Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
Tränen bereuen, daß Ihr dieses enge Gemäuer betreten habt.« Er zwinkerte Athelstan zu. »Das war ein Fehler, nicht wahr, Master Colebrooke?« Er sah den Constable an.
    Athelstan gefiel der hämische Ausdruck in Cole-brookes Gesicht nicht. Der Mann starrte Alcest an wie eine Katze die Maus, als er jetzt vortrat.
    »Master Alcest«, verkündete er, »Ihr seid von jetzt an mein Gefangener. In den Tower habt Ihr Euch geflüchtet, und im Tower werdet Ihr bleiben.«
    »Denn seht Ihr«, erklärte Cranston, während Colebrooke Alcest auf die Beine zog, »nach altem Brauch und Gesetz kann ein Verbrecher in einer Kirche Asyl suchen, aber wenn man ihn in einem königlichen Bezirk vorfindet — sei es Westminster, Eltham, Sheen oder Tower — , so kann er verhaftet und auf der Stelle gefoltert werden. Master Colebrooke hier wird Euch helfen, Euch daran zu erinnern.«
    Der Constable zerrte Alcest bereits zur Tür und brüllte nach der Wache. Wenige Augenblicke später hatte man den unglücklichen Schreiber gepackt und hinausgeschleift. Colebrooke befahl, ihn in den Kerker zu schaffen.
    »Ist das wirklich nötig?« fragte Athelstan.
    »Er wird nicht gestehen«, sagte Cranston. »Und wir müssen uns vorsehen, Bruder. Wenn Alcest den Tower verlassen dürfte, würde er sich vielleicht in eine Kirche flüchten und als königlicher Schreiber Anspruch auf den Schutz der Geistlichkeit erheben.«
    »Das würde heißen«, ergänzte Colebrooke, »daß er vor ein Kirchengericht gestellt zu werden verlangt. Bruder Athelstan, ich fürchte, Ihr habt in dieser Sache keine Wahl. Sir John hat den Regenten erwähnt. Der wird verlangen, daß man Alcest eingehend verhört.«
    »Aber warum kommt er dann her?« fragte Athelstan leise. »Warum flüchtet er sich aus dem Regen in die Traufe?«
    »Ach, komm, Bruder«, sagte Cranston. »Unser Schreiber ist arrogant. Er führt sich auf wie ein Gockel auf dem Mist. Er hat wirklich nicht geglaubt, daß man ihn verhaften würde.«
    »Nein, nein, so ist es nicht.« Athelstan schüttelte den Kopf. »Sir John, Master Colebrooke, würdet Ihr mich für ein Weilchen entschuldigen? Ich muß nachdenken und alles reflektieren.«
    Und ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Athelstan versonnen die Kammer und ging die Treppe hinunter.
    »Nun ja.« Cranston seufzte. »Master Colebrooke, ich will nicht, daß Alcest stirbt.«
    Der Constable grinste wie ein Wolf. »Sir John, er ist ein Verräter und ein Verbrecher. Er hat die Musik bestellt, jetzt muß er auch tanzen.«
     

 
    Cranston blieb in der Kammer sitzen und wartete. Eine Zeitlang döste er vor sich hin, dann erhob er sich, riß die Tür auf und machte sich auf die Suche nach Athelstan. Er fand ihn vor dem Wakefield-Tower im Gespräch mit Colebrooke und einem der Schreiber des Tower. Letzterer hörte sich aufmerksam an, was Athelstan sagte, nickte dann und eilte davon.
    »Bruder, wo bist du gewesen?«
    »Sir John, ich bitte um Entschuldigung. Master Colebrooke, ich danke Euch. Auf Wiedersehen.«
    Athelstan hakte sich bei dem erzürnten Coroner unter. »Kommt, kommt, Sir John«, sagte er besänftigend. »Ich habe ein paar amtliche Dinge erledigt.«
    »Was für Dinge?«
    »Alles zu seiner Zeit, Mylord Coroner. Es wird spät.«
    Sie verließen den Tower. Cranston begleitete Athelstan durch die Tower Street nach Eastchepe. An der Ecke der Greychurch Street blieb der Coroner stehen und zog Athelstan in den Eingang eines Wirtshauses.
    »Bruder, ich muß zu Lady Maude und den Kerlchen zurück. Im Rathaus warten amtliche Angelegenheiten auf mich...«
    »Mit anderen Worten, Ihr seid hungrig, und deshalb wollt Ihr eine Pastete und einen Humpen Ale im >Heiligen Lamm Gottes« zu Euch nehmen?«
    Cranston grinste. »Du bist ein Wunderknabe, Bruder, und ein Gedankenleser!«
    »Nein, Sir John, Euer Magen veranstaltet einen wahren Trommelwirbel.«
    »Oh ja, das tut er.«
    »Aber zur Vesper seid Ihr in Southwark, Sir John?«
    »Selbstverständlich, Bruder.« Cranston rieb sich die Hände. »Ich wollte schon immer den Sanctus-Mann kennenlernen, und außerdem möchte ich die kostbare Reliquie sehen, die du da hast.«
    »Sie gehört nicht mir«, widersprach Athelstan, aber Sir John marschierte schon davon, die Hand zum Abschied erhoben.
    Athelstan sah dem Coroner nach, der davonschaukelte wie eine dickbäuchige Kogge, die auf der Themse entlanggleitet. »Gott segne Euch, Sir John«, sagte er.
    Athelstan wartete einen Augenblick ab, ehe er weiterging. Ein paar Dirnen, die Köpfe

Weitere Kostenlose Bücher