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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Schemel heran, bat Sir John, ihn festzuhalten, und kletterte hinauf, um das Fenster zu untersuchen. Schon ein flüchtiger Blick verriet ihm, daß die Läden aufgebrochen worden waren; der Riegel war von einem Messer verschrammt. Die vom Fliegendreck übersäte Fensterscheibe war eingeschlagen worden, so daß der Schreiber, der hier eingestiegen war, die Hand hindurchschieben und den Griff des Fensterflügels hochdrücken konnte. Athelstan kletterte wieder hinunter.
    »Es ist so, wie ihr sagt. Fenster und Läden sind kürzlich aufgebrochen worden.«
    »Das war ich«, bekannte Stablegate, und seine Stimme bekam plötzlich einen verzweifelt flehentlichen Tön. »Sir John, Pater, wir wissen nichts über Bartholomew Draytons Tod und das gestohlene Silber.«
    »Und ihr habt nichts weiter hinzuzufügen?«
    »Nein, Pater, nichts.«
    »Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?«
    Stablegate zuckte die Achseln und hustete dann, weil soviel Staub umherwirbelte. »Pater, was können wir schon tun? Wir müssen wieder zurück nach St. Paul’s, Mittelgang auf und ab gehen und warten, daß ein reicher Kaufmann uns einstellt.«
    »Habt ihr eine Genehmigung zum Reisen beantragt, hier oder jenseits des Meeres?« fragte Cranston plötzlich.
    Ihre verdutzten Gesichter machten keinen Eindruck auf ihn. »Ihr wißt genau, was ich meine. Habt ihr in der Kanzlei vom Grünen Wachs um eine Reiseerlaubnis ersucht? Ja oder nein?«
    »Nein, Sir John.«
    Cranston reckte Stablegate das Gesicht entgegen. »Gut«, schnurrte er. »Tut es auch nicht, bis diese Angelegenheit erledigt ist. Bleibt in eurem Quartier. Ihr dürft London ohne meine schriftliche Genehmigung nicht verlassen.« Er nickte. »Ihr könnt gehen.«
    Die beiden Schreiber gingen hinaus und schlugen die Tür hinter sich zu, was neuerliche Staubwolken aufwirbelte.
    »Was meinst du, Bruder?« Cranston zog seinen Weinschlauch hervor. »Beim Arsch des Satans, dies ist ein trockener Ort!«
    »Euch ist jeder Ort zu trocken, Sir John.«
    Cranston zwinkerte, nahm einen Schluck aus dem Weinschlauch und klopfte sich mit der flachen Hand auf den Bauch. »Es wird Zeit, daß wir eine kleine Erfrischung zu uns nehmen, Bruder — etwas, das den Wein aufsaugen kann. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich glaube, die beiden sind so schuldig wie Pilatus und Herodes«, sagte Athelstan. »In meinen Augen, Sir John, sind das zwei gottlose junge Männer, die sich einbilden, sie hätten ein perfektes Verbrechen begangen.« Er seufzte. »Und vielleicht haben sie das auch.«
    »Die beiden haben Drayton ermordet?«
    »So sicher wie das Amen in der Kirche, Sir John. Ich glaube, sie sind schuldig, aber wie sie es getan haben, das ist das Geheimnis.«
    »Flaxwith!« brüllte Cranston.
    Der Büttel kam hereingestürzt, und Samson trottete mit hängender Zunge hinter ihm her. Er warf nur einen Blick auf Sir Johns saftiges Bein und wollte sich gleich darüber hermachen, aber Flaxwith war klug genug, ihn bei seinem Lederhalsband zu packen und mit beiden Armen zu umschlingen.
    »Sir John, Samson und ich stehen Euch zu Diensten.«
    »Zur Hölle mit ihm!« knurrte Cranston. »Du sollst drei Dinge für mich tun. Erstens: Geh zu den Bankiers Frescobaldi in der Leadenhall Street und laß dir bestätigen, daß sie gestern eine Ladung Silber hier abgeliefert haben. Zweitens: Geh zum Wirt vom >Tanzenden Schwein< und frag ihn, ob diese beiden Hübschen gestern abend dort waren. Und drittens: Ich wünsche, daß die zwei und ihre Wohnung in der Grubb Street beobachtet werden. Wenn sie versuchen, London zu verlassen, verhaftest du sie.«
    »Weshalb, Sir John?«
    Cranston schloß die Augen. »Wegen Grausamkeit gegen deinen Hund.«
     

 
     
    Zur gleichen Zeit, als Cranston und Athelstan in der Ratcat Alley eintrafen, stolzierte Luke Peslep, Schreiber in der Kanzlei vom Grünen Wachs, in die Schenke »Zum Tintenfaß« an der Ecke der Chancery Lane, um dort zu frühstücken. Für Peslep, einen jungen Mann aus guter Familie und mit noch besseren Aussichten, war die Welt in bester Ordnung. Vor drei Abenden hatte er gut gespeist und sich von einer vorzüglichen Hure unterhalten lassen, und davon fühlte er sich noch immer höchst beschwingt. Und heute morgen war er aufgestanden, hatte sich gewaschen und frische Kleider angelegt, bereit zu einem neuen Tag in der Kanzlei vom Grünen Wachs. Jetzt stand er in der Schankstube des »Tintenfasses« und blickte strahlend in die Runde. Er spähte durch den Raum nach hinten, so

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