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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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sagte Cranston. »Wer immer das Gift in den Becher getan hat, wußte, um welche Zeit Ihr Euren Wein trinkt. Und er hat dafür gesorgt, daß zur gleichen Zeit auch die Botschaft abgeliefert wurde. Das verringert die Zahl der Verdächtigen doch einigermaßen, nicht wahr?« Er beugte sich vor.
    »Was wollt Ihr damit sagen?« fauchte Alcest.
    »Junger Mann, ich will damit folgendes sagen. Als Ollerton starb, war ich zu Hause in meinem Garten. Athelstan und Mistress Chapler waren in Southwark. Havant war vermutlich im Savoy-Palast. Und damit wären die maßgeblichen Besucher dieser Kanzlei aus dem Spiel. Meiner Ansicht nach arbeitet Ollertons Mörder in der Kanzlei vom Grünen Wachs und könnte durchaus jetzt hier in diesem Raum sein.«
    Ein Chor von rauhen Protestrufen erhob sich. Cranston klatschte in die Hände, um Schweigen zu gebieten.
    »Ich bin ein Mann des Gesetzes. Ich zeige auf, wo die Indizien liegen. Ich könnte Euch jetzt durchsuchen lassen; nicht jeder trägt ja einen Beutel Gift mit sich herum.«
    »Pah!« Napham winkte verächtlich ab und wandte sich zur Tür, als wolle er gehen.
    »Geht nur«, rief Cranston, »und ich lasse Euch verhaften, Sir! Mein Büttel steht draußen auf der Straße.«
    Napham kam zurück.
    »Hier kann doch jeder hereingekommen sein!« rief Alcest.
    »Jeder?« wiederholte Cranston. »Ihr wart hier, als Ollerton starb, und jeder von Euch kann in der Schenke gewesen sein, um Peslep umzubringen.«
    »Aber was ist denn mit Chapler?« fragte Alcest herausfordernd. »Sir John, wir können beweisen, daß wir in einem Hinterzimmer der Schenke >Zum Tanzenden Schwein< gefeiert haben, als unser Kollege starb.«
    »Mochtet Ihr ihn?« fragte Cranston unvermittelt.
    »Wen?«
    »Chapler. Mochtet Ihr ihn? Ihr nennt ihn Euren Kollegen.«
    »Er war kein Freund von uns«, gab Alcest zurück. »Da könnt Ihr Master Tibault hier fragen. Chapler hielt sich abseits. Wenn die Kanzlei am Samstag morgen vor dem Angelusläuten geschlossen wurde, verzog er sich zu seiner geliebten Schwester nach Epping.«
    »War Peslep ein reicher Mann?«
    »Er kam aus einer guten Familie.«
    Cranston schloß die Augen; er fühlte sich sehr müde. Zu gern hätte er diese jungen Männer weiter ausgefragt, aber er wußte nicht, was er noch sagen sollte. Es gab keine handfesten Hinweise, an die er sich halten konnte. Der Coroner ging zur Tür.
    »Laßt den Toten mit einem Laken bedecken«, befahl er. Er dachte an das »Heilige Lamm Gottes«, und dann fiel ihm ein, was Alcest über das »Tanzende Schwein« gesagt hatte. Die Hand auf der Türklinke, drehte er sich noch einmal um. »Master Alcest, in der Nacht, als Chapler starb, habt Ihr die Kanzlei vom Grünen Wachs verlassen und seid geradewegs ins >Tanzende Schwein< gegangen?«
    »Jawohl.«
    »Und Ihr hattet dort eine Stube ganz für Euch allein?«
    »Nun ja, zusammen mit dem Rest.«
    »Und mit einigen jungen Damen? Woher kamen die?«
    Alcest rieb sich den Mund.
    »Kommt schon!« kläffte Sir John. »Ihr habt Euch doch ein paar Huren bestellt, oder nicht? Junge Kurtisanen. Wer war die Madame dieser Truppe?«
    »Nell Broadsheet.«
    Cranston grinste. »Mein Lieber, Ihr zahlt aber gut! Broadsheets Mädchen sind die hübschesten und teuersten in ganz London. Sie hat doch ein Haus bei Greyfriars, gleich hinter Newgate, stimmt’s?«
    Der junge Mann nickte.
    »Gut. Ich denke, dann will ich dort einen Besuch machen.«
    Cranston trat auf die Straße hinaus, wo Flaxwith an einer Mauer lehnte, neben sich seinen häßlichen Hund.
    »Halte mir bloß dieses verdammte Vieh vom Leib!« knurrte Cranston. »Aber jetzt, Henry, werde ich dir eine besondere Freude machen. Wir werden Mistress Broadsheets Etablissement besuchen. Du kennst es doch wohl?«
    Der Büttel wurde rot und scharrte mit den Füßen. Selbst Samson schien den Kopf zu senken.
    »Henry, Henry!« Cranston gab dem Büttel mit dem Zeigefinger einen Stups unters Kinn. »Sag nicht, du tauchst deinen Federkiel in Madame Broadsheets Tintenfaß.«
    »Ein Mann ist zuweilen einsam, Sir John«, murmelte Flaxwith.
    »Du hast doch eine Frau«, sagte Cranston. »Die geliebte Ursula.«
    Blankes Entsetzen verdrängte die Verwirrung in Flaxwiths Miene. Cranston erinnerte sich an Mistress Ursula, eine Frau wie eine Festung mit Augen aus Stahl und einer Zunge, die einer Peitsche glich.
    »Oh, Sir John, das bleibt doch unser Geheimnis, oder? Die Lady Ursula…« Flaxwith beugte sich nieder und streichelte Samson, der sich noch weiter zusammenduckte,

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