Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
Ihrer Nähe. Noch nicht. Aber das kann sich schneller ändern, als Ihnen lieb ist.«
» Wer verdammt noch mal sind Sie? Sagen Sie es mir, oder ich lege auf.«
» Das werden Sie nicht tun, meine Liebe. Sie sind viel zu neugierig. Aber ich denke, im Laufe unseres Gesprächs werden Sie begreifen, wer ich bin.
Also, was denken Sie, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt?«
» Wofür?«
» Dafür, derartige Artikel zu schreiben.«
Sarah war einer Ohnmacht nahe. Sei ein Profi, sei verdammt noch mal ein Profi. Was hätte Hilde Jahn an ihrer Stelle getan? Ihn reden lassen. Wann hatte man schon mal die Gelegenheit, mit einem Serienkiller zu sprechen? So was sah man normalerweise nur in amerikanischen Filmen. Sie blieb stehen, atmete tief durch und sagte mit bemüht fester Stimme: » Sagen Sie mir, wie viel Zeit mir bleibt!«
» Na endlich haben Sie das Spiel begriffen.«
» So wie Mensch ärgere dich nicht? Sie würfeln eine Sechs und bestimmen, wer rausfliegt?«
Ein lautes Lachen war die Antwort. » Sie haben ja Humor, meine Liebe. Aus der Sicht habe ich das Ganze noch nicht betrachtet. Also, wenn Sie so wollen ist es eine Art Mensch ärgere dich nicht. Ich stelle die Kegel auf und werfe sie raus, bevor sie ihr Haus erreicht haben.«
» Warum?«
» Halten Sie mich wirklich für so dumm, Ihnen das nähere Motiv, den Hintergrund, zu verraten? Die journalistischen Fragen müssen Sie schon selbst beantworten. Ihren Job kann ich nicht auch noch machen, obwohl«, er machte eine kurze Pause, » ich glaube, Sie wissen schon, warum ich das tun muss.«
» Tun muss?«, wiederholte Sarah schrill mit Betonung auf dem letzten Wort.
» Eines Tages werden Sie mir vielleicht dankbar sein, meine Liebe.«
Sarah spürte, wie die Angst der Wut wich. » Ihnen dankbar sein? Einem Mörder? Vergessen Sie’s.«
» Wie Sie meinen. Vielleicht ändern Sie Ihre Meinung ja noch«, antwortete er in ruhigem Ton.
» Sie haben mir noch immer meine Frage nicht beantwortet, Herr Freund. Oder soll ich Feind zu Ihnen sagen«, fragte Sarah provokant.
» Das überlasse ich Ihnen«, kam es galant zurück. » Helfen Sie mir! Welche Frage meinten Sie?«
» Die Antwort auf die Frage, wie viel Zeit mir noch bleibt.«
» Sagen wir so: Drehen Sie sich in Zukunft drei Mal um, bevor Sie auf die Straße gehen. Ich werde mir demnächst erlauben, mich um Sie zu kümmern, verspreche Ihnen, dass es nicht weh tut. Jedoch befürchte ich, dass es dennoch kein schneller Tod sein wird. Ein Gehirn, das derart schön formulierte Wörter in die Hand diktiert, hat es verdient, nicht zu leiden und unbeschädigt zu sterben. War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
Dann legte er auf. Sarah stand mit dem Handy in der Hand auf dem Gehsteig. Sie zitterte am ganzen Körper, als stünde die Bedrohung direkt hinter ihr.
» Verdammte Scheiße«, fluchte sie leise.
18
Sarah klopfte an, wartete die Antwort aber nicht ab, sondern trat ein und setzte sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch, atmete tief ein und wieder aus, wie sie es kurz zuvor auf der Straße getan hatte. Kunz lehnte sich in seinen Sessel zurück, beobachtete sie stumm, wartete auf eine logische Erklärung für diesen Auftritt.
» Er hat mich angerufen«, sagte sie schließlich.
» So. Er hat dich angerufen. Wer bitte ist er?«
» Albo.« Sie war am Ende mit den Nerven.
Der Chef vom Dienst hob die Augenbrauen. » Was? Wo? Auf deinem Handy?«
» Nein. In der Redaktion. Eine der Telefonistinnen hat ihn dann auf mein Handy verbunden. Ich war gerade beim Würstelstand ums Eck.«
» Sie hat ihm aber hoffentlich nicht deine Nummer gegeben?«
Sarah zuckte die Achseln. » Glaube nicht.«
» Steht die Nummer im Telefonbuch?«
» Ähm?« Sarah brauchte einige Sekunden, um zu überlegen. » Nein. Nur meine Festnetznummer.«
» Dann hat er auch deine Adresse.« Kunz sprang aus dem Sessel hoch.
» Danke«, sagte Sarah. » Jetzt hab ich richtig Angst. Mein Gott, ja, der weiß sicher, wo ich wohne. Ich lebe mit meinem Bruder in der Wohnung, und er hat von meinem kleinen Bruder gesprochen. Er weiß von Chris. Mein Gott, Herbert.« Sie schlug die Hände vors Gesicht.
» Uns wird schon was einfallen, Sarah. Hast du im Vorzimmer schon nach der eingegangenen Nummer gefragt?«
» War unterdrückt. Habe ich mir aber schon gedacht. Der Mann bringt Leute um, da wäre er ganz schön bescheuert, wenn er mal eben von seinem Apparat zu Hause hier in der Redaktion anrufen würde. Da kann er doch gleich den Stein direkt anrufen und
Weitere Kostenlose Bücher