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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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welche Gefühle man entwickelte, wenn man von der Presse verfolgt wurde. Es war Hass und Angst. Hass auf die Sensationsgier der Meute und Angst davor, in einer derartigen Ausnahmesituation Fehler zu machen.
    Die gesamte Redaktion war in Aufruhr. Überall in den Gängen liefen Kollegen hin und her. Diejenigen, die Hilde Jahn gemocht hatten, weinten. Die anderen hatten zumindest so viel Anstand, betretene Gesichter zu machen. Und die paar, denen zum Lachen zumute war, schauten neutral.
    Die Konkurrenz im eigenen Haus war tot.
    Es lebe ein freier Ressortplatz.
    Mit wenigen Worten informierte Kunz Gruber über den aktuellen Stand. Simon hatte es geschafft, die Festplatte von Jahns Computer zu kopieren. Sarah wurde wütend. Diesem Kerl würde sie die Hölle heiß machen. Er hatte also das Passwort geknackt und es nicht der Mühe wert gefunden, sie zu benachrichtigen.
    Mit den Ordnern waren sie erst zur Hälfte fertig gewesen, als die Polizei in der Redaktion aufgetaucht war, die jetzt dabei war, das Büro auseinanderzunehmen und Hildes Unterlagen einzusacken. Dieser Aktion würde in der morgigen Ausgabe eine halbe Seite gewidmet werden. Zeitgleich suchte die halbe Mannschaft Archivfotos von Hilde heraus, dokumentierte ihren Lebenslauf und journalistischen Werdegang für die Seite drei. Seite vier und fünf waren für Hilde Jahns Arbeit reserviert. Die Headline war bereits fertig: » Bekannte Enthüllungsjournalistin grausam ermordet«. Herbert hatte ihre spektakulärsten Storys in einem Kasten, den er rechts unten auf die Doppelseite gestellt hatte, zusammengefasst.
    Seite sechs sollte die private Hilde zeigen.
    Arbeit für die Löwin.
    Gruber hatte eine Flasche Cognac aus seinem Büro geholt, schenkte großzügig drei Schwenker voll. » Das hilft«, sagte er in Sarahs Richtung und hob sein Glas hoch. » Auf unsere Hilde. Sie war die Beste!«
    » Das war sie«, bestätigte Kunz. Dann kippten die beiden Männer das Zeug in einem Zug hinunter. Sarah tat es ihnen nach. Im ersten Moment schnappte sie nach Luft wie ein Fisch an Land. Das Zeug brannte wie Feuer. Sie trank praktisch nie etwas Härteres als Wein und Bier. Aber allmählich begann sie sich zu entspannen und spürte, wie eine wohlige Wärme sich in ihrem Körper breitmachte.
    » Sarah, du bekommst morgen ein eigenes Büro«, sagte Gruber.
    » Ich? Wieso? Was heißt das jetzt?«
    » Dass du fix dabei bist. Willkommen im Team.«
    Sarah zuckte innerlich zusammen. So schnell wurde man also ersetzt in der Welt der Medien. Hilde war tot, und deshalb bekam sie die Chance, von der sie die letzten Monate geträumt hatte. Sie war ein Teil des festen Teams. Die Wirklichkeit war grausam.
    » Sie kann Hildes haben«, sagte Kunz. » Die Polizei nimmt zwar alle Unterlagen mit, versiegelt den Raum aber nicht, weil’s ja nicht der Tatort war.«
    Auch das noch.
    » Gut, dann also Hildes Büro. Ich will, dass du endlich herausfindest, woran sie gearbeitet hat. Verdammt. Das sind wir ihr schuldig. Ich will Hildes Story. Ich will, dass ihre Geschichte in unserem Blatt steht. Sie soll ihre Bombe haben, was immer es ist.«
    Sarah räusperte sich. » Ich habe schon mit drei Leuten gesprochen, die sie zuletzt interviewt hat, gestern mit Sabine Bender. Das Interview hat aber nicht viel hergegeben. Na ja, jedenfalls war ich heute Morgen …«
    » Sarah«, unterbrach Gruber. » Dir ist schon klar, dass eine Zeitung davon lebt, Meldungen schnell zu verbreiten. Wir machen hier kein Magazin für Zeitgeschichte. Also, komm auf den Punkt.«
    » Angeblich läuft in Wien ein Wahnsinniger herum, der Arbeitslose umbringt.«
    Die beiden Männer betrachteten Sarah.
    » Wer behauptet so was?«
    » Eine arbeitslose Kellnerin. Ihr Name ist Katharina Mohn. Sie und ihre Freundin, Sabine Bender, das ist die …«
    » Sarah!« Gruber hob die Augenbrauen.
    » Also sie und die Bender haben das sogar Stein gegenüber behauptet. Aber der hat sie nicht ernst genommen.«
    Der Chef vom Dienst und der Herausgeber warfen sich einen kurzen Blick zu. » Hätte ich an seiner Stelle auch nicht getan«, sagte Kunz. » Gibt es irgendwelche Beweise dafür?«
    » Ich glaube nicht«, sagte Sarah.
    » Im Klartext, die Sache ist nicht sicher und könnte auch die Phantasie frustrierter Frauen sein?«, fragte Gruber.
    Ob er auch frustriert gesagt hätte, wenn dieselbe Vermutung von zwei Männern gekommen wäre? Wahrscheinlich nicht.
    » Leider gibt es keine Beweise. Ich habe erst heute Morgen davon erfahren und noch keine Zeit

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