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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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voller Kot«, flüsterte Cranston. »Drayton war ebenso schmutzig wie niederträchtig.«
    An der Treppe wartete Flaxwith mit einer Fackel. »Sir John, was ist denn mit Samson?« fragte der Büttel flehentlich.
    »Zum Teufel mit ihm!« erwiderte Cranston. »Henry, dein Köter wird ewig leben, und das ist mehr, als ich von mir selbst sagen kann, falls wir dieses Silber nicht wieder herschaffen.«
    Flaxwith zuckte die Achseln und führte sie die schmalen Steinstufen hinunter. Unten lehnte die mächtige Tür, die er beschrieben hatte, an der Wand. Flaxwith führte sie ins Kontor und steckte die Fackel in einen Halter.
    Athelstan starrte den Leichnam an, der ausgestreckt auf dem Steinboden lag. Eine Blutlache hatte sich in Rinnsalen durch die Spalten zwischen den Steinplatten ausgebreitet. Athelstan hockte sich nieder und betrachtete mitleidig Draytons hageres Gesicht: Die Augen waren im Tode geschlossen, und der blutverkrustete Mund hing offen. Er betastete den Hals; die Haut dort war kalt und klamm. Athelstan schloß die Augen und betete, daß Christus in Seiner unendlichen Barmherzigkeit Erbarmen mit diesem Mann haben möge, der hier unter seiner Würde gelebt hatte und gestorben war wie ein Hund. Er drehte den Toten um. Drayton war mit einem schäbigen Wams und einer engen Kniehose bekleidet. Die verschlissenen Stiefel sahen an den spindeldürren Beinen ziemlich erbärmlich aus, und er trug keine Kette am Hals und keine Ringe an den Fingern. Athelstan fragte sich, welche Freude dieser Mann wohl im Leben gefunden haben mochte.
    »War er Junggeselle?« fragte er.
    »Er war einmal verheiratet«, antwortete Flaxwith. »Aber vor vielen Jahren, nach dem Vertrag von Bretigny und dem Frieden mit Frankreich, ging ihm seine Frau auf und davon. Wer kann es ihr verdenken? Und andere Verwandte hatte er nicht.«
    Athelstan untersuchte die Wunde, die der Armbrustbolzen geschlagen hatte. Der Bolzen war tief in Draytons dürre, schmale Brust eingedrungen. Er lehnte sich zurück und studierte den Blutfleck, der den Boden ein Stück weit entfernt bei der Tür bedeckte. Dann raffte er seine Kutte hoch und kroch über die Steinplatten.
    »Was ist los, Bruder?«
    Athelstan deutete zur Tür. »Das Blut beginnt mindestens einen Fuß weit von dort entfernt. Drayton muß also dort gefallen sein.« Er drehte sich um und zeigte zur gegenüberliegenden Wand. »Wir haben hier demnach einen Sterbenden, und die Tür ist verschlossen und verriegelt, ja?«
    Flaxwith nickte.
    »Da drüben« — Athelstan streckte den Finger aus — »ist Draytons Schreibpult, wo er all seine Geschäfte besorgte. Wo er saß und die Reichtümer bestaunte, die er angehäuft hatte.«
    »Ja«, sagte Cranston leise. »Aber er versucht nicht, zur Tür oder zu seinem Schreibpult zu gelangen, sondern zur gegenüberliegenden Wand. Warum?«
    Er ging hinüber, zog seinen Dolch und klopfte damit an die weißgekälkten Steine. »Hört sich doch ganz solide an, finde ich«, erklärte er. »Hörst du, Athelstan?«
    Er klopfte weiter an die Wand, oben und unten, und man hörte immer nur einen dumpfen Klang. »Ein Geheimgang ist da nicht«, stellte er fest und steckte den Dolch wieder ein.
    »Vielleicht war Drayton von Sinnen?« erwog Flaxwith.
    »Es beweist nur eins«, sagte Athelstan. »Die Tür muß immer noch verschlossen und verriegelt gewesen sein, denn sonst wäre der Ärmste dorthin gekrochen.« Er stand auf und wischte sich die Hände an dem schwarzen Umhang über seiner weißen Kutte ab. Dann schaute er sich noch einmal in der Kammer um. »Du hast recht, Master Flaxwith: eine viereckige Kammer aus reinem Stein und Gipsputz.«
    Athelstan ging umher. An einer Wand stand der Zähltisch und ein Stuhl mit einem Kissen. Auf dem Tisch fanden sich eine Waage, Pergamentstücke, Federkiele, ein Tintenhorn und eine Schatulle mit zerbrochener Schließe. Athelstan untersuchte die Schließe und kam zu dem Schluß, daß sie seit Jahren in diesem Zustand sein mußte. In der Schatulle lagen nur Wachsstreifen und weitere Federkiele. Der Rest des Raumes war kahl und trostlos.
    »Nicht einmal ein Kruzifix«, flüsterte Athelstan. »Drayton muß eine sehr verschlossene, engstirnige Seele gewesen sein.«
    Eine Zeitlang suchten alle drei die viereckige, muffige Kammer ab.
    »Nicht einmal eine Ratte könnte hier einbrechen«, befand Cranston schließlich. Er wischte sich über die Stirn und nahm noch einen Schluck aus dem wunderbaren Weinschlauch.
    »Es sei denn durch die Tür«, stellte Athelstan

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