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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rosenheim.«
    »Einen Cognac?«
    Tim nickte.
    »Und deine zauberhafte Melissa?«
    An die hatte Tim gerade auch gedacht, erfüllt von Wehmut und Ärger. »An meinen freien Nachmittagen hat die zauberhafte Melissa nun mal kein Verlangen nach Friedhöfen.«
    »Ah, so? Ja, ja, natürlich …«
    Helene Brandeis lehnte sich zurück und hüllte sich in Rauchwolken. Tim kippte hastig den Cognac. Viel half das nicht.
    »Glaubst du eigentlich an Wiedergeburt?« kam Helenes Stimme aus dem grauen Vorhang.
    »Wie bitte?«
    »Reinkarnation. Marie-Luise glaubte daran. Meine Cousine. Wir haben sie gerade begraben. Für sie dreht sich nun das Rad des Lebens weiter, weißt du. Vielleicht kommt sie wieder? Als Frosch vielleicht, was meinst du? Oder als Katze?«
    »Ja nun …«, versuchte Tim Zeit zu gewinnen. Um eine Antwort mußte er sich nicht bemühen, die alte Dame schoß bereits eine neue Frage auf ihn ab.
    »Kennst du eigentlich Formentor, Tim?«
    »Formentor? Was ist das?«
    Doch er erhielt keine Antwort. Helene Brandeis winkte den Kellner herbei, bezahlte, erhob sich mit seiner Hilfe. Tim ging nun sehr behutsam mit ihr um. Anscheinend war sie ein wenig verwirrt. Kein Wunder bei dem Alter in einer solchen Situation. »Weißt du«, flüsterte sie, während sie sich durch die Gäste schob, »sie hatte immer so ein schwaches Herz, die arme Marie-Luise. Sie war einfach zu dick. Sie wollte zu mir auf den Hügel kommen, um auf die Katzen aufzupassen. Aber damit wird's ja nun nichts mehr …«
    Tim nickte. Die alte Dame schüttelte dem dicken Herrn mit der imponierenden schwarzen Haarkrause die Hand, bei dem es sich anscheinend um den Wirt handelte, sagte ein paar Sätze und rauschte nun, majestätisch, als sei sie ganz alleine, zum Eingang hinaus.
    Doch dann, noch unter dem Schutz des Vordachs, blieb sie stehen. »Du wirst mich jetzt fahren müssen, Doktor. Du kennst doch meinen Sir Henry?«
    »Ja, und mein Wagen?«
    »Ist schon alles erledigt.« Sie lächelte ein bitteres, winziges Lächeln. »So ist's nun mal: In meinem Alter brauchst du ein Stammlokal in Friedhofsnähe. Jedenfalls, der Wirt hat einen Scheck bekommen. Sein Sohn wird dir das Auto nach Hause fahren und vor die Haustüre stellen.«
    »Sein Sohn? Ja, und die Papiere?«
    »Na, erledige das mal.«
    Tim tat es. Irgendwie war ihm benommen zumute. Und so konnte er auch gar nicht anders als nicken, als er sie in ihrem großen, lederduftenden Mercedes 300 verstaute und sagen hörte: »Weißt du, Tim, dies ist ein besonderer Tag. Auch für dich. Du wirst es schon noch erleben.«
    »Richtig. Aber …«
    »An einem besonderen Tag sollte man auf das Wort ›aber‹ verzichten. Versprochen?«
    »Ja. Aber wo fahren wir denn hin?«
    »Zu einer Reiseagentur. Stadtmitte …«
    Das Reisebüro befand sich in der Maximilianstraße und war ein sehr vornehmes Reisebüro. Innen gab es Marmor, Chrom und Teak, außen war es umgeben von Verbotszonen.
    »Auf den Bürgersteig, Doktor!« befahl die alte Dame.
    Gut: Wenn sie's so haben wollte …
    Sir Henry schaukelte ungnädig, aber er ließ sich willig auf dem Gehsteig parken.
    Wohlige Trockenheit herrschte in dem großen, halbrunden Raum. Farbfotos leuchteten von den Edelholzfurnieren: griechische Säulen standen vor einem knallblauen Himmel. Rhodos und Akropolis. Ein goldener türkischer Strand. Die USA waren mit dem rotflammenden Grand Canyon vertreten. Just come over and see stand darunter. Der Markusplatz mit tausend weißen Tauben. Und rechts? Verona wohl …
    Tim wich zur Seite, um einen fahlgesichtigen, klitschnassen, mageren Mann hereinzulassen, der fluchend mit seinem Regenschirm herumfuchtelte. Mitfühlend sah Tim ihn an. Was konnte ein solches Sauwetter schon bringen, außer Grippe und Frust?
    »Tim! Wo steckst du denn …? Nun komm doch!«
    Die heisere Stimme gehörte der alten Dame. Dort drüben stand sie: Eine schwarze Säule, umschwirrt von einem braungebrannten Herrn in Lederjacke. Die Lederjacke war anscheinend der Chef. Selbst die Sekretärinnen und Kundenbetreuerinnen starrten. Der Teufel mochte wissen, wie sie das fertigbrachte, aber Helene Brandeis brauchte nie länger als eine Minute – schon war sie der Mittelpunkt.
    »Nun komm doch zu uns, Tim!«
    Tim kam.
    »Dies ist Herr Pichler«, erklärte Helene. »Hier haben wir den Dr. Tim Tannert, meinen guten Freund und Hausarzt aus Rottach. Eines kann ich Ihnen gleich sagen, Herr Pichler: Weit und breit gibt's keinen besseren Doktor! Also, wenn Sie mal an den Tegernsee kommen

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