Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
Portion Schärfe in der Stimme. » Das geht absolut nicht. Die Daten unserer Klienten sind geheim. Da kann nicht mal eben so jemand reinmarschieren und Namen und Adressen von arbeitslosen Frauen über 40 verlangen.« Er stutzte. » Wieso eigentlich genau diese Gruppe?«
Sarah antwortete nicht. » Mit anderen Worten: Ich bekomme keine Liste?«
» Wollen Sie mich hier pflanzen? Natürlich bekommen Sie die Liste nicht.«
Sarah erhob sich. Ihr Instinkt sagte ihr, das Gespräch an genau dieser Stelle zu beenden. Die Liste konnte sie vergessen. Wahrscheinlich würde sie sie ohnehin keinen Millimeter weiterbringen. Sie hatte nicht die Zeit, alle abzuklappern. Sie stand auf. » Kann ich vielleicht die Nummer und einen Ansprechpartner dieser Arbeitsstiftung haben?«
Er griff in seine Schublade und zog eine Visitenkarte hervor. » Wenn Sie meinen. Die Agentur liegt im dritten Bezirk, Landstraßer Hauptstraße.«
Sie reichten einander die Hände. » Ich hoffe, dass ich Sie nicht verärgert habe, Herr Brenneis.«
Er schüttelte den Kopf. » Ich hoffe nur, dass Sie sich nicht in eine Idee verrennen, die nur in einer Sackgasse enden kann.«
Sarah lächelte. » Keineswegs. Ich weiß genau, was ich tue.«
Den Besuch bei der Agentur konnte sie aufschieben. Auf das allgemeine PR-Gewäsch konnte sie verzichten. Etwas anderes würde sie dort kaum zu hören bekommen.
Und plötzlich wusste sie, welchen Artikel sie heute Abend verfassen und Gruber morgen auf den Schreibtisch legen würde.
14
Sarah hatte nicht geplant, Katharina Mohn an diesem Tag aufzusuchen. Der Zufall und eine innere Unruhe hatten sie nach dem Gespräch mit Brenneis in die Ausstellungsstraße geführt. Es würde sicher nicht schaden, noch einmal mit der Frau zu sprechen, bevor sie den Bericht verfasste. Und sie vermutete, aus Katharina Mohn mehr herauszuholen als aus Sabine Bender.
Sie drückte auf den Klingelknopf der Haustür, wartete eine kleine Ewigkeit, doch nichts passierte. Sie läutete noch einmal. Wieder nichts. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Es war halb fünf. Wie lange dauerten eigentlich AMS-Kurse?
Die Tür wurde geöffnet und ein älterer Herr kam heraus. Sarah nickte ihm stumm zu und drängte sich an ihm vorbei ins Innere des Hauses.
An der Wohnungstür drückte sie erneut auf die Klingel. Wieder passierte nichts. Sie legte ihr Ohr an die Tür und lauschte. Aus der Wohnung war kein Geräusch zu hören. Was hatte sie auch erwartet? Dass Katharina Mohn sie nicht hineinlassen wollte? Blödsinn. Die Frau war ganz einfach nicht zu Hause.
Die Tür der Nachbarwohnung wurde geöffnet, eine junge Frau mit Baby im Tragetuch vor dem Bauch und leerer Einkaufstasche in der Hand erschien. » Frau Mohn ist heute Morgen zur Arbeit gegangen und noch nicht nach Hause gekommen«, sagte sie, während sie Sarah den Rücken zudrehte und ihre Eingangstür abschloss. Wie gut, dass es Nachbarn gibt, die alles unter Kontrolle haben, dachte Sarah. Sie bedankte sich. Die Nachbarin nickte und ging mit Kind und Tasche die Stiegen hinunter. Heute Morgen zur Arbeit gegangen, dachte Sarah und überlegte, ob sie ihren Nachbarn erzählen würde, wenn sie arbeitslos wäre. Wahrscheinlich nicht.
Sollte sie noch einige Minuten warten oder gleich gehen? Vielleicht war Katharina ja zum Arzt gegangen. Berufstätige gingen oft erst abends zu Ärzten, und in einem gewissen Sinn war die Mohn ja doch berufstätig. Jedenfalls hatte sie täglich pünktlich in ihrem Kurs zu erscheinen.
Sarah beschloss, noch ein wenig zu warten, und setzte sich auf die oberste Stufe.
Eine knappe halbe Stunde später verließ sie enttäuscht das Haus. Erst jetzt begriff sie, was die Nachbarin gesagt hatte: Frau Mohn ist zur Arbeit gegangen.
Arbeit?, überlegte Sarah.
Sie holte ihr Mobiltelefon hervor und wählte Katharina Mohns Handynummer. Es läutete sechs Mal, dann sprang die Mobilbox an. Sarah hinterließ eine Nachricht und verließ das Haus. Auf dem Weg in die Redaktion rief sie Chris an. Ihr Bruder hatte heute Abend frei und wollte mit Markus um die Häuser ziehen. Sie bat ihn, ausnahmsweise mal allein nach Hause zu kommen, sie hatte keine Lust auf eine Plauderei mit einem seiner Betthasen am nächsten Morgen.
Er versprach es.
Sie traf kurz nach acht Uhr abends im Zeitungshaus ein. Die Büros waren nahezu leer, nur wenige Kollegen saßen vor ihren PCs und schrieben konzentriert. Auch Conny war nicht an ihrem Platz.
Sarah hängte Mantel und Handtasche an die Garderobe in ihrem Büro. Ein
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