Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
weiß. Und so soll es auch bleiben, Sarah, weil es unwichtig ist, wer mir die Fotos geschickt hat. Hilde und ich hatten …«
» Es geht mich nichts an, David.«
» Trotzdem sollst du’s wissen. Hilde und ich hatten eine sehr lose Beziehung. Keine Verpflichtungen, keine gemeinsamen Auftritte, keine offizielle Beziehung. Sie war viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, hätte niemals dauerhaft einen Mann an ihrer Seite geduldet. Der nahm ihr nur die Luft zum Atmen. Wenn du weißt, was ich meine?«
Zum ersten Mal, seit sie beim Wiener Boten arbeitete, sah Sarah mehr als nur ihren Boss in Gruber. Zum ersten Mal stand ein Mann vor ihr, der aß und trank und der ein Sexualleben hatte.
» Verstehe.«
» Wie weit bist du mit dem Artikel?«, fragte er schließlich.
» Morgen früh liegt er auf deinem Schreibtisch.«
» Das Thema?«
Sarah überlegte kurz. Sollte sie ihm jetzt schon sagen, dass sie die Bombe platzen lassen wollte? Warum eigentlich nicht, spätestens am nächsten Morgen wüsste er so oder so Bescheid.
» Ich sage die Wahrheit.«
» Die Wahrheit«, wiederholte er, erhob sich und wandte sich zum Gehen. » Was ist die Wahrheit?«
» Dass da draußen ein Wahnsinniger rumläuft, der arbeitslose Frauen tötet.«
» Du glaubst es.«
Sarah nickte.
» Aber meinst du nicht, dass es dafür noch zu früh ist? Womit willst du deine Behauptung untermauern?«
Sie erzählte ihm von ihrer Theorie.
» Das sind sehr spärliche Hinweise, aber keine haltbaren Beweise. Das ist dir hoffentlich klar. Du weißt, dass Stein dir den Kopf abreißen wird?«
Sarah nickte. » Was soll ich deiner Meinung nach sonst tun? Aus Hildes Aufzeichnungen geht mehr nicht hervor, und an die Polizeiakten komme ich nicht ran. Auch wüsste ich nicht, wen ich dazu noch befragen soll. Mein Entschluss steht fest. Sollte ich falsch liegen, kannst du mich feuern.« Was redete sie da eigentlich? » Aber wenn ich Recht habe, können wir diesen Wahnsinnigen aus seiner Deckung holen und vielleicht Leben retten.«
» Okay. Du musst aber aufpassen, und lass Stein komplett aus dem Bericht raus. Er hat mich im Visier.«
» Dich im Visier? Blödsinn. Wieso?«
» Er hat rausgefunden, dass Hilde sich einige Male mit dem Nachrichtenchef des ORF getroffen hat. Sie hat ihm eine sensationelle Geschichte versprochen, und ich denke, ich weiß, welche Geschichte das gewesen wäre.« Er klang traurig.
» Und warum hat Stein dich jetzt im Visier?«
» Sie wollte den Wiener Boten verlassen. Das wäre ein Motiv, meint Stein.«
Sarah schluckte und starrte ihn an.
Er lachte heiser. » Keine Angst. Ich hab sie nicht umgebracht.«
» Das weiß ich doch, und ich weiß auch, dass unser Serientäter wieder zuschlagen wird.«
Gruber versuchte zu lächeln. » Und weißt du auch, wo? Hast du vielleicht ein Käuzchen auf einem Haus sitzen und schreien gehört?«
» Das hier hat nichts mit meinem Aberglauben zu tun«, erwiderte Sarah.
» Entschuldige.«
» Schon gut. Ich sag dir, spätestens in einem Monat tötet er wieder. Das Einzige, was mich noch etwas verwirrt, ist der Mord an Hilde. Der passt hier überhaupt nicht ins Schema.«
» Und was, wenn Hilde nur ein, wie soll ich sagen …« Er grübelte. » Nicht geplant war? Überleg mal, Sarah. Wenn das, was wir hier haben, alles war … mit dem wäre Hilde niemals rausgegangen.«
» Sie wollte einen Informanten treffen, und wie wir inzwischen wissen, heißt dieser Informant Albo.«
» Und dieser Albo sollte ihr weitere Infos übergeben. Material, das ihr ermöglicht hätte zu veröffentlichen«, fasste Sarah zusammen.
» Nur, dass er ihr kein Material gab, sondern sie umbrachte.«
» Davon geht die Polizei jetzt mal aus.«
» Aber was wusste sie, was ihm gefährlich war, das wir nicht finden, Sarah?«
» Ich weiß es nicht, David. Vielleicht wusste sie ja, wer es ist, wollte sich die Bestätigung holen, um ihre Behauptung beweisen zu können.« Sarah riss erschrocken die Augen auf. Daran hatte sie nicht gedacht. » Scheiße«, entfuhr es ihr. » Das würde ja bedeuten, dass Hilde nicht auf die Liste der Opfer gehört. Dadurch stimmt meine Vermutung mit dem Zeitschema nicht mehr. O Gott, David! Der Kerl kann jeden Moment wieder zuschlagen.«
Gruber zog seine Jacke aus, warf sie über die Sessellehne. » Du hast absolut Recht. Stein kann die Frauen da draußen nicht so schnell warnen, wie der Typ töten kann. Wenn er sie überhaupt warnt, denn überzeugt ist er von Hildes Theorie nicht.«
» Was tun wir
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