Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
, als Jill Gibson dort noch die Aufsicht hatte, aus der Boston Public Library , dem British Reading Room , der niederländischen Nationalbibliothek in Den Haag. Soll ich mit der Aufzählung fortfahren?«
    »Wie erhielt Forbes Zugang zu all diesen Sammlungen?«
    »Er war Händler, versteht sich. Händler, Wissenschaftler - zumindest in seinen Augen - und Hochstapler. Es sind immer die Insider, Ms Cooper. Da müssen Sie suchen, nicht bei den gewissenhaften Angestellten.«
    »Das verstehe ich nicht.« Mike berührte die vier aufeinandergestapelten Folianten auf Herricks Schreibtisch. »Wie kommt man damit an den Bibliothekaren oder den Sicherheitskräften vorbei? Es muss doch auffallen, wenn jemand mit diesen riesigen Büchern in ihren kunstvoll verzierten und mit goldener Aufschrift versehenen Ledereinbänden die Bibliothek verlassen will? Selbst wenn der ein oder andere Band in eine Einkaufstüte passen könnte, sind doch die meisten viel zu groß.«
    Herrick nahm einen kleinen Gegenstand aus der Schreibtischschublade und legte ihn auf die Schreibtischunterlage. Dann klappte er den fein gearbeiteten Einband seiner Cosmographia des sechzehnten Jahrhunderts zu und griff nach einem noch größeren, in
schwarzes Leder gebundenen Buch mit aufgeprägten Goldlettern.
    »Kein Grund, nervös zu werden«, sagte Herrick und zückte ein Schablonenmesser - eine kurze, scharfe Klinge mit einem Metallgriff von der Größe eines Kugelschreibers. »Ich will niemandem die Kehle durchschneiden.«
    Mit einer Bewegung fuhr er mit der Klinge die Seite hinab und trennte sie von der Bindung. Dann rollte er das Blatt zusammen und ließ es in seinem Ärmel verschwinden.
    »Keine Sorge. Dieses Buch war bereits von einem Dieb ausgeweidet worden, bevor ich es ersteigert habe. Und genau das ist der Punkt, Detective. Wenn Sie nur eine Seite aus einem Shakespeare-Folio klauen, dann bringt Ihnen das überhaupt nichts. Vielleicht ein interessantes Blatt Papier, aber ohne jeden Marktwert. Aber wenn Sie so ein Blatt einfach in den Ärmel schieben« - Herrick reckte gleichsam triumphierend die Arme in die Luft - »sagen wir, eine einzelne Karte aus John Smiths großartigem Atlas der amerikanischen Kolonien, dann verlassen Sie die Bibliothek mit einem Gegenstand im Wert von mehreren hunderttausend Dollar, den sie sofort verkaufen können und dessen Herkunft sich im Prinzip nicht zurückverfolgen lässt.«

14
    »Da bin ich ja dieses Mal viel glimpflicher davongekommen als bei meiner letzten Begegnung mit der Polizei«, sagte Alger Herrick, als er uns die Treppe zum Aufzug hinaufführte.

    Ich drehte den Kopf zu Mike. »Worum ging’s da?«
    »Das ist schon ein paar Jahre her. Ich war auf dem Weg von London zu meinem Landhaus, nachdem ich bei einer Versteigerung gerade einen sensationellen Kauf getätigt hatte. Mercators Atlas von 1595. Das erste Buch in der Geschichte, das als Atlas bezeichnet worden ist«, sagte Herrick. »Meine Frau hatte mich zur Feier des Tages zum Essen eingeladen, und ich hätte eigentlich schlau genug sein müssen, mich danach nicht mehr ans Steuer zu setzen.«
    »Sind Sie in der Ausnüchterungszelle gelandet?«, fragte Mike und quittierte meine besorgte Miene mit einem schiefen Grinsen.
    »Nein, ich wurde nicht eingesperrt, Detective. Aber ich war für einige Monate meinen Führerschein los und musste außerdem noch eine saftige Strafe zahlen, die allerdings bei weitem nicht so hoch war wie der Preis für meine Neuerwerbung.« Herrick öffnete die Aufzugstür. »Falls ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein und Sie mit jemandem in Kontakt bringen kann, sagen Sie mir Bescheid. Ich hoffe, Tina wird sich wieder beruhigen und bald ihre Arbeit aufnehmen.«
    »Wir möchten sie unbedingt finden«, sagte ich. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    Im Aufzug machte Mike Smalltalk, und erst als wir uns von den Angestellten im Gebäude entfernt hatten, wollte er wissen, welchen Eindruck ich von Herrick hatte. »Ich weiß nicht, was du von ihm hältst, aber ich wette, der Knabe hat noch genug Schmalz in den Armen, um unsere Mordwaffe oder etwas anderes zu schwingen.«
    »Du magst ihn bloß nicht, weil er deine Zuneigung für Minerva nicht teilt.«

    »Die müssen wir uns jedenfalls auch noch mal vorknöpfen. Oder was meinst du?«
    »Ich werde mich morgen früh im Büro bei McKinney einschleimen. Du musst mit der ganzen Hunt-Sippe sprechen - Minerva, Tally, Jasper. Solange ich Pat das Gefühl geben

Weitere Kostenlose Bücher