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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Verbrechen.«
    »Ich habe keinen Umgang mit ihnen, Sir John. Ich habe nur gesagt, wir schwimmen im selben Tfeich — in Aleschenken, Bordellen, Garküchen. Der Vikar der Hölle ist berüchtigt. In den Kanzleidokumenten erscheint er unter den verschiedensten Namen, und ständig versucht die Justiz, ihn für dieses oder jenes Verbrechen zu verhaften.«
    »Seid Ihr und Eure Kollegen ihm je begegnet? Habt Ihr mit ihm an einem Tisch gesessen?« wollte Athelstan wissen.
    »Noch nie.«
    Diese Antwort kam zu schnell. Alcest schaute sofort zu Boden.
    »Nun gut — zurück zu Drayton«, sagte Cranston. »Ihr seid bei ihm gewesen, nicht wahr?«
    »Ja, ich wollte Gold gegen Silbergeld wechseln, denn damit wollte Dame Broadsheet bezahlt werden.«
    »Aber wieso bei ihm?« fragte Athelstan. »Wieso nicht bei irgendeinem Kaufmann oder in einem der Bankhäuser? Stimmte etwas nicht mit Eurem Gold?«
    »Damit war alles in Ordnung. Ich hatte es von Master Walter Omskirk geholt, einem Weinhändler in der Cheapside.«
    »Bei ihm habt Ihr Euer Geld deponiert?«
    »Das wenige, was ich habe, jawohl, Bruder. Wir haben abwechselnd bezahlt, und an diesem Abend«, fuhr er hastig fort, »war ich an der Reihe. Bei Dame Broadsheet braucht man eine volle Börse. Und das Geld mußte verteilt werden. Das geht nicht mit zwei Goldstücken.«
    »Aber warum laßt Ihr Euch dann nicht von Master Omskirk gleich Silber geben?« Athelstan blieb hartnäckig.
    Alcest wurde rot und scharrte mit den Füßen.
    »Wieso macht Ihr Euch solche Umstände?«
    Alcest holte tief Luft. »Man hatte mir versichert, ich würde von Drayton besseres Geld bekommen. Manchen Londoner Kaufleuten ist nicht zu trauen. Die Münzen, die sie haben — manche sind falsch, andere zumindest umgeprägt.«
    »Kommt, kommt.« Cranston klopfte dem jungen Mann aufs Knie. »Master Alcest, ich sehe vielleicht aus wie ein Narr mit einem roten Gesicht, meinem gesträubtem Schnurrbart und dem dicken Bauch — aber ich versichere Euch, ich bin keiner. Ihr müßt einen anderen Grund gehabt haben.«
    »Ich hatte Vertrauen zu ihm«, wiederholte der Schreiber.
    »Wart Ihr oft bei ihm?«
    »Ja. Während meiner ersten Zeit in der Kanzlei hat Drayton mir manchmal ein Darlehen gegeben oder mir Geld gewechselt.«
    »Und an dem Tag, als Ihr ihn besucht habt? Was hat sich da zugetragen?«
    »Ich war nur kurz bei ihm und bin gleich wieder gegangen.«
    »Und Ihr habt nichts Außergewöhnliches bemerkt?«
    »Nichts, Sir John — und bevor Ihr Eure Anschuldigung in Worte faßt: Mir war es gleichgültig, ob Drayton lebte oder starb, und das gleiche gilt auch für Chapler. Als er umgebracht wurde, saß ich im >Tanzenden Schwein<.«
    »Ach ja, mit der kleinen Clarice.«
    »Die ganze Nacht war ich mit ihr zusammen«, sagte Alcest. Er stand auf. »Und jetzt, sofern Ihr keine weiteren Fragen habt...«
    »Warum, glaubt Ihr, wurden Eure Kollegen ermordet?« fragte Athelstan unvermittelt. »Und was sollen die Rätsel?«
    »Bruder Athelstan, wenn ich das wüßte, würde ich es Euch und Sir John auf der Stelle sagen.«
    Alcest ging hinaus, und sie hörten, wie er die Treppe hinaufstieg.
    Cranston klopfte sich auf den Bauch. »Eine Erfrischung, Bruder? Wir sollten unsere Gedanken ordnen. Uns hinsetzen und zusammenfassen, was geschehen ist.«
    Athelstan war gleichfalls hungrig. Er hatte noch nicht gefrühstückt. Also ging er mit Sir John in eine benachbarte Schenke, die »Goldene Gans«, ein geräumiges Wirtshaus an der Ecke Shoe Lane und Farringdon Ward. Die Schankstube unterschied sich von anderen dadurch, daß die Gäste kleine Nischen mieten konnten, die durch Türen vom Rest abgeteilt waren; darin standen Bänke an einem großen Eichentisch einander gegenüber. In einer solchen Nische ließen sie sich nieder, und Sir John bestellte Ebersuppe, Kapaunpastete und zwei Humpen Ale. Als das Essen gekommen war, zog Cranston seinen Hornlöffel aus der Tasche und langte genüßlich zu. Athelstan wußte, daß ein vernünftiges Gespräch unmöglich wäre, bevor der Coroner sich für erfrischt erklärte. Also lehnte er sich zurück, umfaßte seinen Humpen mit beiden Händen und dankte Gott mit halbgeschlossenen Augen für eine so köstliche Mahlzeit. Als sie fertig waren, ließ der Coroner sich seinen Humpen noch einmal füllen, tippte sich an die fleischige Nase und lächelte den Ordensbruder glückselig an.
    »Komm, Athelstan, hol Federkiel und Pergament heraus. Laß uns einen Bericht über alle diese Morde verfassen.«
    Athelstan

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