Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
›Das Hunt-Vermächtnis‹. Was ist damit gemeint?«
    Sie kniff die Augen zusammen, betrachtete die Schrift und schüttelte den Kopf. »Ich kenne die Hunt-Sammlung recht gut, aber dieser Ausdruck ist mir noch nie untergekommen.«
    Ich reichte Mike die Karte. Er steckte sie ein, als Mercer seinen Namen rief.
    »Was ist?«
    »Ich bin hier, im Hinterzimmer. Kommt schnell. Nur du und Alex.«
    Ich hatte Mercer selten so aufgeregt sprechen hören. Ich schlängelte mich im Laufschritt zwischen den alten Holztischen durch.
    Durch einen Türbogen gelangte man in einen angrenzenden Raum - eine abgedunkelte Werkstatt, die mit großen technischen Geräten - Papierschneidern und einer Druckerpresse - ausgestattet war. Dort wo Mercer auf uns wartete, reihten sich drei riesige rostfreie Schränke aus Edelstahl an der Wand.
    »Das hier sind Kühltruhen.« Er hob den Deckel der
ersten Truhe, in der vier Bücher lagen. »Erinnert ihr euch noch daran, wie kalt Tinas Leiche war?«
    »Ja, aber es sieht nicht so aus, als hätte man hier eine Leiche aufbewahrt«, sagte ich.
    Mercer öffnete den Riegel der zweiten Kühltruhe, in der ein einziger Foliant zum Vorschein kam.
    Als er den schweren Deckel der dritten Truhe anhob, stockte mir der Atem. Das kleine, schmale Buch, auf das mein Blick fiel, Die Gedichte von Elizabeth Barrett Browning , hatte einen goldbraunen Kalbsledereinband, der kunstvoll mit vergoldeten Mustern und Lettern geschmückt war.
    Unter dem eisigen Lufthauch aus der Truhe war es deutlich zu sehen: Ein dunkelroter Fleck, höchstwahrscheinlich Blut, überzog den hellen Kalbsledereinband, an dem drei festgefrorene dunkelbraune Haarsträhnen klebten.

22
    »Was sind das für Kühltruhen?«, fragte Mike Lucy.
    »Warum? Glauben Sie …?«
    Jill war in der Zwischenzeit zu Lucy gegangen und hatte ihren Arm um die junge Frau gelegt, die offenbar erst einmal die Möglichkeit zu verkraften versuchte, dass Tinas Leiche direkt vor ihrer Nase versteckt gewesen war.
    »Wie oft werden die Truhen geöffnet?«
    »Nicht … nicht oft. Manchmal monatelang nicht.«
    »Wozu sind sie da?«
    »Für Notfallmaßnahmen. Durch das Einfrieren der Bücher verhindern wir, dass sich der Schimmel noch
weiter ausbreitet. Und es werden Insekten abgetötet, von denen die Bücher befallen sind. Um den Schaden zu begrenzen, legt man ein beschädigtes Buch in die Kühltruhe, vermerkt es im Logbuch, und dann bleibt die Truhe sechs Monate lang geschlossen.«
    »Und alle, die hier arbeiten, wissen das?«, fragte Mike.
    »Ja, aber nicht nur wir. Die Kuratoren oben wissen es auch. Und auch die meisten Sammler, mit denen wir zu tun haben«, sagte Lucy und sah Mike bestürzt aus großen Augen an, so als hätte er sie des Mordes an Tina beschuldigt.
    »Tiefkühlsärge«, murmelte Mike, während er versuchte, ein Handysignal zu bekommen. »Wie praktisch! Groß genug für eine kleine Frau. Geruchsdicht - außerdem stinkt es hier drinnen sowieso. Ein ungastlicher Kellerraum ohne Fenster. Der Mörder hätte sie wochenlang auf Eis lassen können, wenn sich der gestrige Abend nicht dank des Bürgermeisters für eine Leichenentsorgung in der Nähe angeboten hätte.«
    »Das Thermostat befindet sich am Deckel«, sagte Mercer. »Wahrscheinlich hat er die Temperatur entsprechend eingestellt, bis er die Leiche rausnehmen konnte.«
    »Kühl, aber nicht so steif, dass er sie nach Ende der Leichenstarre nicht hätte fortschaffen können«, sagte Mike. »Bis zur Entdeckung der Leiche wäre der Raum so kontaminiert gewesen, dass die Spurensicherung nichts Brauchbares gefunden hätte.«
    »Hier gibt es keinen Handyempfang«, sagte Lucy Tannis. »Sie können das Festnetztelefon neben der Tür benutzen.«
    »Mercer, du wartest hier mit Lucy, während ich die
Spurensicherung hole.« Mikes Ungeduld war förmlich zu spüren. »Sie kann den Jungs alles erklären, und du zeigst ihnen, was wir gefunden haben. Coop und Jill, ihr kommt mit mir. Wir machen den Kartenraum zur Kommandozentrale.«
    Mike nahm drei Stufen auf einmal und rief uns über die Schulter zu, dass wir in Bea Duttons Büro auf ihn warten sollten.
    Zum jetzigen Zeitpunkt hatte ich keinen Grund, Jill und Bea zu trennen. Ich ging in eine Ecke des Kartenraums, um Pat McKinney anzurufen und ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Ich würde wohl kaum sein Wohlwollen gewinnen, wenn ich es ihm überließ, Battaglia über die neuesten Entwicklungen zu unterrichten, aber es war einen Versuch wert.
    Als ich endlich McKinneys Fragen

Weitere Kostenlose Bücher