Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
ihr, er sei noch nicht im Büro.
» Hat er eine Nachricht für mich hinterlassen?«
» Wie ist Ihr Name?«
» Sarah Pauli.«
Sarah hörte im Hintergrund Papier rascheln. » Nein. Keine Nachricht«, kam die Antwort schließlich. Sarah bedankte sich und beendete das Gespräch.
» Verdammt!«, fluchte sie laut. Was sollte sie jetzt mit dieser Information anfangen? Ins Büro fahren und Kunz informieren?
Immer mit der Ruhe, ermahnte sie sich. Ein Schnellschuss hatte schon manch eine Falschmeldung zur Folge. Lieber mit Bedacht an die Sache herangehen und Fakten sammeln. Sie wollte zuerst mit diesem Brenneis vom Arbeitsmarktservice reden.
8
Sarah war schon oft an dem Gebäude vorbeigekommen, hatte ihm jedoch nie Beachtung geschenkt. Einige Männer standen in Gruppen vor dem Eingangsportal zusammen, rauchten und redeten. Ab und zu blieb ein Auto oder Kleinlastwagen stehen, der Fahrer winkte einen der Männer zu sich, sprach mit ihm. Danach wurden weitere Männer hinzugerufen, die in den Wagen einstiegen und abfuhren. Hilde hatte ihr mal etwas von einem Arbeiterstrich erzählt. Das hier war er wohl. Ihre Kollegin hatte einen Artikel darüber verfasst und seit damals Kontakt zu einem hohen Beamten des Hauses. Gute Kontakte waren in dieser Branche Gold wert. Jetzt hoffte Sarah, dass er ihr weiterhelfen konnte, auch wenn dieses Arbeitsamt nichts mit Sabine Bender und Katharina Mohn zu tun hatte. Es lag im 16. Bezirk, wäre im Fall des Falles für Sarah selbst zuständig.
Auf dem Schild stand: » Amtsrat Harald Brenneis«. Wie viele Dienstjahre musste man auf dem Buckel haben, um Amtsrat zu werden? 20? 30? » Amtsrat«. Ein in Schilder und auf Visitenkarten gemeißeltes Überbleibsel österreichischen Beamtentums, genau wie die altertümliche Titulierung Hofrat oder Professor. Völlig antiquiert, fand Sarah.
So wie ihr Gegenüber.
Ein mittelgroßer Mann unbestimmten Alters. Er hatte dunkle ausdruckslose Augen und schütteres graumeliertes Haar. Seine Bewegungen zeigten, dass er diesen Job schon lange machte. Routine. Immer die gleichen Handgriffe. Unterlagen entgegennehmen, Daten in den Computer tippen, Daten ausdrucken, Klienten unterschreiben lassen. Zwischendurch kratzte er sich immer wieder mit einem Stift am Kopf.
Erstaunlich.
Auch Amtsräte kratzten sich.
» Was genau wollen Sie wissen? Ich habe wenig Zeit.«
» Danke, dass Sie sich trotzdem die Zeit nehmen. Ich halte Sie auch nicht lange auf. Ich schreibe einen Artikel über die Chance von über 40-Jährigen auf dem Arbeitsmarkt.« Diese Lüge hatte sie sich nach dem Gespräch mit Sabine Bender zurechtgelegt. Auch wenn sie jetzt andere Informationen hatte, wich sie nicht von ihrem Plan ab.
» Das haben Sie schon am Telefon gesagt«, antwortete er ungeduldig und sah sie von der Seite an. » Von welcher Zeitschrift kommen Sie noch mal?«
Sarah legte ihre Visitenkarte auf den Tisch. » Vom Wiener Boten.«
» Aber an so einem Artikel arbeitet doch …«
» Hilde Jahn«, unterbrach Sarah, » ich weiß. Sie schreibt den Artikel auch selber. Ich mach gerade nur die Laufarbeit für sie«, log sie.
» Frau Jahn ist eine gute Journalistin.«
» Eine verdammt gute«, bestätigte Sarah.
» Der Artikel über den Arbeiterstrich hat mir damals gut gefallen. Sauber recherchiert, gut geschrieben, ohne reißerische Aufmachung. Sie hat beide Seiten durchleuchtet. Die Situation der zumeist ausländischen Schwarzarbeiter, die es sehr schwer auf dem Arbeitsmarkt haben. Aber auch die Häuselbauer, die dann auf derartige Arbeitskräfte zurückgreifen, weil sie es sich nicht leisten können, Baufirmen zu beschäftigen.« Er nickte. » Wirklich eine gute Journalistin.«
» Ja. Und wie gesagt: Ich mache die Interviews für sie. Sie gibt mir die Fragen und ich schreib die Antworten für sie auf.«
» Steht dann eigentlich mein Name in dem Artikel?«
» Normalerweise ja. Aber wenn Sie nicht wollen, können wir ihn auch weglassen oder ändern.«
» Ändern Sie ihn. Es ist nicht gut, wenn man als kleiner Beamter zitiert wird.«
Klar, dachte Sarah. Amtsrat, pragmatisiert. Wer will sich da schon die Finger verbrennen …
» Gut, fangen wir an«, sagte Brenneis wie jemand, der das Unangenehme möglichst bald hinter sich haben wollte. Sarah beschloss daher, vorsichtig zu beginnen. Nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Der Mann sollte sich auf sicherem Terrain wähnen, bevor sie auf den Punkt kam.
» Wie viele Chancen geben Sie Menschen über 40 auf dem
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