und ein Haus in Bad Homburg sowie diverse Immobilien im Ausland.«
»Erzählen Sie uns etwas über diese Party. Haben Sie Rösner und Carolina Fischer dort zum ersten Mal gesehen oder…«
»Nein, es war nicht zum ersten Mal. Das erste Mal war im Sommer, da kam mir das alles schon ziemlich verdächtig vor, wie die sich angeguckt und Händchen gehalten haben und, na ja … Auf der Party war mir dann endgültig klar, dass zwischen den beiden was läuft. Nun gut, er kann sich’s leisten, er könnte sich einen ganzen Harem zulegen, ohne arm zu werden. Er kümmert sich übrigens auch um die Angelegenheiten meines Mannes. Ich wusste schon länger, dass Rösner nichts anbrennen lässt… «
»Moment. Moment«, wurde sie von ihrem Mann unterbrochen »woher weißt du das alles? Das mit Rösner ist mir neu.«
»Tja, ab und zu sollte man sich schon für das interessieren was um einen herum vorgeht«, entgegnete sie ironisch.
»Liebling, ich interessiere mich immer für das, was um mich herum vorgeht, aber ich habe auch meine Arbeit zu erledigen. Und dass ich kein Partyhengst bin, das weißt du. Und ich gebe auch herzlich wenig auf Klatsch und Tratsch.«
»Ach ja, das ist aber erst so, seit wir zusammen sind«, sagte sie leise, doch immer noch laut genug, dass Durant und Hellmer es verstanden.
Und an die Kommissare gewandt: »Ich hab mich schon gewundert, dass er sich so ein junges Ding zugelegt hat. Caro ist doch höchstens Anfang zwanzig, und Rösner ist gerade sechzig geworden. Er könnte fast ihr Großvater sein. Er hat eine wunderbare Frau und vier reizende Kinder. Ich staune immer wieder über diese jungen Dinger, die sich mit den alten geilen Böcken einlassen. Aber es ist wohl alles eine Frage des Geldes.«
»Und dieser Kantauer?«
»Der gibt einmal im Jahr ein Fest, zu dem alle mögliche Prominenz eingeladen ist, die dann in der Regel mit einem Tross junger, williger Damen antanzt, so wie Rösner mit Caro. Ich geh da nur hin, weil ich mich dort jedes Jahr mit zwei Frauen treffe, die ich schon seit vielen, vielen Jahren kenne. Wir haben dann was zum Lästern, bei der Party und auch noch danach«, sagte sie mit
Weitere Kostenlose Bücher