Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
Unfall.«
»Was machen Sie hier unten, Jurij?«, fragte Mike. »Tut was weh, Coop?«
Ich setzte mich auf und massierte die Finger meiner linken Hand. »Mein Steißbein, mein Handgelenk, und vor allem ist mein Stolz angeschlagen. Was meinst du? Hat man mich auf der 42. Straße noch schreien gehört?«
»Miss Jill hat gesagt, ich soll kommen.«
»Haben Sie die Regale in Bewegung gesetzt? Warum haben Sie das getan?«, schrie Mike Jurij an.
Der Mann konnte vor Aufregung kaum sprechen. »Ich sehe niemand in Gang. Die Regale nicht liniert.«
»Liniert?«
Jill Gibson tauchte in Begleitung von zwei Uniformierten hinter Mike auf. »Er meint bestimmt ›in einer Linie‹.«
»Lassen Sie ihn sagen, was er meint«, sagte Mike. »Was hatten Sie an dem Handrad zu schaffen?«
»Ist meine Aufgabe, Mr Mike. Am Vormittag ich überprüfe und mache alles gerade.«
Am Ende jeder langen Reihe befand sich ein Handrad, ähnlich dem Lenkrad eines Autos. Ich war in den letzten Minuten an Dutzenden solcher Handräder vorbeigegangen und wusste auch, dass man damit die Regale zusammenschieben konnte, um den Platz noch besser zu nutzen. Aber dass jemand das tun würde, solange sich einer von uns zwischen den vollbepackten Bücherreihen befindet, wäre mir nie in den Sinn gekommen.
»Alex wäre nichts passiert«, sagte Jill. »Es ist nur der Schreck. Bewegungssensoren sorgen dafür, dass die Regale sich nicht vollständig schließen, wenn sich ein Gegenstand - oder ein Mensch - dazwischen befindet.«
»Lassen sich die Sensoren ausschalten?«, fragte Mike.
»Na ja, vermutlich kann jedes System manipuliert werden«, sagte Jill. »Jurij, Sie haben nicht zufällig -«
»In jedem von uns steckt ein kleiner Columbo«, sagte Mike. »Fragen Sie nur, Jill. Dann können Sie auch gleich die Fingerabdrücke nehmen und das Beweismaterial einsammeln und die DNA vergleichen. Man kennt das ja alles aus dem Fernsehen, richtig? Dort sieht es immer so kinderleicht aus. Wissen Sie was? Meine Kollegen werden mit Jurij nach oben gehen, und dann kann er uns genau erklären, was passiert ist. Was meinen Sie - wollen wir Recht und Ordnung walten lassen?«
Mike legte mir die Hand unters Kinn und sah mir in die Augen. »Bist du wieder fit?« Er streckte mir die andere Hand entgegen, um mir aufzuhelfen.
»Gleich. Ich brauche nur mal dein Taschentuch.«
Ich wollte nicht, dass Jill oder Jurij den Schlüssel sahen, den ich aufheben wollte. Ich tupfte mir die Nase
ab und nestelte dann an meinem Schuh, wobei ich den Schlüssel in Mikes weißem Taschentuch verschwinden ließ.
»Allez hopp, Blondie!«
Ich stand auf und klopfte mir den Staub von den Klamotten.
»Ich bin runtergekommen, weil ich Ihnen helfen wollte«, sagte Jill. »Ich weiß ja nicht, wonach Sie suchen, aber ich kann Ihnen auf alle Fälle den Notausgang zeigen.«
»Daran hätte Bea auch eher denken können«, sagte Mike verärgert.
»Sie kennt ihn nicht. Für die meisten Angestellten ist das auch nicht notwendig. Der Raum hier wurde mit einem einzigen Eingang konzipiert - durch den Sie hereingekommen sind -, um die Bücher gegen Diebstahl und die Witterung zu schützen«, sagte Jill. »Aber bei der ersten Inspektion wurde festgestellt, dass wir damit gegen sämtliche Feuerschutzauflagen verstoßen.«
»Und was haben Sie dann getan?«
»Jurij kann es Ihnen zeigen, wenn Sie einverstanden sind. Am anderen Ende -«
»Auf der Seite der Sixth Avenue?«, fragte Mike.
»Ja. Dort gibt es zwei Notausgänge, die in die Decke eingelassen sind, kleine Stahlplatten, zirka sechzig Zentimeter im Quadrat.«
»Sind sie verschlossen?«
»Sie sind von innen verriegelt. Das ist ja der springende Punkt. Von außen können sie nicht geöffnet werden, aber theoretisch kann jeder, der sich hier unten aufhält, durch diese Notausgänge evakuiert werden. Sollte hier unten ein Feuer ausbrechen - wenn wir mal den schlimmsten Fall annehmen -, dann lässt sich
die Luke nach oben drücken und eine kleine Klappleiter fällt herunter.«
»Und bingo - schon ist man in Bryant Park und schaut zu, wie die Yankees ihre 5:0-Führung in den Sand setzen«, sagte Mike. »Und wie sieht das von außen aus?«
»Um diese Jahreszeit sind die Platten durch Erde und Sträucher getarnt. Die Blumenrabatten sind mit niedrigen Geländern umgeben, um die Leute auf Abstand zu halten, aber das Gestrüpp ist leicht genug, sodass man die Deckel hochdrücken kann.«
Ich erinnerte mich an die verwüstete Grünfläche, auf der die schwere
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