Toedliches Verlangen
und versetzte ihm noch einen Schlag. Seine Augen blitzten, rohe Gewalt loderte in ihnen auf, erhellte die Dunkelheit mit einem pinken Glühen.
»Du Scheißkerl!«
Sie schlug noch einmal zu und riss ihr Knie nach oben, zielte auf seinen Schritt. Er trat beiseite und zog ohne Gnade ihren Kopf zurück, bis sie auf den Zehenspitzen stand. Mit einem Fluch unterdrückte sie die Tränen, weigerte sich, Schwäche zu zeigen oder den Schmerz anzuerkennen, und trat ihn erneut. Er fing den Tritt mit dem Oberschenkel ab und drückte sie gegen die Containerwand.
Kalter Stahl drückte in ihrem Rücken, und die Realität holte sie ein. Sie konnte nicht gewinnen. Er war zu stark. »Lass mich los … lass mich los!«
»Lektion Nummer eins … sag mir nicht, was ich tun soll«, sagte er und baute sich vor ihr auf, kam näher und presste sie mit seinem Körper gegen die Wand. Unfähig, sich zu bewegen, wandte sie den Kopf ab, würgte, als er sich über sie beugte. Sein warmer Atem traf sie eine Sekunde, bevor seine L ippen über ihren Wangenknochen strichen. »Lektion Nu mmer zwei? Gib mir, was ich will, und du bleibst am Leben.«
»Ich gebe dir gar nichts.«
Sie fühlte, wie sich seine Lippen ihrer Haut näherten. »Hmm … Kleine. Du riechst so gut. Wette, du schmeckst noch besser. Schenk mir einen kleinen Schluck … nur eine winzige Kostprobe dieser ganzen Energie.«
Ihr Magen zog sich zusammen. Sie schluckte, versuchte, die Galle zurückzudrängen. »Fahr zur Hölle.«
Ivar fauchte, das Geräusch klang laut neben ihrem Ohr. Angst durchströmte sie, wurde stärker, verlieh ihrer Energie die Kraft eines Hurrikans. Sie ließ es zu, empfing die Wildheit, die sie immer gefühlt hatte, mit offenen Armen, ließ sich vom peitschenden Wind in ihrem Inneren ins Auge des Sturms tragen. Aus seiner Mitte heraus kontrollierte sie seine Kraft, setzte ihm Grenzen, als Ivar ihren Kopf zur Seite bog und den Kopf senkte. Sie hatte gelernt, wie es war, als Bastian von ihr getrunken hatte. Sie wusste, wie die Verbindung sich anfühlte, und wie er sie öffnete. Jetzt wollte sie nur eines: sie kappen. Ihre Energie gehörte dem Mann, den sie liebte, und niemand anderem. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass Ivar sich nahm, was ihm nicht gehörte.
Ivar presste seinen geöffneten Mund an ihre Kehle. Er saugte heftig an ihrer Haut, suchte nach der Quelle, die ihm geben würde, was er wollte. Myst verstärkte ihren Griff um den Energiestrom, als er hinter ihrer mentalen Barriere anschwoll. Eine Pause. Etwas verschob sich in ihrem Inneren, und der Meridian zog sich zurück, respektierte ihr Recht, ihn zu beherrschen.
»Was zum Teufel?« Ivar zuckte zusammen, dann wich er zurück. Entsetzen stand in seinen pinken Augen.
»Die Energie gehört mir.« Sie begegnete seinem Blick, ohne sich abzuwenden, sah, wie die Überraschung sich in Wut verwandelte, als sie ihm seine eigenen Worte ins Gesicht schleuderte: »Und Besitz zählt nur, wenn man ihn hat, Arschloch.«
Er bleckte die Zähne und veränderte seinen Griff. Seine Hand schloss sich eng um ihre Kehle, schnitt ihr die Luftzufuhr ab. Während sie keuchend gegen den Würgegriff ankämpfte, knurrte er: »Du gibst mir, was ich will, Frau. Und wenn ich dich totschlagen muss, um es zu bekommen.«
Die Drohung hätte ihr Angst einjagen müssen, aber sie tat es nicht. Ganz gleich, wie sehr er ihr zusetzen mochte, sie würde nicht nachgeben. Bastian war unterwegs. Sie konnte ihn fühlen. Die Verbindung war schwach, unstet – er war weit entfernt, kam aber schnell näher. Das schenkte ihr Kraft. Genug, um sich zu wehren, als Ivar sie in Richtung eines offenen Schiffscontainers am Ende des Ganges zerrte. Und als die Metalltüren sich dröhnend hinter ihr schlossen, öffnete sie all ihre Sinne und sandte einen Ruf aus, der allein Bastian galt, betete, dass er sie erreichen würde, bevor es zu spät war.
An der Spitze der Nightfury-Krieger jagte Bastian durch die Wolken. Kondenswasser spritzte von den Spitzen seiner Flügel, als er über Süd-Seattle glitt, die Lichter der Stadt unter ihm nur stecknadelkopfgroß. In schnellem Flug sandte er sein Ortungssignal in alle Richtungen aus. Jedes Ping kehrte zu ihm zurück, wies ihm den Weg, während Geruch, Klang und sein Sonar ihn mit Informationen versorgten.
Die Polizeistation war ein Reinfall gewesen. Dreißig Sekunden über dem Schauplatz hatten ihm alles verraten, was er wissen musste. Die Betonwand zierte ein großes Loch, und die Cops hatten keine
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