Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
seine Jungfräulichkeit verlor. Er war 15 Jahre alt, hatte die ältere Schwester seines Freundes beim Duschen beobachtet.
Unabsichtlich.
Sie hatte vergessen, die Tür zum Badezimmer zu verschließen, er musste auf die Toilette, war eingetreten, hatte zugesperrt und war dann einfach nur dagestanden. Irgendwann hatte sie das Wasser abgedreht und ihn bemerkt. Er war rot geworden und wollte weglaufen. Aber sie hatte nur gelächelt und kein Wort gesagt. Zwei Tage später waren sie zum ersten Mal allein gewesen. Sein Freund hatte vergessen, dass er kommen wollte, und war ins Schwimmbad gefahren, die Eltern seines Freundes waren arbeiten. Sie hatte ihm die Tür geöffnet, wieder gelächelt, ihn hereingebeten und unter die Dusche mitgenommen. Sie musste bei ihrer Begegnung im Bad gesehen haben, wie sehr ihn ihr nackter Körper, das Wasser und der Duft der Seife erregt hatten. Das stand alles für Reinheit.
Sie hatte ihn so lange eingeseift, bis er sich völlig entspannt hatte, seine Erektion unübersehbar war. Dann hatte sie das Wasser abgedreht, ihn gebeten, sich auf die Badematte zu legen. Er hatte gehorcht, und sie hatte sich über ihn geschoben. Damals war er zum ersten Mal in seinem Leben in eine Frau eingedrungen. Das Spiel hatten sie einige Zeit gespielt. Heimlich hatte er sich zu ihr geschlichen, sich benommen wie ein Süchtiger auf der Suche nach Drogen. Hatte sie angebettelt, mit ihm zu duschen.
Damals hatte er auch begriffen, dass es einen Körperteil gab, den ausschließlich seine Hormone beherrschten. Anders als beim Schreiben konnte er bei einer Erektion nicht eingreifen, sie verhindern oder verbergen. Sein eigener Wille zog sich bereits während der Anfangsphase in ein Versteck zurück. Ein Zustand, den er mehr genoss als alles andere in seinem Leben.
Sie stand noch immer mit dem Rücken zu ihm, stützte sich mit den Händen an den Fliesen ab, die Beine gespreizt, bewegte sich so, wie er es vorgab.
Jetzt.
Er drückte die Klinge des Rasiermessers von hinten gegen ihre Kehle. Auch wenn er ihr Gesicht nicht sehen konnte, spürte er, dass sie Angst hatte. Todesangst. Jede Faser ihres Körpers war angespannt, ihre Hände verkrampft.
Er war sich sicher, dass sie ihre Augen offen hielt, starr auf die Fliesen gerichtet. Der Spaß an der Sache war ihr offensichtlich vergangen. Er drückte die Klinge stärker gegen ihren Hals. Blut floss in dünnem Rinnsal ihre Brust hinab. Sie stöhnte laut auf, begann heftig und stoßweise zu atmen. Würde sie schreien?
Er überlegte, ob er noch etwas sagen sollte. Eine Erklärung für das, was er hier tat, was er ihr gleich antun musste. Es hatte nichts mit ihr zu tun.
Sie würde es nicht verstehen.
Jetzt spülte das Wasser Blut in den Ausguss, viel Blut.
15
Kurz nach elf Uhr hatten sie den Artikel zu ihrer Zufriedenheit fertiggestellt. Eine Stunde zuvor hatte es zu regnen begonnen und nicht mehr aufgehört. Sarah hatte keinen Schirm dabei, überlegte, ein Taxi zu rufen, um auf dem Heimweg nicht durch und durch nass zu werden.
» Darf ich dich noch zu einem späten Abendessen einladen? Es gibt hier ein nettes Lokal. Mit dem Auto sind wir in wenigen Minuten dort. Danach fahre ich dich nach Hause. Liegt auf dem Weg.«
Sarah überlegte, ob der Hunger überwog oder die Müdigkeit.
» Gern«, stimmte sie schließlich zu.
Sie nahmen ihre Jacken von der Garderobe, löschten das Licht und machten sich in Grubers schwarzem Volvo Country auf den Weg.
» Um diese Zeit mag ich die Stadt besonders gern. Es scheint, als käme sie endlich zur Ruhe.«
David lächelte sie von der Seite an, sagte aber kein Wort.
Das Restaurant war auch zu dieser Stunde noch gut besucht. Stimmengewirr vermischte sich mit Musik. Kellner mit knöchellangen schwarzen Schürzen bewegten sich zwischen den Tischen hin und her, stellten Gläser, Teller und Flaschen darauf ab.
» So viel zum Thema: die Stadt kommt zur Ruhe«, sagte Gruber. Seiner Stimmlage konnte sie entnehmen, dass auch er auf ein Abendessen zu zweit gehofft hatte. Ein Kellner kam und bot ihnen einen Tisch im hinteren Bereich des Lokals an. Der Ober entzündete die Kerzen auf dem Tisch und drückte ihnen zwei Speisekarten in die Hand.
» Zu trinken?«, fragte er.
Sarah würde nie verstehen, warum in Restaurants immer sofort nach dem Getränkewunsch gefragt wurde, obwohl sie doch noch gar nicht wusste, was sie essen wollte. So als habe Gruber ihre Gedanken erraten, klappte er die Karte nach einem kurzen Augenblick wieder zu. » Was
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