Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
musste.
» Hildes Assistentin«, stellte Gruber Sarah noch einmal vor. Wieder Händeschütteln. Sarah kam sich vor wie auf einer Party, wo Gäste miteinander bekannt gemacht wurden, die anschließend bei Small Talk und Fingerfood über Kunst, Spritpreise und Mode plaudern sollten, damit sich die Gastgeber um die anderen Gäste kümmern konnten.
Aber dies war keine Party, auch wenn einer der Latzhosenmänner ihr zuzwinkerte.
» Kann ich sie sehen?«, fragte Gruber, und Sarah bemerkte nun die Tränen in seinen Augenwinkeln. Doch nicht so ein harter Hund, der Gruber, dachte sie.
» Du solltest nicht hier sein, David. Das hab ich deinem Anwalt schon am Telefon gesagt. Es ist nicht gut, gar nicht gut. Du bist ihr Chef und nicht ihr …«
» Ich möchte sie sehen«, unterbrach ihn Gruber. » Sollte es rechtliche Probleme geben, dann besprich das mit Gerald.« Er deutete auf den Anwalt.
» Sie wissen, dass die Tote keine Familie oder sonst irgendwelche Hinterbliebenen hat«, sagte Dr. Lackner. » Sie brauchen eine Identifizierung, Herr Stein. Das kann David gleich hier erledigen, und Sie müssen ihn nicht extra ins Gerichtsmedizinische Institut bitten.«
Stein zuckte mit den Achseln und seufzte laut. » Also gut.« Er warf einen Blick auf Sarah. Sie schüttelte den Kopf, hoffte, gleich die erlösenden Worte zu hören: Die bleibt hier. Aber nichts dergleichen geschah. Stein wandte sich wieder an Gruber. » Ihr habt hoffentlich keine Fotoapparate eingesteckt?«
» Wofür hältst du uns, Martin?«, fragte Gruber.
» Für Journalisten«, erwiderte er.
» Glaubst du etwa …«, begann Gruber ärgerlich.
Stein hob die Hand. » Erspar mit diese Ich-bin-doch-nur-wegen-Hilde-gekommen-Tour. Kommt jetzt. Hier gleich im Erdgeschoss. Sie ist vollständig bekleidet. Es scheint also kein Sexualdelikt zu sein, aber mit Sicherheit können wir das noch nicht sagen«, hörte sie Steins Worte, dann betraten sie das Gebäude.
Stellenweise standen Kübel mit weißer Farbe in den Räumen. Putz fiel von den Wänden. Die Renovierungsarbeiten sollten an diesem Morgen beginnen.
Die Männer in den weißen Latzhosen hatten Hilde gefunden. Sie lag auf dem Rücken, der Lage und der Größe des Raumes nach zu urteilen in einem Empfangsbüro, eine Art Foyer.
Hildes dunkle Haare bedeckten teilweise ihr Gesicht. Auf der Bluse zeichnete sich unterhalb von ihrem Herz ein dunkler Fleck ab. Blut, das in einem kleinen roten See auf dem Fußboden seitlich der Leiche endete. Auf den ersten Blick war es unmöglich zu sagen, wie oft auf sie eingestochen worden war. Es musste mehrmals gewesen sein. Rumpf, Hals, Kopf. Überall waren Schnittwunden zu sehen. Der Täter wollte anscheinend sichergehen, dass sein Opfer diesen Raum nicht mehr verlassen würde.
Was war das?
Sarah schärfte ihren Blick. Hatte sich da etwas bewegt?
Insekten?
Maden?
War das möglich? Allein die Vorstellung löste bei Sarah Übelkeit aus.
» Mir ist schlecht«, murmelte sie.
Niemand beachtete sie.
Warum waren diese Typen so verdammt gefasst?
O Gott, dachte sie noch, drehte sich um, sah eine Frau mit einem Arztkoffer in der Hand den Raum betreten. Dann musste sie sich übergeben.
» Das war zu erwarten«, sagte die Frau ungerührt.
» Es gibt kaum Abwehrverletzungen. Es muss sehr schnell gegangen sein. Wahrscheinlich kam der Angriff überraschend«, sagte Stein und warf Sarah, die sich noch immer die Seele aus dem Leib kotzte, einen neutralen Blick zu. Gruber hingegen bedachte sie mit einem Blick, den man normalerweise nur lästigen Kakerlaken schenkte. Sarahs anfänglicher Schock wich einer jäh aufwallenden Wut. Sie hatte ihren Chef nicht darum gebeten mitzufahren.
» Habt ihr etwas gefunden?«, fragte er.
» Wenn du Führerschein, Kreditkarte und dergleichen meinst, ist alles da. Und 200 Euro in bar. War also kein Raubüberfall.«
Sarah hatte sich inzwischen wieder gefangen, den Blick von Hilde Jahns Leiche abgewandt. Die Ärztin hatte ihr eine Nierenschüssel untergehalten und kiloweise grobfasrige Krankenhauspapierservietten zum Abwischen in die Hand gedrückt.
» Ich meine Papiere, Notizen, ihr Diktiergerät. Unterlagen, die eindeutig der Redaktion gehören.«
Stein fletschte die Zähne. » Ihr Journalisten seid doch alle gleich, geht über Leichen, wenn’s um eine lukrative Story geht, oder?« Die Wut in seiner Stimme war nicht zu überhören.
» Es geht um meine Journalistin«, sagte Gruber.
» Ach«, schnaubte Stein verächtlich.
» Was zum Teufel ist
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