Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
antwortete Cranston.
    Der Menschenfischer lächelte und zog die ausgestreckte Hand nicht zurück. »Kommt, kommt, Sir John, spielt nicht Katz und Maus mit mir. Wenn Ihr ins Rathaus geht und drei Shilling verlangt, so gibt man Euch drei Shilling. Gehe ich hin, so gibt man mir eins aufs Haupt und wirft mich die Treppe hinunter.«
    Seufzend rückte Cranston das Geld heraus.
    »Man hat ihm den Hinterkopf eingeschlagen«, sagte der Menschenfischer. »Wir wissen, daß es Edwin Chapler war; wir haben seine Amtssiegel in seiner Börse gefunden. Da es sich um einen königlichen Schreiber handelt, haben wir sie an den Regenten in den Savoy-Palast geschickt.«
    »Sonst noch was?« fragte Cranston.
    »Ein paar Münzen, aber...« Der Menschenfischer zuckte die Achseln.
    Athelstan drehte den Toten wieder um, kniete nieder und flüsterte die Worte der Absolution. Der Menschenfischer wartete geduldig, während Athelstan über dem Gesicht des jungen Mannes ein Kreuzzeichen machte und das Totengebet murmelte.
    »Er wurde auf den Hinterkopf geschlagen«, wiederholte der Menschenfischer. »Und nach dem Strömungsverlauf zu urteilen, würde ich sagen, daß er vor drei Abenden von der London Bridge geworfen wurde.«
    »Müßte der Leichnam dann nicht blaue Flecken von den Pfeilern und den Befestigungen aufweisen?«
    »Nein, Sir John. Der Fluß fließt schnell und wild durch die Bögen der Brücke. Er wurde ganz bestimmt dort hinuntergeworfen, denn als der Tote vom Wasser herumgewirbelt wurde, haben sich Tangfetzen in seinen Kleidern verheddert. Wenn Ihr dort hinunterklettert und Euch die Bögen unter der Brücke anschaut, so werdet Ihr sehen, daß es eine der wenigen Stellen am Fluß ist, wo sich Tang hat ansetzen und halten können.« Der Menschenfischer lachte. »Aber ich spiele mich auf, Sir John. Einer meiner hübschen Knaben dort draußen unterhält sich manchmal mit Harrowtooth, der alten Hexe und weisen Frau, die in einer Hütte am Stadtende der Brücke wohnt. Vor drei Tagen war sie abends in der Kapelle von St. Thomas à Becket und sah dort einen jungen Mann, auf den diese Beschreibung paßt.«
    »Natürlich«, sagte Sir John, »und hinter der Kapelle ist ein kleines, abgeschiedenes Plätzchen, das bei Selbstmördern sehr beliebt ist. Um welche Zeit hat die Harrowtooth ihn gesehen?«
    »Einige Zeit nach der Vesper. Die Sonne war schon untergegangen. Er war sehr erregt, betete gleich hinter dem Eingang, als wolle er sich eigentlich nicht dort aufhalten.«
    »Ich kenne die alte Harrowtooth«, sagte Athelstan. »Ich werde mit ihr sprechen.«
    »Was geschieht mit dem Toten?« fragte der Menschen fische r.
    »Behalte ihn noch vierundzwanzig Stunden«, sagte Cranston. »Wenn ihn niemand haben will, schickst du ihn an den Pfarrer von St. Mary Le Bow, der soll ihn begraben. Auf dem Friedhof dort gibt es einen Platz...«
    »Das geht nicht«, antwortete der Menschenfischer. »Den letzten haben sie zurückgewiesen, und das werden sie immer weiter tun, bis der Friedhof geräumt und ein neues Beinhaus gebaut worden ist.«
    Athelstan betrachtete den Leichnam voller Mitleid für ein junges Leben, das so brutal ausgelöscht worden war.
    »Bringt ihn nach St. Erconwald«, sagte er. »Wenn ihn sonst niemand haben will, nimmt St. Erconwald ihn auf.«
    Athelstan führ herum, denn die Tür wurde aufgestoßen. Havant kam hereingerauscht, von der Schar des Menschenfischers protestierend umflattert wie von einem Schwarm Spatzen.
    »Um des lieben Herrgotts willen!« hauchte Cranston. »Sagt nicht, ich werde Euch jetzt einmal pro Stunde sehen müssen, Sir Lionel.«
    »Eine Serie von Todesfällen, Sir John. Wieder ist ein Schreiber ermordet worden.«
    »Liegt er im Wasser?« fragte der Menschenfischer hoffnungsvoll.
    Sir Lionel nahm keine Notiz von ihm. »Luke Peslep wurde auf der Latrine der Schenke >Zum Tintenfaß< umgebracht, durch Schwertstiche in Bauch und Gurgel. Der Mörder hat sich in Rauch aufgelöst.«
    »Ein Raubmord?« fragte Cranston.
    »Man hat ihm nichts genommen — bis auf das Leben. Aber das hier wurde zurückgelassen.«
    Havant reichte ihm ein schmutziges Stück Pergament, die Tinte dunkelblau, die Schrift ausladend. Cranston gab das Blatt an Athelstan weiter.
    »Meine Augen sind heute morgen ziemlich schlecht.« Das war seine übliche Ausrede, wenn er zuviel getrunken hatte.
    Athelstan las im Schein einer Öllampe.
    »Zwei Rätsel«, sagte er langsam. »Das erste lautet: >Ein König kämpfte einst gegen ein Heer. Er schlug es, doch am

Weitere Kostenlose Bücher