Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
noch einmal die Ereignisse des Tages im Kopf Revue passieren.
Falls Billy Schultz Minerva Hunt wirklich erkannt hatte, warum war sie dann vorher schon öfter in Tina Barrs Wohnung gewesen? War es irgendwie verdächtig oder war es ganz natürliche Neugier, die ihn dazu bewogen hatte, die Maske des Täters aufzuheben - oder war er vielleicht selbst der maskierte Eindringling gewesen?
Ich schloss die Tür zu meiner Wohnung auf und schaltete das Licht im Flur an. Ich stellte die Tasche mit dem Orangensaft und den Brötchen neben das Sideboard und ging mit den Kosmetika aus der Drogerie weiter in Richtung Wäscheschrank.
Die Schlafzimmertür war geschlossen. Im Bruchteil einer Sekunde fiel mir ein, dass Donnerstag war und meine Zugehfrau nicht hier gewesen war. Ich war mir aber sicher, dass ich die Tür, wie üblich, offen gelassen hatte. Ich ging langsamer.
Von innen kam ein Geräusch - als würde jemand eine Schublade schließen. Ich wich zurück. War das Haus heute Nachmittag für längere Zeit unbewacht gewesen? Könnte sich ein Unbefugter Zutritt verschafft haben? Ich dachte unwillkürlich an die Latin Princes - eine Gang, deren Anführer ich hinter Gitter gebracht hatte und deren Mitglieder mich den ganzen Sommer über beharrlich verfolgt hatten.
Ich wollte wieder zur Wohnungstür und drehte mich um, wobei der lange Gurt meiner Tasche an der Türklinke des Gästezimmers hängen blieb. Als ich mich vorbeugte, um ihn zu lösen, fielen die Drogerieartikel aus meiner Tasche.
Ich ließ alles los und rannte zum Eingang. Ich hörte, wie hinter mir die Schlafzimmertür aufging, und lief
in meiner Angst noch schneller, keuchend wie nach einem Fünfkilometerlauf. Ich hatte schon die Hand auf dem Türgriff, als ich eine Männerstimme hörte.
»Alexandra? C’est toi? «
Ich atmete tief durch, lehnte mich gegen die Tür und legte erleichtert den Kopf in den Nacken.
»Habe ich dich erschreckt, mon ange ? Dabei wollte ich dich doch nur überraschen.« Luc Rouget stieg, nur ein Handtuch um die Hüften, über die Einkaufsartikel und kam auf mich zu. »Alles in Ordnung, Alex?«
Ich nickte und lächelte. Er schloss mich in die Arme, und ich klammerte mich ganz fest an ihn.
15
Eine Stunde später lagen wir noch immer eng umschlungen im Bett und lachten darüber, dass Joan Staffords wunderbarer Plan, Luc bei seiner Überraschung zu helfen, beinahe schiefgegangen wäre.
»Wir dachten, es sei absolut idiotensicher«, sagte Luc. »Ich musste gestern Abend nach Washington, um ein paar Investoren zu treffen, und so sind wir heute zusammen nach New York geflogen und haben um die Ecke bei Swifty’s zu Mittag gegessen. Das Lokal ist so schön amerikanisch. Dann hat Joan mich in deine Wohnung gelassen. Faites comme chez vous , meinte sie, und das habe ich auch getan.«
Joan und ich hatten gegenseitig die Schlüssel zu unseren Wohnungen, und die Pförtner kannten sie ebenso gut wie meine Eltern und Brüder.
»Es freut mich, dass du dich hier wie zu Hause fühlst.« Ich küsste ihn auf die Nasenspitze.
»Wir waren bei Grace’s Marketplace und haben dort eingekauft, weil ich dich mit einem leckeren Essen empfangen wollte. Joanie meinte, dass du nie, aber auch nie vor sieben oder acht Uhr zu Hause bist. Jamais, jamais .«
»Es kommt tatsächlich sehr selten vor. Aber wir haben nicht weit von hier ermittelt. Ich habe diese Woche schon mehrmals bis spät in die Nacht gearbeitet und deshalb heute früher Feierabend gemacht. Ich weiß nicht, warum ich so nervös war.«
Luc strich mir die Locken aus der Stirn und gab mir einen langen, zärtlichen Kuss. »Fühlst du dich jetzt besser?«
»Wie ein anderer Mensch.«
»Ich will dich so, wie du bist, Alexandra. Ich habe mit dir geschlafen, und mit keiner anderen.«
»Daran habe ich keine Zweifel.« Ich rollte zur Seite und setzte mich auf.
»Falls doch, kann ich dich gern noch mal überzeugen.« Luc zog mich spielerisch wieder nach unten, strich mir mit dem Finger langsam über die Wirbelsäule und die Rückseite des Oberschenkels und küsste mich in die Kniebeuge. »Sieht aus wie du, fühlt sich an wie du und schmeckt so toll wie beim letzten Mal.«
»Ich schmecke bestimmt noch besser, wenn ich geduscht habe.«
»Gönn dir eins deiner dekadenten Schaumbäder, Liebling. Ich bereite schon mal das Essen vor.«
»Bin ich deine Testperson für ein neues Gericht?«
Lucs Vater, Andre Rouget, war ein hervorragender französischer Koch gewesen. Er hatte in einem Townhouse auf der Upper
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