Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
hat?«
    »Nein. Aber er war nicht der Typ, der dauernd erzählt hat, wie es ihm geht.«
    »Hatte er besondere Hobbys?«
    »Was meinen Sie?«
    »Drogen. Glücksspiel.«
    »Nein.«
    »Und Sie?«
    Sam lachte bitter. »Kann ich mir nicht leisten.«
    »Sie haben auch keinem Mafia-Boss die Freundin ausgespannt? Sind ehemaliges Mitglied der Triaden?«
    »Nein.«
    »Und Tobias? War er Aussteiger aus einer dubiosen Sekte? Hat er einer Gang ein paar Kilo Heroin geklaut?«
    »Nein. Soweit ich weiß. Ich gebe es Ihnen gern schriftlich, wenn es hilft: Wir waren nicht die dicksten Freunde der Welt, okay? Wir kennen ... wir kannten uns lange. Wir sind mal was trinken gegangen oder so, seitdem er hier war, aber mehr nicht. Er hat jahrelang in Frankfurt gewohnt, er hatte da sicherlich bessere Freunde.«
    »Kennen Sie andere Freunde von Tobias?«
    Sam dachte nach, schüttelte dann den Kopf. »Nein. Jemand hat ihm beim Umzug geholfen, das hat er mir erzählt. Aber das war ein Arbeitskollege, glaube ich.«
    »Wissen Sie den Namen?«
    »Wozu?«
    »Wir könnten den Kollegen anrufen und schauen, ob er zufällig tot ist. Eine Morddrohung erhalten hat. Oder eine Einladung auf einer hässlichen Grußkarte, die ihn für nächste Woche hier her bestellt.«
    Sam grübelte erneut, dann verneinte er. »Ich weiß keinen Namen.«
    »Gut, erzählen Sie weiter. Von Sam und Tobias, die nicht so richtig dicke Freunde waren. Haben Sie die gleichen Fächer studiert?«
    »Nein. Er hatte Nachrichtentechnik und Informatik, ich Germanistik und Politologie.«
    »Und was machen Sie beruflich?«
    »Ich schreibe.«
    »Bücher?«
    »Nein. Zeitungen, Zeitschriften. Internet.«
    »Sie sind Journalist?«
    Er hörte an meiner Stimme, dass ich das für einen eventuellen Ansatzpunkt hielt, um ihn doch noch zum Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte zu machen, und lachte.
    »Sie sagen das so, als würden Journalisten jeden Tag im Müll wühlen und Verschwörungen aufdecken.«
    »Und? Wühlen Sie im Müll? So tief, dass man Sie selbst darin entsorgen möchte?«
    »Nein. Meine einzige wirklich große Story ist schon ein paar Jahre her.«
    »Worum ging es?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht: um eine Firma, die Abfälle entsorgt hat. Sonderabfälle aus Krankenhäusern, Labors. Auch radioaktive Sachen. In der Gemeinde gab es eine ungewöhnlich hohe Krebsrate.«
    »Also haben Sie doch im Müll gewühlt. Was kam dabei heraus?«
    Sam setzte sich aufrechter hin. »Es gab eine schöne, saubere Seite der Firma, und eine dreckige. Mit Fässern, die einfach in irgendwelche Schuppen geworfen wurden, aus denen ist das Zeug in den Boden gesickert. Leider war das schon Jahre her, Krebs kriegt man ja nicht von heute auf morgen. Die Fässer waren weg, die Leute, die sie da reingeschmissen haben auch. Der Boden war allerdings verseucht bis zur Oberkante der Messinstrumente. Sie mussten Schadenersatz zahlen.«
    »Und das war's?«
    Ich wollte das nicht so recht glauben, aber Sam zuckte mit den Schultern.
    »Ja. Im Grunde schon. Der Seniorchef wurde verurteilt, musste ein paar Jahre in den Knast. Er ist wieder draußen.« Sam bemerkte meinen Zweifel. »Vergessen Sie's, das Thema ist erledigt. Er hat geschlampt und bezahlt. Ich war nicht der Einzige, der daran gearbeitet hat und nicht der, dessen Name nachher dick unter den Artikeln stand. Auch wenn ich die Story ausgegraben habe.«
    »Wie sind Sie drauf gekommen?«
    »Ein Leserbrief von einem Mann, dessen Frau Krebs hatte. Und sein Kind. Die Familie war der wichtigste Nebenkläger, als die Sache vor Gericht stand.«
    Ich blieb skeptisch, ließ das Thema aber ruhen. Weil Sam so sicher klang, und weil Tobias da so gar nicht reinpassen wollte.
    »Okay. Und was machen Sie jetzt? Wenn Sie keine chemischen Zeitbomben mehr entschärfen?«
    »Politik. Inland. Die meiste Zeit sitze ich in Konferenzen und schaue unserem Chefredakteur bei der Selbstdarstellung zu. Wenn ich Pech habe, muss ich zu irgendwelchen Parteitagen und den Herren und Damen da bei der Selbstdarstellung zuschauen.«
    »Und was machte Tobias? Als Informatiker bei einer Telefonfirma?«
    »Er hat programmiert. Ich kenne mich damit nicht aus, aber es ging irgendwie um ... Datenerfassung. Er hat Programme geschrieben, mit denen Telefonfirmen Ihre Kunden und deren Telefonverhalten analysieren können. Für Benutzerprofile. Für persönlich zugeschnittene Angebote. Werbung.«
    »Auch Programme, mit denen man herausfinden kann, mit wem Frau Berger telefoniert hat? Und in welcher Funkzelle

Weitere Kostenlose Bücher