Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
hältst du von Gulasch und einem Seiterl Bier dazu?«
Sarah klappte ihre Karte ebenfalls zu. » Genau das richtige Mitternachtsessen wie Silvester«, meinte sie. Sie bestellten. David schaute sie über den Tisch an. Seine Augen glänzten im Kerzenschein. » Ich hoffe, ich habe dich mit der ganzen Sache nicht überfordert«, sagte er.
» Mit Essen kannst du mich nicht überfordern«, erwiderte sie scherzhaft.
» Ich meine mit Hildes Geschichte«, sagte er ernst.
» Schon klar. Vielleicht ein bisschen«, gab Sarah zu. » Am Anfang. Aber jetzt bin ich in der Geschichte drin und bekomme allmählich ein Gefühl für Hildes Arbeit.«
Er lehnte sich sichtlich zufrieden zurück. » Dann ist es ja gut, und wir können von etwas anderem reden.«
» Worüber willst du denn reden?«
» Über dich.«
» Über mich?« Sarah spürte, wie sie rot wurde. » Oh. Da gibt es nicht so viel zu erzählen.«
Er beugte sich vor. Sein Blick war intensiv. » Da bin ich anderer Meinung, Sarah.«
Sie versuchte seinem Blick auszuweichen, richtete ihre Augen auf den Nebentisch, wo ein Pärchen gerade bezahlte. Der Kellner kam und brachte zwei kleine Biere.
» Und was genau interessiert dich?«, fragte sie und hoffte, dass es nicht ihre Familie wäre. Sie hatte keine Lust, mit ihm über Chris oder ihre toten Eltern zu reden.
» Woher kommt eigentlich dieser Hang zum Aberglauben?«
Dieses Thema war kein Problem, darüber sprach sie gern. Über Ursprung, Ursache und Nebenwirkungen. Sollte man Aberglauben bekämpfen? Was hat hier der Mensch, was hat vor allem die katholische Kirche im Namen des Glaubens Grausames angerichtet? Verfolgungen, Hexenverbrennungen. Maschinerien des Todes, erzeugt durch Unverständnis und den krankhaften Versuch, Angst zu verbreiten und dadurch noch mehr Macht auszuüben.
Doch war viel in das heutige Alltagsleben eingeflossen, einige Gewohnheiten waren ja auch durchaus amüsant und nett, wie etwa auf Holz zu klopfen, die Daumen zu drücken oder Glücksbringer zu Silvester verschenken.
» Meine Mutter hat mir das in die Wiege gelegt, sie hat es wiederum von ihrer Mutter mitbekommen. Ist also im Grunde genommen so etwas wie ein Familienschaden.« Sie lachte verlegen. » Meine Großmutter war Italienerin. Sie kam aus Neapel, da ist das noch ziemlich stark in den Menschen drinnen. Leider oft auch im negativen Sinn.«
» Im negativen Sinn?«
» Katzen töten zum Beispiel. Wird dort heute noch praktiziert.«
» Wirklich? Das wusste ich nicht. Aber ich finde das Thema spannend. Sollten wir vielleicht mal für den Wiener Boten aufgreifen. Woran glaubst du da genau? Ich meine, hast du Angst, wenn eine schwarze Katze über die Straße läuft? Liest du aus dem Kaffeesatz?«
» Ich bin keine Hexe, wenn du das meinst. Ich habe auch keine Angst, wenn mir eine schwarze Katze über den Weg läuft. Schwarze Katzen im Haus sind Glücksbringer. Ich habe selber eine schwarze Katze zu Hause. Sagen wir so: Es macht mir einfach Spaß, Dingen oder Situationen eine Bedeutung zu geben.«
Das Gulasch wurde serviert. Sie begannen zu essen.
» Was genau ist es? Dein Schmuck zum Beispiel. Mir ist aufgefallen, dass du oft Edelsteine trägst.«
» Das ist dir aufgefallen?«
Er lächelte sie an.
Was passierte hier? Flirtete er mit ihr?
» Gut, sagen wir so: Ich glaube einfach, dass es mehr gibt auf dieser Welt als das, was wir rational wahrnehmen können. Die Menschen versuchen ständig alles zu verstehen, wissenschaftlich zu erklären, alles muss einen logischen Grund haben. Wozu? Ich finde das langweilig. Das Leben bietet so viele verschiedene Facetten, warum muss man immer alles erklären? Zum Beispiel die Daumen zu drücken.«
» Ist Daumendrücken nicht eher eine Art … wie soll ich sagen … Sprachgebrauch?«
» Stimmt. Niemand macht sich darüber Gedanken. Trotzdem ist es ein Aberglaube, der eigentlich bedeutet: Ich halt dir die bösen Dämonen vom Leib.«
» Wirklich?«
» Na ja, ich hab meinen Vogel wie jeder Mensch seinen Vogel hat. Aber es interessiert mich auch, woher bestimmte Dinge kommen, was man damit bezwecken wollte und in welchem Zusammenhang sie einmal standen.«
» Also doch eine Art Wissenschaft«, sagte Gruber. » Noch ein Bier?«
Sarah nickte. » Ja, eines geht noch.«
Gruber winkte dem Kellner und bestellte zwei weitere Seiterl.
» Wenn du willst, nenne es Wissenschaft, ich nenne es mein Hobby«, erläuterte Sarah.
» Faszinierend«, sagte Gruber. » Was ist mit Hexen und Dämonen?«
» Die sind
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