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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Innenarchitektin zu werden, nicht leben durfte. Ich war die Tochter eines Wirtes und musste im Gastgewerbe bleiben.« Sarah hörte die Verbitterung, die in diesen Sätzen steckte, deutlich heraus. Innenarchitektin, dachte sie. Das erklärte die geschmackvolle Zusammenstellung der Einrichtung.
    » Er hat leider alles versoffen. Meiner Mutter waren nach seinem Tod nur noch Schulden geblieben.« Sie seufzte. » Das hat sie dann auch ins Grab gebracht. Sind sie deshalb Selbstmörder?«
    » Aber das ist doch ein Unterschied. Brigitte Hauser hat sich weder zu Tode gesoffen, noch ist sie an Gram zerbrochen. Sie ist aus dem Fenster ihrer Wohnung gesprungen.«
    Katharina Mohn runzelte die Stirn. » Sagt man.«
    » Was denken Sie?«
    » Über Brigittes Tod?«
    » Ja.«
    » Ich denke gar nichts. Ich sage nur, dass Brigitte nicht gesprungen ist.«
    Was war das hier? Die Verdrängung einer Tatsache? So wie Sarah selbst lange Zeit den Gedanken verdrängt hatte, dass ihre Eltern gestorben waren? Wie lange hatte sie daran geglaubt, dass, wenn das Telefon läutete, ihre Mutter anrufen würde? Und dann war es nur das Beerdigungsinstitut, ein Lehrer von Chris oder sonst wer gewesen.
    » Glauben Sie, dass jemand Brigitte Hauser gestoßen hat?«
    Katharina Mohns Kopf fuhr ruckartig herum. » Das habe ich nicht behauptet«, antwortete sie schroff.
    Da hatte Sarah offensichtlich einen wunden Punkt angesprochen. Nur nicht lockerlassen, dachte sie. Du bist am richtigen Weg. Ein Mord, der wie ein Selbstmord aussieht. Sarah spürte, wie ihr Körper vermehrt Adrenalin ausschüttete. Das wäre genau Hildes Geschichte gewesen. Sarah war sich sicher, endlich eine Spur gefunden zu haben. Ihr Herzschlag erhöhte sich. Dranbleiben. Dranbleiben.
    » Aber hat denn die Polizei nicht …«
    » Die Polizei?«, kam es schrill zurück. » Die Polizei hat uns nicht einmal zugehört.«
    » Uns?«
    » Sabine und mir.«
    Sarah ärgerte sich, dass sie gestern das Thema Brigitte Hauser so schnell fallen gelassen hatte. Aber da hatte sie noch keinen Zusammenhang erahnt. Erst Gabis Besuch hatte sie auf diese Spur gebracht. » Was haben Sie denen erzählt?«
    Katharina Mohn zögerte. Den Bruchteil einer Sekunde zu lange, wie Sarah fand.
    » Das Gleiche wie Ihnen. Dass wir nicht an Selbstmord glauben.«
    » Wem haben Sie das erzählt?«
    » Na, diesem Polizisten. Wie hieß der gleich noch mal? Irgendwas mit S.«
    » Vielleicht Martin Stein?«
    Es herrschte einen Moment Stille. » Könnte sein. Möchten Sie noch Kaffee?« Sie schenkte nach, ohne Sarahs Antwort abzuwarten.
    » Die Polizei hat sicher nach Beweisen gefragt.«
    Katharina Mohn bemühte sich um einen gleichgültigen Tonfall. » Ja. Beweise hatten wir natürlich nicht. Aber schauen Sie. Ich habe jahrelang als Kellnerin gearbeitet. Ich kenne die Menschen.«
    » Warum haben Sie aufgehört?«
    » Starke Arthritis in den Knien. Seither mache ich eine Umschulung nach der anderen. Alle vom Staat gefördert. Wissen Sie, Frau Pauli, wenn Sie einen Kurs machen, fallen Sie gleich aus der Statistik raus. Sie sind dann nicht mehr langzeitarbeitslos, sondern langzeitbeschäftigungslos.« Sie lachte auf.
    Lass sie weiterreden, dachte Sarah. Dranbleiben.
    » Wo liegt da der Unterschied?«
    » Unterschied gibt es eigentlich keinen. Für die Betroffenen ändert sich nichts. Sie sind immer noch arbeitslos. Aber die Zahlen werden halt schöngefärbt. Journalisten sind noch nicht auf die Idee gekommen, auch nach Langzeitbeschäftigungslosen zu fragen. Sie könnten ja mal damit beginnen.«
    » Werde ich«, sagte Sarah. Sie machte sich eine Notiz, obwohl sie wusste, dass sie nicht dranbleiben würde. Arbeitslose im Dickicht der Bürokratie vor der Statistik zu verstecken, war ein altes Spiel. Kein Thema, das Hilde Jahn interessiert hätte.
    » Der Unterschied zwischen langzeitarbeitslos und langzeitbeschäftigungslos ist minimal«, fuhr Katharina Mohn fort. » Langzeitarbeitslos sind Sie, wenn Sie länger als zwei Jahre arbeitslos sind, ohne Kurs. Langzeitbeschäftigungslos sind Sie, wenn Sie länger als zwei Jahre arbeitslos sind, mit Kurs.«
    Katharina Mohn lächelte zufrieden. Sie hatte einer Journalistin etwas beigebracht. » Aber im Grunde genommen ist es egal, Frau Pauli. Der offizielle Grund für Schulungsmaßnahmen muss Ihnen gleichgültig sein. Denn eines ist klar: Besuchen Sie keinen Kurs, bekommen Sie kein Geld. Und auch wenn es so wie bei mir nur 550 Euro im Monat sind, mit denen ich kaum über die Runden komme. Bei

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