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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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vielleicht reinschauen kann. Außerdem werde ich diese Wohnung nicht allein betreten, und das macht diese Möglichkeit von vornherein kaputt. Ich stelle mich nicht in die Schusslinie.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es dein Problem ist.«
    »Schon lange nicht mehr.«
    Ich sah das immer noch etwas anders, aber Sam grübelte schon wieder.
    »Wir gehen zusammen rein.«
    »Das hatten wir schon. Und du weißt, wie das geendet ist.«
    »Jetzt weiß ich ja, dass ich den Typen nicht angreifen darf. Ich würde dich nicht mehr in Gefahr bringen. Ich würde dich beschützen.«
    Ich verkniff mir ein Lachen. »Und wie?«
    »Ich stelle mich vor dich. Komm, schau nach.«
    »Ich kann dich nicht unendlich oft anschauen. Ich hatte heute schon einen Kunden und bekomme Kopfschmerzen.«
    »Möchtest du ein Aspirin?«
    Ich winkte ab, sah Sam dann an.
    »Okay. Du stellst dich vor mich. Er erschießt dich. Ich sehe, wie du vor mir zusammenbrichst.«
    »Schade. Dann gehen wir zusammen, aber ohne die CD. Das hatten wir noch nicht, oder? Wir hatten nur, dass ich ohne die CD allein hingehe.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich gehe nicht in diese Wohnung. Streich diese Möglichkeit komplett. Ich fahre auch nicht mit und warte im Auto. Ich verlasse dieses Haus, dieses Grundstück nicht. Niemals. Und es wird diesem Typen herzlich egal sein, ob wir beide oder du allein ohne die CD kommen. Er will sie haben, und er wird alles dafür tun, sie zu bekommen.«
    Sam akzeptierte das ohne Widerworte und hatte schon die nächste Idee parat.
    »Ich leihe mir deine Pistole und erschieße den Typ.«
    Diesmal gönnte ich Sam aus eigenem Antrieb einen Blick, schüttelte dann den Kopf.
    »Du traust dich nicht. Du holst die Waffe raus, aber du schießt nicht. Er schon.«
    »Doch, ich schieße. Ich weiß, dass ich feige bin, aber ich schieße.«
    Ich sah ihn wieder an. »Nein. Und das hat mit Feigheit nichts zu tun. Du bist kein Mörder. Da steht ein Mensch vor dir, du kannst ihn nicht töten. Dein Finger zittert, du hast die Waffe noch nicht mal entsichert. Und er hat dir auch noch nichts Böses getan.«
    »Ich denke dran, sie zu entsichern.«
    Noch ein Blick. »Es ändert nichts. Du zitterst nur noch mehr, und er schießt früher.«
    Sam stöhnte.
    »Dann gehe ich zur Polizei. Erzähle alles. Gebe denen die CD.«
    Ich sah ihn an, länger, interessiert. Stellte fest, dass Apfelsaft mit Orange gemischt okay war. Trotzdem machte mir das wiederkehrende Bad in Sams Magen mittlerweile zu schaffen: Hinter meinen Schläfen piekte es, und mein Magen signalisierte mir nach dem x-ten Blick in Sams Inneres, dass er mein Croissant auf gar keinen Fall haben wollte.
    »Du sitzt in einem Verhörraum«, sagte ich. »Zwei Männer reden mit dir, fragen, wo Tobias ist. Sie legen eine Pistole in einer Plastiktüte auf den Tisch. Die war nicht in meiner Wohnung, sagst du. Ich habe ihn nicht erschossen. Du fragst, ob sie die CD angeschaut haben. Was drauf war. Sie sagen, das würde noch dauern. Du bekommst ein Dokument. Du liest 'Haftbefehl'. Und 'Mord'. Du bist in einer Zelle. Dann redest du mit einem Anwalt, mit der Polizei, einem Staatsanwalt. Sie nehmen dir die Fingerabdrücke ab, suchen nach Schmauchspuren. Verhören dich. Verhaften dich.«
    »Dann ... bestelle ich die Polizei zu diesem Haus. In dem die Übergabe stattfinden soll. Erzähle irgendwas von einem bewaffneten Mann. Er wird mich doch wohl kaum erschießen, wenn draußen drei Polizeiwagen vor der Tür stehen!«
    Ich sparte es mir, Sam anzusehen, denn diese Idee war nicht besonders praktikabel.
    »Und was soll das nützen? Der Typ wird abhauen, wenn er die Polizei sieht, also wirst du die CD nicht übergeben können.«
    »Ich könnte die CD auch gar nicht persönlich dort vorbei bringen, sondern einen Kurier schicken.«
    »Und noch jemanden da mit rein ziehen?«
    »Hm. Nein. Lieber nicht. Und wenn ich ... die CD wieder in ein Schließfach lege? Eins, wo wirklich nur ich Zugang habe? Dann kommt er nicht dran, und er kann mich auch nicht umbringen.«
    »Richtig.« Ich sah Sam an und schluckte gegen die immer drängender werdende Übelkeit an. »Sie entführen Frau Berger. Du suchst sie, findest einen Brief in ihrem Briefkasten. Holst die CD wieder aus einem Schließfach ...«
    »Schon gut«, unterbrach mich Sam, »den Rest kenne ich wahrscheinlich schon.«
    »Ja. Du stirbst.«
    »Dann warten wir einfach ab. Tun nichts mehr.«
    Ich sah ihn an, trank in kleinen Schlucken Saft gegen den Drang, meinen Mageninhalt auf die Terrasse

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