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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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würde.
    »Ich möchte, dass wir eine Lösung finden, bei der wir beide am Leben bleiben«, sagte Sam. »Die die Bedrohung durch diese CD-Leute eliminiert. Für uns und alle, die wir kennen.«
    »Wo ist die CD eigentlich?«
    »In meiner Tasche«, sagte er und nickte zum Wohnzimmer.
    »Du bist so besorgt um mich, dass du das Ding hierher mitbringst?«
    Sam zuckte mit den Schultern. »Ich habe mir überlegt, sie in meiner Wohnung zu lassen. Und eine SMS an Tobias Handy zu schreiben, dass die CD dort ist. Dann müsste ich mich mit niemandem treffen. Aber ich würde gerne wissen, ob das eine gute Idee wäre. Und solange ich das nicht weiß, passe ich auf das Ding auf.«
    »Ich musste mir heute schon ein trauriges Leben ansehen«, sagte ich. Das klang ziemlich lahm, außerdem war Sams Leben nicht traurig. Sam war nicht traurig. Aber er schien hier einziehen zu wollen, und ich hegte die Befürchtung, dass ich ihn davon nicht würde abhalten können.
    »Aber wir haben keine Zeit mehr«, wandte er ein. »Heute ist der 9. August. Morgen ist mein Todestag. Bitte. Ich helfe auch dabei, deine Kreise wieder ordentlich zu machen.«
    Ich war überfragt und gönnte Sam einen schnellen Blick, er gestikulierte in den Garten.
    »Ich harke und schneide und fege. Du bist der Stein und sitzt so lange in der Mitte. Und du kannst mir kommunizieren, wo ich mehr fegen soll.«
    Ich lachte. Und registrierte, dass ich nicht wollte, dass Sam starb. Dass ich auch nicht sterben wollte, was aber nicht unbedingt etwas mit Sam zu tun hatte. Ich nickte also.
    »Meinetwegen. Wir exerzieren die verschiedenen Möglichkeiten durch. Wenn wir etwas beschließen, musst du dir fest vornehmen, das so zu machen. Sehr, sehr fest. Du musst es quasi in Gedanken schon tun. Sonst kann ich die Auswirkungen nicht sehen. Und es wird Dinge geben, die mit dieser Methode nicht funktionieren.«
    »Okay. Können wir hier bleiben? Oder muss ich auf deine Couch?«
    »Wir bleiben hier. Und ich schaue erst mal, wie es jetzt aussieht. Wo du die CD hast und mich nicht mitnehmen wirst.«
    Sam nickte und ich sah ihn an. Kaffee und Croissants in seinem Magen, zuhause schien er noch Saft getrunken zu haben. Apfelsaft. Denn hatte ich nicht, weil ich davon Kopfschmerzen bekam. Genauso wie von Schwarzem Tee. Auch jetzt, so ich nur den schon getrunkenen Apfelsaft mit den darin herumwabernden Teigstückchen in Sams Magen sah, kroch ein gräulicher, bedrückender Nebel in meinem Kopf heran.
    »Du übergibst die CD«, sagte ich, als ich mich aus Sams Magen befreit hatte. »Der Mann sagt Danke, du fährst zu mir.«
    »Gut, oder?«
    »Ja. Du bleibst über Nacht.«
    »Es wird besser!«
    »Du fährst zur Arbeit.«
    »Das ist weniger gut. Und dann?«
    »Rate mal.«
    »Ich sterbe also doch?«
    »Ja. Der Mann beordert dich noch einmal in die Wohnung. Du gehst hin, er sagt, du habest eine Kleinigkeit vergessen. Und erschießt dich.«
    »Fuck.«
    Sam kippte seinen zweiten Cappuccino herunter, als wäre es etwas Stärkeres.
    »Aber der will doch nur die CD. Warum bringt er mich um, wenn er die hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Vielleicht meint er ja dich. Mit der Kleinigkeit, die ich vergessen habe.«
    »Mich?«
    »Ja. Ich bin hier. Du bist jetzt mehr als nur die Nachhilfelehrerin, die mir auf die Sprünge hilft. Ich habe die CD hierher gebracht. Du bist zur Mitwisserin geworden. Das tut mir leid«, fügte Sam etwas verspätet hinzu, ich sparte mir den Hinweis, dass es nun für derartige Reue zu spät war: Er mochte seine Gewissensbisse wegen Tobias Tod abgelegt haben, mich hatte er dagegen immer noch in diese unappetitliche Geschichte hinein gezogen. Mehr als nötig gewesen wäre. Durch seine Anhänglichkeit. Seine Fragen. Durch seine Gefühle? Vielleicht. Aber für mich Sam war ein Kunde, immer noch. Zumindest, solange er hier saß und um Antworten bettelte. Solange er so anstrengend war, solange ich mich in seinem Magen herumtreiben musste.
    »Meinst du, die beobachten mich?«, fragte er, ich zuckte als kleine Rache desinteressiert mit den Schultern.
    »Vielleicht.«
    »Dann wissen die auch, dass ich in der Bank war. Am Schließfach.«
    »Vielleicht.«
    »Was ist mit meiner Idee, die CD in meiner Wohnung zu lassen und zu warten, bis die sie da abgeholt haben?«
    Ich tauchte zum zweiten Mal in sein Inneres ab, aber nur für kurze Zeit.
    »Zu unkonkret. Du stellst es dir nicht richtig vor«, rügte ich ihn. »Konzentrier dich darauf, wie du das machst. Geh in Gedanken in deine Wohnung, nimm die CD,

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