Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
Vom Netzwerk:
Polgar gemeint.
    Aber war das wirklich so?
    Medienberichte über Unglücksfälle, Mord und Totschlag regten nur noch in extremen Fällen zum Nachdenken und Reden an. Nur wenn es so spektakulär war, dass sogar internationale Presse aufmerksam wurde. Sonst versuchten doch die meisten Menschen, den Tod aus dem eigenen Leben auszuklammern. Auch in Wien.
    Wurde man direkt mit dem Tod konfrontiert, fiel man in eine Art Schockzustand, hielt sekundenlang die Luft an, wartete darauf, dass die Zeit augenblicklich stehenblieb.
    Aber die Welt drehte sich weiter, Lkws lieferten Lebensmittel, Tauben beschmutzten Denkmäler, und die Überlebenden gingen ihren Tätigkeiten nach, als wäre nichts passiert. Wahrscheinlich kam gerade irgendwo in Wien ein Kind zur Welt oder wurde in diesem Moment gezeugt.
    Sie versuchte sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, in Kürze eine Leiche sehen zu müssen.
    Aber vielleicht sollte sie nicht daran denken. Mitunter war es besser, sich nicht auf eine Situation vorzubereiten, sondern sie auf sich zukommen zu lassen. So ein Moment war möglicherweise jetzt. Plötzlich war sie sich sicher. Es war besser, nicht zu denken, sondern zu reden.
    » Aber da wimmelt es jetzt sicher von Einsatzkräften. Sie werden uns nicht zu ihr lassen«, versuchte Sarah, das Unvermeidliche abzuwehren. » Du kannst doch später … im Leichenschauhaus …« Was für ein grausames Wort.
    » Ich habe Gerald gebeten zu kommen.«
    » Aha. Gut. Wer ist Gerald?«
    » Einer unserer Rechtsanwälte«, erklärte Gruber. Damit war alles gesagt.
    Einen Rechtsanwalt konnte man bei so einer Sache immer gebrauchen, dachte Sarah, und sie sollte Recht behalten.
    Die Polizei hatte das Gebäude bereits abgesperrt, eine alte verlassene Firmenhalle. Einsatzwagen mit blinkenden Lichtern sowie der Leichenwagen lockten massenhaft Schaulustige an die Fenster und auf die Straße.
    Gerald Lackner wartete auf dem Gehsteig neben dem Haus. Er sah aus, als wäre er nur zufällig an dem Firmengelände vorbeigekommen. In Wirklichkeit hatte er die Umgebung fest im Blick, registrierte jede Bewegung. Ganz der professionelle Anwalt, obwohl er nicht wie in Filmen einen dunklen Anzug, sondern Jeans und Lederjacke trug.
    Gruber begrüßte ihn freundschaftlich.
    » Tut mir leid«, sagte der Jurist.
    Gruber legte die Stirn in Falten. » Danke. Das ist Sarah Pauli, Hildes Assistentin«, erklärte er lapidar. » Sarah, Dr. Lackner.«
    Sie schüttelten einander die Hände.
    » Na dann«, sagte Gruber schließlich. » Gehen wir’s an.«
    Langsam folgte sie den beiden Männern zu der Absperrung.
    » Ich bin Rechtsanwalt Dr. Lackner … Mein Mandant ist der Vorgesetzte der Ermordeten.« Er deutete auf Gruber und dann auf Sarah. » Frau Pauli ist die Assistentin der Toten. Ich habe bereits mit dem leitenden Ermittler telefoniert.«
    Sarah war immer wieder überrascht, wie einfach in diesem Land die Dinge funktionierten. Man brauchte nur die richtigen Kontakte.
    Der uniformierte Polizist sprach in sein Funkgerät, dann hob er das Plastikband hoch. » Keine Fotoapparate.« Die drei nickten. Dann ließ er sie passieren und führte sie in den Hinterhof, der offensichtlich die Zentralstelle des Tatorts war. Polizisten in weißen Schutzanzügen kamen, holten etwas aus verschiedenen Metallkoffern, verschwanden wieder. Mehrere Männer in weißen Latzhosen standen herum. Arbeiter. Ein Mann in einer Rot-Kreuz-Jacke sprach leise auf sie ein. Ein Mann in Zivil löste sich aus der Gruppe, eilte ihnen entgegen. Etwa Ende 40, mittelgroß, schlank, mit kurz geschorenen Haaren. Das Erste, was Sarah auffiel, waren seine stoische Miene und sein stechender Blick. Es kam ihr vor, als könnte er lesen, was man dachte und welche Vergehen man begangen hatte.
    » Dr. Lackner. David«, begrüßte er den Anwalt und Sarahs Chef. Seine Stimme klang rauchig, sie passte zum Erscheinungsbild.
    » Herr Stein.« Lackner reichte ihm die Hand.
    » Hallo, Martin«, sagte David.
    Das war also Martin Stein. Nomen est Omen. Jener Ermittler, mit dem Hilde angeblich engen Kontakt hatte, von dem sie ihre Informationen erhielt. Erhalten hatte, korrigierte sich Sarah in Gedanken.
    Schweigend beobachtete sie das Geschehen. Sie war zum ersten Mal an einem Tatort. Ihre Wahrnehmung beschränkte sich auf das Wesentliche. Eventualitäten hatten hier keinen Platz. Nicht denken. Nur schauen und im Bedarfsfall handeln. Das hatte ihr Chris eingebläut, für den Fall, dass sie einmal Erste Hilfe nach einem Unfall leisten

Weitere Kostenlose Bücher