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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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einer hohen, pfeifenden Stimme.
    Athelstan musterte den schmächtigen Strauchdieb und erinnerte sich an das, was Cranston am Morgen zu ihm gesagt hatte.
    »Du bist William, das Wiesel, nicht wahr? Gehörst zur Gemeinde des Vikars der Hölle.«
    Der kleine Mann wich zurück, als ob Athelstan ihn geohrfeigt hätte. Der größere war beunruhigt, hustete und murmelte hinter seiner Maske.
    Athelstan trat noch einen Schritt nach vorn. »Sir John wäre nicht erfreut, wenn er hörte, daß William, das Wiesel, es gewagt hat, seinen Secretarius und Freund auszurauben.«
    »Wir wollen euch ja gar nicht ausrauben«, kreischte der kleine Mann.
    Athelstan lächelte. Diese beiden Möchtegern-Schurken waren nicht so gefährlich, wie sie aussahen. »Nun, was wollt ihr dann?« rief er. »Wie könnt ihr es wagen, euch einem Priester und einer jungen Dame in den Weg zu stellen, die hier ihren eigenen Angelegenheiten nachgehen?«
    »Na, na, Bruder!« rief der größere Mann. »Wir wollen dich nur bitten, Sir John eine Nachricht vom Vikar der Hölle zu überbringen.«
    »Nämlich?«
    »Der Vikar der Hölle ist erzürnt. Er hat eine Herzensaffäre mit der Jungfer Clarice. Es stört ihn, daß Sir John das Haus der Dame Broadsheet unter strenge Bewachung gestellt hat. Mylord Coroner soll sich vorsehen.«
    »Ich werde es ihm ausrichten«, antwortete Athelstan. »Aber wie ihr wißt, bekommt Sir John es nicht so leicht mit der Angst zu tun.«
    »Wir haben noch mehr für ihn.« Die Stimme des Wiesels hatte jetzt einen Unterton von Verzweiflung.
    »Dann beeilt euch damit. Wir haben nicht alle Zeit der Welt und wollen nicht ewig in dieser stinkenden Gasse herumstehen.«
    Jetzt klang das Wiesel beinahe flehentlich. »Sagt dem Lord Coroner, der Vikar der Hölle schickt seine besten Empfehlungen, und er hat nichts zu schaffen mit den grausigen Morden in der Kanzlei vom Grünen Wachs.«
    Athelstan seufzte. Sir John hatte recht! Es gab eine Verbindung zwischen dem Vikar der Hölle und diesen Schreibern. Jetzt versuchte Londons berühmtester Gesetzloser, sich von den schrecklichen Morden zu distanzieren, die hier stattfanden.
    Die beiden Gestalten verschwanden. Athelstan kehrte um und klopfte Alison auf die Schulter. Er war froh, daß die junge Frau sich von dieser Begegnung nicht weiter hatte erschüttern lassen. »Ihr seid wohl nicht leicht zu ängstigen, Mistress.«
    »Nein, Bruder, das bin ich nicht.«
    Sie gingen hinunter zur London Bridge. Die städtische Wache bezog bereits ihren Posten, und die Soldaten plauderten fröhlich mit Robert Burdon, dem kleinen Torhauswächter, der damit beschäftigt war, drei abgeschlagenen Köpfen vor ihm auf dem Tisch die Haare zu kämmen, bevor er sie auf die Stangen spießte, die dann über dem Fluß aufragen würden.
    »Ich hab’s gern hübsch ordentlich«, schrie er, als Athelstan vorbeikam. Der Ordensbruder machte hastig ein Kreuzzeichen und eilte weiter.
    Mitten auf der Brücke blieb Alison stehen und starrte hinüber zu der kleinen Kapelle, die Thomas à Becket geweiht war. Die Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie biß sich auf die Unterlippe. »Wenn ich nur«, flüsterte sie, »wenn ich nur, wenn ich nur dagewesen wäre, Bruder.«
    Athelstan führte sie behutsam weiter und versuchte das Mädchen mit Geplauder aufzumuntern. Sie gelangten nach Southwark, das jetzt, bei Sonnenuntergang, zum Leben erwachte, derweil die Standbesitzer den Abendmarkt aufbauten. Einer der Händler rief Athelstan zu sich.
    »Kommt, kauft etwas, Bruder Athelstan — Nadeln, Knöpfe, ein bißchen Tuch. Neues Zaumzeug aus Leder für Euer Pferd?«
    »Ich habe es eilig«, antwortete Athelstan.
    »Ach ja, natürlich. Jeder hat ja von dem großartigen Wunder in St. Erconwald gehört. Ich war selbst da und habe einen Penny bezahlt. Aber sagt Euren Pfarrkindern, ich habe hübsche Sachen zu verkaufen, und zu billigen Preisen.«
    »Was er da verkauft, gehört ihm nicht«, sagte Athelstan leise, als sie weitergingen. »Oh, sie sind keine Diebe, Mistress Alison. Es ist nur, wie Sir John Cranston oft sagt, daß es ihnen Mühe macht, den Unterschied zwischen ihrem Eigentum und dem anderer Leute zu erkennen.«
     
    Während Alison und Athelstan sich durch die Gäßchen von Southwark schlängelten, war auch Thomas Napham, Schreiber vom Grünen Wachs, eilig auf dem Heimweg. Napham war höchst beunruhigt. Er vertraute Alcest nicht, aber ihm war klar, daß er in großer Gefahr schwebte. Der kleine Ordensbruder, über den sie sich lustig gemacht

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