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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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läuft.«
    Sam stopfte Küchenpapier in den schmalen Spalt.
    »Schreibst du ihr auf, wo sie putzen soll, oder was?«
    Jetzt klang er, als wäre ich Aufseher in einem Arbeitslager.
    »Nein.«
    Ich füllte den Wassertank der Maschine neu, holte eine saubere Tasse. Sam warf die nassen Lappen in die Spüle, wo sie definitiv nicht hingehörten.
    »Schau her«, sagte ich dann, er sah mir über die Schulter.
    Er roch nach meiner Seife und ich vermutete, dass er wieder meine Dusche benutzt hatte. Nachdem er aufgestanden war, bevor er nach Hause gefahren war. Um seine Sachen zu holen.
    »Siehst du dieses Symbol? Eine Kaffeetasse.« Ich deutete auf einen großen Knopf links.
    »Ja.«
    »Und das hier? Ein Schraubenschlüssel.« Ich zeigte auf einen weitaus kleineren Knopf rechts.
    »Ja.«
    »Kaffeetasse macht Kaffee. Schraubenschlüssel ist Wartung. Reinigen. Entkalken. Den Milchkreislauf auskochen. Für einen Kaffee drücke ich auf die Kaffeetasse und suche dann hier die Sorte aus. Espresso?«
    »Geht auch was mit Milch?«
    Ich seufzte.
    »Ich trinke ihn draußen«, sagte Sam schnell. »Aber morgens schmeckt mit Milch besser.«
    »Ist schon gut. Cappuccino, Milchkaffee, Latte Macchiato.«
    »Cappuccino.«
    Ich holte zwei größere Tassen und befahl der Maschine mit einem weiteren Knopfdruck, gleich zwei herauszulassen. Sam lächelte in die Hochglanztür des Kühlschranks und küsste mich dann auf den Nacken.
    »Hat was Heimeliges«, sagte er. »Zwei Kaffee.«
     
    ***
     
    »Was kommuniziert ihr denn so? Du und Aline?«, fragte Sam ein paar Minuten später, als wir leicht voneinander abgewandt auf der Terrasse saßen und unseren Kaffee tranken. Die Sessel waren abgeputzt, die Polster lehnten zum Trocknen an der Wand, die kleinen Äste und Blätter waren weggefegt worden. Alines Werk, hatte Sam berichtet, den Ast und das Sofa habe er auf die Wiese geschoben. Das Polster war aufgerissen, die Lehne ebenso, ein Fall für den Sperrmüll. Der Rest des Gartens sah gleichfalls nicht besonders gut aus: Die Büsche waren zerrupft, mehr Blätter und unzählige kleine Äste lagen auf dem Rasen oder schwammen auf dem Wasser meines Pools. Ich ärgerte mich, dass sich die Installation der Abdeckung so verzögert hatte: Heute sollte sie kommen, gestern hätte ich sie gebraucht.
    »Ich habe gedacht, sie klaut meine Bücher. Ich habe eine Lücke bemerkt, als sie so zwei Wochen hier war. Ich habe nichts gesagt, sie hat gut gearbeitet. Ich hatte vorher eine andere Putzfrau, die war nicht sehr gründlich. Und ich war mir auch nicht sicher, ob ich das Buch nicht doch verlegt hatte. Dann war es wieder da, aber ein anderes fehlte. Das Nächste aus der Reihe. Vier Bücher später habe ich ihr einen Zettel hin geklebt. Welches ihr am besten gefallen habe.«
    Sam pustete auf seine Kaffee, ich runzelte die Stirn. Das klingelnde Rühren hatte er auf zwei bis drei Umdrehungen beschränkt, immerhin. Und warum sollte er nicht pusten? Der Kaffee war verdammt heiß. Er pustete noch mal, schlürfte einen Schluck.
    »Und?«
    »Aline ist gegangen. Hat Frau Berger angerufen und gekündigt. Ich habe ihr ausrichten lassen, sie solle wiederkommen und weiterlesen. Sie ist gekommen. Und sie legt jedes Mal einen Zettel hin, wenn sie ein Buch ausgelesen hat. Wie es ihr gefallen hat. Ich antworte und schreibe ihr, was ich neu herein bekommen habe.«
    Sam lachte und verschwand mit seiner leeren Tasse wieder in der Küche. Er hatte von Frau Bergers Croissants zwei Stück gegessen, meines lag noch unberührt neben mir.
    »Wir sollten noch mal einen Blick in die Zukunft werfen, bevor wir den Flug buchen«, sagte Sam, als er zurückkam.
    »Den Flug?«
    »Nach Japan. Zum Fujiyama. Wir sollten beide am Leben sein, mit einer Leiche im Gepäck reist es sich so schlecht.«
    »Witzig«, kommentierte ich.
    Er sah mich an, ich sah es aus dem Augenwinkel.
    »Komm schon, hör auf mit dieser 'Ich will sterben'-Nummer. Das ist Schwachsinn. Und ich werde das verhindern.«
    »Wie?«
    »Ich werde dich schon mal nicht bitten, mich zu dieser Übergabe zu begleiten.«
    »Ich könnte dir folgen.«
    »Ja. Aber du würdest dann nicht deine eigene Vision wahr werden sehen. Denn das hast du nicht gesehen. So hast du es nicht gesehen. Wenn du nur sterben willst, kannst du dich gleich hier erschießen.«
    Ich sah auf den zerzausten Garten. Nein, natürlich würde ich nicht in diese Wohnung gehen. Ich wusste auch nicht, ob ich es überhaupt getan hätte. In dem Wissen, dass ich dort sterben

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