Toedliches Verlangen
Energie zu kontrollieren … sie zurückzuhalten und ihm zu verwehren, während er sie missbrauchte? Myst schloss fest die Augen. Bleib stark. Bleib stark . Sie wiederholte das Mantra wieder und wieder, unterdrückte ein Schluchzen, als Ivar seine Hand unter ihr Hemd schob.
Seine Handfläche kam flach auf ihrem nackten Bauch zu liegen. »Na, wer antwortet jetzt nicht mehr?«
Sie schrie, kämpfte gegen seinen Griff an, Wut verlieh ihr Kraft. Ihr Kampfschrei hallte durch den Raum, und sie stemmte sich mit beiden Händen gegen die Wand. »Fick dich!«
»Ganz genau … lass uns anfangen.«
Sein heißer Atem strich über ihr Ohr, während er an der Kordel ihrer Krankenhaushose zog. Sie bäumte sich auf, kämpfte mit aller Macht gegen seinen lähmenden Griff, wehrte sich gegen seine Berührung. Der Knoten ging auf. Die Baumwolle über ihren Hüften rutschte einen Zentimeter nach unten. Tränen stiegen ihr in die Augen, sie schaffte es nicht, sie zurückzuhalten. Aber Myst weigerte sich, auch nur eine einzige zu vergießen. Diese Befriedigung würde sie Ivar nicht geben. Er sollte zur Hölle fahren. Bastian würde ihn genau dahin schicken und dann …
Bumm!
Die Explosion erklang eine Sekunde, bevor die Druckwelle zuschlug. Metall ächzte, als der Schiffscontainer schwankte und Ivar einen Schritt nach hinten taumelte. Myst stolperte mit ihm und fiel zu Boden, als Ivar sie losließ. Angeln quietschten, das schrille Geräusch des rostigen Stahls hallte einen Moment lang im engen Raum wider, bevor die Tür aufschwang.
Lothair steckte seinen Kopf hindurch. Seine dunklen Augen fanden Ivar. »Nightfury im Anflug … sind schnell unterwegs.«
»Gut.« Ivars Mundwinkel bogen sich nach oben, als er einen Blick auf Myst warf. »Er hat den Köder geschluckt. Ist das C4 bereit?«
»Klar.«
»Lockt den Bastard in die Falle. Wir blasen ihm die drecki gen Hörner vom Kopf.« Ivars pinke Augen blitzten auf, und Myst erstarrte vor Entsetzen. Ohne sie aus den Augen zu lassen, zog er einen weiteren Kabelbinder aus der hinteren Hosentasche. Als er näher kam, rollte sie von ihm weg, versuchte aufzustehen. Nicht, dass es einen Ausweg gegeben hätte. Nicht, solange Lothair die Tür versperrte und Ivar auf sie zustampfte wie ein Rhinozeros.
Gerade als sie auf die Beine gekommen war, packte er ihren Knöchel und riss daran. Sie schrie auf, fiel hart zu Boden. Mit dem freien Fuß trat sie nach ihm, zielte auf seinen Kopf. Er wich aus, schlang das Plastikband um ihren Knöchel und streckte dann die Hand nach dem anderen aus. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sie gefangen und fesselte ihre Beine genauso wie ihre Hände.
»Sei ein braves Mädchen und warte hier.« Er tätschelte ihr den Kopf wie einem Hund, lächelte, stand auf und ging zur Tür. Als er sich Lothair anschloss, warf er einen Blick über die Schulter. »Ich komme wieder und bringe zu Ende, was wir angefangen haben, Süße.«
Krachend fiel die Tür hinter ihm zu. Sie hörte ein Klicken und …
O nein. Er hatte sie eingeschlossen, die Tür von außen verriegelt.
Sie lag zusammengerollt auf der Seite. Kälte breitete sich aus, überflutete all ihre Hoffnung, löschte sie mit einem schnellen Streich aus. Myst schloss die Augen. Ohne dieses Schloss hätte sie vielleicht eine Chance gehabt. Sogar an Händen und Füßen gefesselt hätte sie Zentimeter um Zentimeter in Richtung Freiheit kriechen können. Aus der Tür und in den Durchgang zwischen den Containern gelangen können. Aber jetzt? War sie verloren … musste auf eine Rettung warten, die vielleicht niemals kommen würde.
»Bastian«, flüsterte sie und fand Trost im Klang seines Namens. »Ich bin hier. Genau hier. Finde mich.«
Bevor Ivar zurückkommt.
Sie sprach die Worte nicht aus. Brachte es nicht über sich, Ivars Namen auszusprechen. Nicht laut. Es schien ihr wie ein schlechtes Omen, als verliehe es dem Feind Macht, und verrückt oder nicht, sie weigerte sich, ihm diesen Gefallen zu tun. Von jetzt an würde er nur noch den Namen »das Arschloch« tragen, in ihrem Herzen und in ihrem Verstand.
Myst bemühte sich, ruhig zu bleiben, und wiegte sich auf dem Stahlboden vor und zurück. Die Bewegung half ihr, den Nebel der Angst zurückzudrängen. Stück für Stück wurde ihr Geist wieder klarer, erlaubte es ihr, verschiedene Szenarien durchzuspielen. Das »Was-Wenn«-Spiel gab ihr das Gefühl, besser vorbereitet zu sein, gab ihr Antworten auf unwahrscheinliche Fragen. »Wenn er das macht, mache ich das.«
Eine
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