Tödliches Lachen
Freier?«
»Frag ihn«, sagte Hellmer nur und bog in die Straße ein, in der Prof. Richter wohnte. Er lenkte den BMW in die offen stehende Toreinfahrt und parkte neben dem dunkelblauen Jaguar von Richter.
Sie stiegen aus, gingen zur Haustür und klingelten. Viola Richter kam an den Eingang und begrüßte die Ankömmlinge. Sie war immer noch so schön wie vor beinahe sechs Jahren, als sich Durant und Viola zum ersten Mal begegnet waren. Und sie umgab noch immer diese beinahe mystische Aura, die sie so faszinierend machte. Sie trug ihr kastanienbraunes Haar wie damals schulterlang, ihre großen braunen Augen blickten die Kommissare neugierig und mit diesem längst bekannten, leicht spöttischen Lächeln an, ihr sinnlicher, erotischer Mund war dezent geschminkt, der Duft von Chanel No. 19, der wie für sie geschaffen schien, umwehte sie. Nein, dachte Durant, sie wird von Mal zu Mal schöner, als ob ihr die ewige Jugend in die Wiege gelegt worden wäre. Obwohl sie allmählich auf die vierzig zugeht, hat sie das Gesicht und die Hände einer Fünfundzwanzigjährigen, aber vor allem ihr Hals ist makellos, keine Falte, nichts, das ihr Alter auch nur ansatzweise verrät. Wie macht sie das bloß?
»Hallo«, sagte Viola Richter mit dieser unvergleichlich warmen und seidigen Stimme, mit dem leichten Timbre, das sich’ nicht beschreiben ließ, und reichte erst Durant, dann Hellmer die Hand. »Kommen Sie rein, mein Mann erwartet Sie bereits. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Tee vielleicht?«
Sie sah kurz Durant, danach Hellmer intensiver an, ein Blick, der ihn fast um den Verstand brachte und Gedanken und Gelüste hervorrief, die ihm sonst fremd waren, es sei denn, es handelte sich um seine eigene Frau. Aber mit Nadine war er seit Jahren verheiratet, sie kannten sich ein halbes Leben lang, Viola hingegen traf er nur hin und wieder, und dann waren sie auch nie allein. Er konnte sich noch zu gut an die erste Begegnung mit ihr erinnern, an ihre Augen, wie sie ihn amüsiert anblitzten, als er fasziniert vor ihr stand. Sie war damals noch mit einem berühmten Schriftsteller verheiratet, aber todunglücklich in ihrer Beziehung, wie Hellmer später erfuhr.
Er kannte jedenfalls keine Frau mit solchen Augen und einer solchen Ausstrahlung. Sie trug eine Jeans, weiße Leinenschuhe und eine tief ausgeschnittene weiße Bluse.
Auch wenn Hellmer versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, so wusste Durant doch, dass er jedes Mal aufs Neue in den Bann dieser Frau gezogen wurde und sich mit Sicherheit fragte, warum sie sich ausgerechnet ihren ehemaligen Therapeuten, der dazu noch beinahe zwanzig Jahre älter war, als Ehemann ausgesucht hatte, auch wenn ihm bekannt war, dass die Ehe mit ihrem geschiedenen Mann sehr unbefriedigend gewesen war. Er war ein höchst erfolgreicher Schriftsteller, der aber kaum Notiz von dem Juwel an seiner Seite genommen hatte, bis dieses Juwel beschloss, ein neu es Leben zu beginnen. Kleiber hatte daraufhin versucht, sich das Leben zu nehmen, war jedoch im letzten Moment wie durch ein Wunder gerettet worden. Wenn es überhaupt eine Frau gab, die in Hellmer verwerfliche Gedanken auslöste, dann Viola. Wann immer er sie sah, und das war nicht selten, denn Richter arbeitete häufig für die Polizei, war er bis in die Haarspitzen angespannt, als stünde er unter Strom. Durant wusste das, sie hatte auch schon mit ihm darüber gesprochen, und er selbst hatte keine Erklärung, warum diese Frau solche Gefühle in ihm auslöste. Durant würde sich natürlich hüten, Nadine jemals davon zu erzählen, was auch, schließlich war zwischen Viola Richter und Frank Hellmer bisher nichts passiert, aber sie fürchtete, dass es eines Tages doch dazu kommen könnte. Und davor hatte sie Angst, denn die Freundschaft mit Frank Hellmer und seiner Frau Nadine bedeutete ihr unendlich viel, und sie wusste, dass, sollte Hellmer sich nicht unter Kontrolle halten, diese Freundschaft vermutlich über kurz oder lang in die Brüche gehen würde.
»Machen Sie sich keine Umstände, wir … «
»Das sind keine Umstände. Einen Tee?«
»Einverstanden«, gab Durant nach.
Richter, dieser große, stattliche Mann mit dem vollen grauen Haar, das allmählich weiß wurde, auch wenn er noch nicht einmal sechzig war, kam ihnen entgegen und sagte, während sich seine Frau in die Küche begab: »Gehen wir gleich in mein Arbeitszimmer, es ist spät, und ich habe noch einiges zu erledigen.«
Seit dem letzten Besuch vor acht Monaten hatte
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